Katzenparadies?
Seit dem 04. 12. 2021 waren wir ohne Mitbewohner. Der letzte Vierbeiner, der Kater " Oskar " hatte sich mit Katzenseuche angesteckt und verstarb an dem Virus. Das wäre zu vermeiden gewesen, hätte er geimpft werden können. Konnte er aber nicht, weil er zunächst über viele Monate an Katzenschnupfen laborierte und er bereits dagegen geimpft werden musste. Eine weitere Injektion hätte ein hohes Risiko mit sich gebracht. Dann kam auch noch Katzen - Aids hinzu. Wir versuchten diese ebenfalls tödlich verlaufende Krankheit mit einer Therapie zu behandeln, die allerdings mit einem nicht zugelassenen Impfstoff erfolgte und deshalb illegal war. Eigentlich war der von einem Bauernhof in irgendeinem Dorf der baden - württembergischen Provinz stammende Kater von Beginn an krank. So, wie es die anderen drei Katzen auch waren, die wir zwischenzeitlich aufgenommen oder von einem Tierheim erhalten hatten.
Zwei weitere Kater sind uns einfach abgedampft. Sie leben jetzt in der Nähe und haben dort eine neue Unterkunft bekommen. Hieran lässt sich trotz Impfungen und bei aller sonstigen Vorsorge leider nichts ändern. Ein solches Verhalten ist bei Katzen auch nicht so selten. Wenn es ihnen woanders besser gefällt, sind sie dann einfach weg und kehren zumeist auch nicht wieder zurück. Das gehört auch zu den von der Natur vorgegeben Abläufen.
Seit dem 04. 12. 2021 war es im Haus wieder ruhig. Eigentlich viel zu ruhig. Es fehlte uns das Lebendige, das von einem Haustier ausgeht. Kein Kater, der mit mir morgens früh in der Küche in den Tag startet, der auf dem Tisch liegt und mir beim " SPIEGEL " lesen, Radio hören und Kaffee trinken Gesellschaft leistet, der schnurrend um meine Beine herum schleicht, der die Wohnzimmertür mit der Pfote aufdrückt, so dass es aussieht, als betritt ein Elefant den Raum. Auf die Betten, Kissen und Decken bleiben seitdem ohne jene typischen Kuhlen, in denen sich immer Katzenhaare vorfanden.
Wenn wir von unseren Läufen zurück kamen und die Haustür aufschlossen, stand dort kein Kater, der uns freudig begrüßte. Auch andere, gewohnte Abläufe blieben ab dem 4. Dezember aus. Das Fauchen und Knurren vor der lästigen Spritze war nicht mehr zu vernehmen. Das Suchen nach der Katze, die sich zu verstecken versuchte, wenn die Zeit heran nahte und die Tierärztin mit der Spritze zu kommen drohte. Aber auch die manches Mal übrig gelassenen Futterreste in den Näpfen, die ich dann in den Biomüll entsorgen musste, wo sie im Sommer vor sich hin stanken, gehörten der Vergangenheit an.
Das alles soll sich ab heute, den 16. 01. 2022 wieder ändern. Meine bessere Hälfte hat sich nun entschlossen, das Kapitel Hofkatzen vorübergehend abzuschließen und bei einer Rassekatzenzüchterin zwei Thai - Kater erworben. Vollständig geimpft und mit Papieren sind die beiden Jungkatzen.
Die sollen nun ein kleines Paradies erhalten. deshalb bekamen wir von unserer Tochter einen opulenten Kratzbaum mit allerlei Aufbauten geschenkt.
Doch die Montage des guten Stücks gestaltete sich etwas schwierig.
Zunächst war das Turm artige Gebilde durch den Transport ein wenig in Schieflage geraten, weil das mit einem Strick ummandelte Plasterohr von 10 cm Durchmesser am Bodenbereich gebrochen war. Damit konnte ich den Kratzbaum nicht mehr in die eigentlich vorgegeben, senkrechte Position bringen. Zu allem Überfluss las meine bessere Hälfte im Netz, dass das gute und zudem nicht ganz so billige Stück von den heiß geliebten, dann aber ordentlich tobenden Stubentigern, nicht selten einfach umgeworfen wurde. Also mussten zwei Wandhalter gekauft werden.
Nachdem diese per Paketpost eintrafen, hieß es jetzt, den gesamten Kratzbaum zu demontieren. Schwitzend und leicht fluchtend machte ich mich an die Arbeit. Nach zirka einer halben Stunde hatte ich die linke Seite des Aufbaus wieder zusammen geschraubt und die beiden Wandhalter nebst einem weiteren, zuvor gekauften Plüschkorb, montiert. Alles schien so weit erledigt zu sein.
Doch meiner besseren Hälfte gefiel der Aufbau nun nicht mehr. Mäkelnd sah sie sich das Konstrukt an und bestellte daraufhin eine weitere Abstandsrolle von 32 cm Länge. Diese sollte am folgenden Tag geliefert werden. Und - sie kam auch pünktlich. Doch zu meinem, nein, unserem, Entsetzen, hatte die neue Rolle ein anderes Innengewinde. Ich wurde beinahe zum Elch! Der Tag, an dem unsere beiden Vierbeiner abgeholt werden sollten, rückte näher. Der Kratzbaum war indes immer noch nicht begeh - und bespielbar. Ich grübelte in der Nacht von Freitag auf Samstag darüber, wie ich die beiden unterschiedlichen Gewinde miteinander verbinden könnte.
Dann fiel mir siedend heiß ein, dass ich vor Urzeiten, also vor mehr als einem halben Jahrhundert, als Lehrling in dem Eisenwarenfachgeschäft in Bückeburg jene Artikel verkaufen durfte, die sich Reduzierungs - oder Gewindemuffen nennen. Ich sah im Netz nach. Tatsächlich, es gab sie immer noch. Inzwischen mehr als 5 mal so teuer als vor knapp 51 Jahren, aber immerhin als Lösung meines Problems geeignet und auch online bestellbar. Doch: Ein Sofortkauf wäre zu spät gewesen. Ich schaute auf die Seiten des hiesigen " Hagebau " - Marktes und wurde fündig.Also, die deadline beginnt ab Samstagmorgen.
Ich fuhr somit, aber erst nach dem ich unsere Tochter und meine bessere Hälfte vor der Haustür verabschiedet hatte und nach dem Heimspiel meines SV Werder gegen die Fortuna aus Düsseldorf, zum in der Nähe gelegenen Baumarkt, der ja bis 20.00 Uhr geöffnet hatte.
Der Parktplatz war an jenem Samstagnachmittag ordentlich belegt, denn es befinden sich dort ja auch noch weitere Geschäfte. Im Baumarkt selbst war es aber eher ruhig. So pappte ich mir die FFP 3 - Maske auf Mund und Nase und stiefelte voller Schaffenskraft zur Abteil Eisenwaren, Schrauben und anderes Gedöns. Ich begann zu suchen. Klar, M 8 und M 10 - Mutter, Sechskantschrauben, Schlossschrauben etc., es gab sie, in rauhen Mengen. Doch Reduzierungsmuffen von M 10 auf M 8 odr umgekehrt, fand ich nicht. Ich inspizierte das gesamte Angebot an Dübeln, Befestigungstechnik und sogar Scharnieren, Bändern usw. Doch ich hatte keinen Erfolg. Auch bei der zweiten Durchsicht des üppigen Warenangebots war der von mir gesuchte und heiß begehrte Artikel nicht dabei.
Mit jeder weiteren Minuten leif es mir heiß den Rücken herunter. Was jetzt? Wenn der Kratzbaum für unsere beiden Lieblinge am Sonntagabend immer noch nicht steht? Es könnte zu einem handwerklichen Fiasko werden, zu einem wahrhaftigen Offenbarungseid meiner bescheidenden, seit etwa 55 Jahren im Wege des häuslichen und auch väterlicherseits geforderten Selbststudiums im Umgang mit Hammer, Pinsel und Zollstock sowie mehr, werden. Ein Gau, nein, ein absoluter Super - Gau, drohte.
Dann kam ein genialer Geistesblitz.
Ich überlegte nur kurz, suchte das Regal mit den Gewindestangen auf, langte nach einer M 10 und schritt wild entschlossen zu gegenüberliegenden Seite, an der sich die Fächer mit den Muttern etc. befinden. Dort kramte ich vier Sechskantmuttern M 10, heruas, nahm eine Papiertüte und ließ den Schatz dort hinein flutschen. Jetzt war das Problem beinage gelöst. Nur die elektronische Waage, mit der ich den Kaufpreis selbst ermitteln sollte, machte mir kurzzeitig ein wenig zu schaffen. Dann war aber alles im grünen Bereich - Auf zur Kasse und bezahlen.
Mit 2,50 Euro für die fünf Teile war ich dabei.
Ab zum MAZDA " Tom " und schnell weg, nach Hause, einen zweiten Kaffee trinken und vielleicht noch die Endphase der " SKY " BuLi - Konferenz rein ziehen. Danach schraubte ich die oberen Abstandsrollen wieder heraus und ließ sie auf dem Teppich liegen. Morgen ist Sonntag und auch noch ein Tag.
Ab 9.30 Uhr begann ich an jenem Sonntag, den 16. 01. 2022 mit der Arbeit. Ich bohrte die beiden Gewindehülsen der Plasterolle auf, steckte die M 10 - Gewindestange hindurch und schraubte anschließend die beiden Rollen mitsamt den Wandhaltern und dem zusätzlichen Korbteil wieder zusammen. Dann holte ich die Wasserwaage, drückte und schob solange an dem Aufbau herum, bis die Libelle eine lotrechte Lage anzeigte und begann dann die Bohrlöcher zu fixieren. Die weiteren Arbeiten waren nur reine Routine. Gegen Mittag stand der Kratzbaum fest und unumkippbar auf dem Fliesenboden des Wohnzimmers. Kater(s), ihr könnte jetzt kommen und toben, wie es euch beliebt!
Per whats app meldete ich mit Bild und nicht ganz ohne einen gewissen Stolz, den Vollzug des Projekts Katzenkratzbaum.
Geschafft und erleichtert ließ ich mich auf dem Sofa nieder. Danach schloss ich noch den Katzentrinkbrunnen an und ergänzte das gesamte Ambiente mit einer Kuschelhöhle. Das Katzenparadies war perfekt und ich hundemüde!
ELECTRIC ORANGE - Raumschaf - Netto - 2011
Kommentare