Täglich 25 Stunden online sein?
Heute ist Montag, der 10. Januar 2022. Rein gefühlsmäßig eigentlich kein guter Tag. Ich hasse Montage seit meiner Schul - und Ausbildungszeit, weil diese definitiv das Ende des manchmal nur sehr kurzen Wochenendes darstellten. Inzwischen hat sich dieses geändert. Seit dem Einstieg in das Rentnerdasein, ist es mir beinahe egal ( auf bayrisch: wurscht ), um welchen Morgen es sich zu welchem Tag handelt. Viele sind nahezu durch immer gleiche Abläufe versehen. Ich steh früh auf ( ab 5.30 Uhr ), gehe ins Bad, versehe dort meine Morgentoilette, ziehe mich an, gehe in die jetzt kälter gewordene Küche, stelle den Kaffeeautomaten an, dann das Internetradio, knipste sofort das kleine Licht in der Einbauküche an, öffne den Kühlschrank, hole die 3,8 % - ige Milch heraus und setzte mich an den Küchentisch. Draußen ist es immer noch dunkel. Das wird sich vor 8.00 Uhr nicht ändern. Die vierte Jahreszeit, der Winter, hat ja so seine Eigenarten. Neben der Kälte, kommt die beinahe ewige Dunkelheit hinzu, die eine eher gedrückte Stimmung verursacht.
Da hilft ein amüsant verfasster Beitrag in meiner Leib - und Magen - Lektüre, dem " SPIEGEL " ein wenig, um den nicht mehr so verhassten Montag zu beginnen. Ich las unter der Überschrift " Kann man Computer töten ", wie die Verfasserin Frauke Hunfeld einige Erlebnisse im Zusammenhang mit den technologischen Errungenschaften der Jetztzeit beschreibt und dabei feststellen musste, dass computerisierte Technik wahrhaftig seine Tücken hat. Dann nämlich, wenn sie vom Menschen, genauer gesagt, vom Nutzer nicht beherrschbar ist.
Aber: Muss jeder Erdenbürger diese Computertechnik erlernen, damit er mithalten kann?
Um die Antwort in die Worte des Senders Radio Eriwan zu kleiden: " Im Prinzip, ja ".
Allerdings sind der Computerisierung schon allein wegen der längst überbevölkerten Erde Grenzen gesetzt, denn diese Entwicklung trifft zurzeit auf nur eine Minderheit jener demnächst 8 Milliarden Bewohner des Planeten zu. Es sind nur diejenigen davon betroffen, die in den so genannten Industrie - und Schwellenländern leben. Für den Großteil der Erdenbürger sind solche, wie von der " SPIEGEL " - Autorin beschriebene Ereignisse denn eher Luxusprobleme.
Doch weil wir in Europa, in Deutschland, zu jener privilegierten Minorität zählen, gehört der alltägliche Umgang mit jenen Wundern der Technik zu jenen erwarteten Dingen im Leben eines modernen Menschen dazu. Wer also nicht mit dem integrierten Computern des Auto-cockpits, des Kaffeeautomaten, der Haushaltselektrik insgesamt usw. umgehen kann, wird sich mit diesem Krimskrams herum ärgern müssen.
Gerade darüber schreibt die Verfasserin des " SPIEGEL " - Beitrag in der Ausgabe 1 / 2022, S. 71 und stellt abschließend fest, dass die Modernität in der heutigen zeit mehr Tücken als Nutzen haben kann, wenn sich der Anwender eben nicht so richtig damit auskennt.
Dass es dabei durchaus auf das Alter des Nutzers ankommen kann, dürfte sogar selbst redend sein. Dieses gilt insbesondere bei auf dem breiten Feld der Kommunikation über die so genannten sozialen Medien. Und da haben Plattformen wie Instagram den Etablierten wie Facebook längst den Rang abgelaufen. Vor allem das Videoportal Tik Tok ist seit seiner Gründung 2016 zu einem wahrhaftigen Giganten aufgestiegen. Die aus China entwickelte Video - Plattform zeigt auf, wie aus Namenlosen quasi über Nacht Internet - Stars werden, die mit Millionen Anhänger, den " Followern " sich unter Umständen brüsten dürfen und dadurch vielleicht viel Geld verdienen könnten.
Es geht aber nicht um jene unzähligen Nutzer, die tagtäglich einige Millionen Kurzvideos einstellen, sondern vielmehr um den damit verbundenen vermeintlichen Datenklau, denn die chinesische Plattform ist nicht sonderlich sicher angelegt. Es geht in einem weiteren " SPIEGEL " - Artikel auch um die Auswirkungen der virtuellen Scheinwelt auf das reale Leben jener - überwiegend - jungen Nutzern, die hier ihre Videos zeigen oder sich über Stunden solche ansehen.
Nicht selten werden die Teenager dabei von ihren Eltern unterstützt oder zumindest animiert, sich dem Medium zu widmen, um selbst eines schönen Tages ein " Tik Tok - Star " zu werden. Hier geht es allerdings zumeist um Banales. Um Mode, um Trends, um " Lifestyle ". Wer sich dabei aktiv mit Gleichgesinnten austauscht, kann es durchaus zum " Influencer " bringen. Jenen Vertretern, die später dank der Verknüpfung zwischen ihnen und den Produzenten jener Artikel tatsächlich zu " Stars " werden und dadurch viel Geld verdienen.
Nun, die Welt hat sich seit jenen Jahren, in denen das Internet zu einem zentralen Medium im Leben vieler Menschen wurde und das tradierte Familienbild auslaufen lässt, auch sonst radikal geändert. Entfernungen, Kulturen, Sprachen bilden längst kein Hindernis mehr. Und weil das so ist, werden auch jene Skeptiker längst verstummt sein, die vor der sozialen Vereinsamung durch Plattformen wie Tik Tok ausdrücklich warnen.
Kritisch wird es allerdings, wenn bereits Kinder als dressierte Affen sich auf jenen Video - Portalen zeigen und deren Eltern hierbei sogar einen Stundenplan, einen Arbeits - oder Dienstplan aufstellen, um die eigenen Kinder zu präsentieren. Es gibt nicht selten derartige Beispiele. Wobei so mancher auf Bekanntheit und damit zu verdienendes Geld fixierter Elternteil das Mass verliert und aus einem Zeitplan heraus, den Tag 25 Stunden werden lässt.
Da bleibt einem einstigen Montagshasser doch glatt die Spucke weg. Immerhin wird es aber nie geschehen, dass jener Wochentag auf 25 Stunden verlängert wird. Ein Trost also, in diesen bekloppten Zeiten?
HÄX CEL - Land Of Dreams - 1972:
Kommentare