Von " September " zu " Cargo "?

 Zu unseren Bewohnern jenseits der westlichen Grenzen, nämlich den Niederlanden oder auch Holland genannt, existiert seit Jahrzehnten ein eher gespannten Verhältnis. Das lag in den zwei Jahrzehnten vornehmlich daran, dass die Genration meines noch lebenden Vaters diesen Teil Europas als deutsche Provinz degradieren wollte, deshalb im Handstreich okkupierte und dort über einige Jahre ein Mördersystem installierte, das für Verbrechen der übelsten Art verantwortlich zeichnete.

Nun, das ist allerdings sehr lange her. Die Protagonisten von einst haben größtenteils das Zeitliche gesegnet. Die Folgegenerationen werden sich deshalb eher an die Erzählungen ihrer Eltern bzw. Großeltern erinnern und die Untaten derer als einen einmaligen Ausrutscher bewerten. Da wiegt die WM - Endpielniederlage 1974 in München schon wesentlich schwerer. Hatten unsere Nachbarn doch zweifelsohne eine Jahrhundertmannschaft hervorgebracht, die den " Krauts " spielerisch und wohl auch taktisch um Lichtjahre voraus war. Doch die Mannen um den damaligen DFB - Trainer Helmut Schön (  Seine Devise zum Endspiel lautete sinngemäß: " Speilt euer Spiel " ) glichen die fußballerische Unterlegenheit durch Glück und Müller aus und siegten - unverdient - mit 2:1.

Diese Schmach bleib bis heute unvergessen, was dazu führte, dass die sportliche Rivalität sich dann und wann in Hass auf das größere Land von nebenan entlud. Hier die " Kasköppe ", die " Grachten - Kacker ", dort die " Krauts ", die " Mof " ," De Moffen " oder auch " Pruss ". Der HSV bekam dieses bei seinem Europapokalspiel in Utrecht zu spüren ( Saison 1981 / 1982 ), Rotterdamer Chaoten randalierten einige Jahre später in Bremen, aber auch deutsche Schwachmaten teilten Jahre vor Spielen gegen niederländische Klub während Begegnungen gegen Vereine aus den Niederlanden ordentlich aus. Die Aktiven selbst hatten dabei auch ihren Anteil. Frank Rijkaard bespuckte in einem WM - Spiel seinen Gegenspieler Rudi Völler, Ronald Koeman wischte mit dem Trikot des DFB - Spieler Olaf Thon seinen Allerwertesten ab usw.

Jenseits der Rivalitäten eint die beiden Nachbarländer allerdings auch, dass die dortige Musikszene sich sehr ähnelt. Deutsche Musiker sind international besehen eher Mittelmaß; niederländische aber genauso.  Pop - und Rocksongs in der niederländischen Sprache waren und bleiben es wohl, auf dem internationalen Musikmarkt unbedeutend. Wenn es dann noch um ein Genre, wie den einst aufkommenden Prog Rock geht, gilt oder galt diese Feststellung umso mehr. So erging es einer Vielzahl von Bands, die sich zum Ende der 1960er Jahre in den Niederlanden gründeten. Sie erlebten außerhalb ihre Landes schlichtweg demonstrative Nichtbeachtung. Damit gelang es nur wenigen Gruppen einen Plattenvertrag zu ergattern.

Wer die Szene in jenen Jahren ein wenig genauer beleuchtet, könnte allenfalls auf ein Dutzend von niederländische Bands stoßen, die einst über die Landesgrenzen hinaus einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangten und damit über einen nur kurzen Zeitraum auch kommerzielle Erfolge vorwiesen.

Aus dem Steggreif könnte ich da " Exception ", " Focus ", " Brainbox ", " Earth & Fire ", " Cuby & The Blizzards ", " Tea Set ", " After Tea " und natürlich " Golden Earring " benennen. Bei den meisten Namen würde ich lediglich ein Schulterzucken zeigen.


https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Niederländische_Band

So auch bei der Gruppe " Cargo ", die zuvor unter dem Namen " September " sich seit 1969 auf dem überschaubaren niederländischen Musikmarkt versuchte. Dieses jedoch erfolglos. 1972 benannte sich die Band in " Cargo " um und spielten danach ein Album ein, auf dem sich diese Titel befinden:

-  Sail Inside  

-  Cross Talking

-  Finding Out

-  Summerfair


 https://www.discogs.com/de/release/2274555-Cargo-Cargo?srsltid=AfmBOopIWCPb0988UUf0MhOkbUMEcxExl35aHjxEu8r5KdFg9ICxI1e0

Für die Stücke auf dem bei " Harvest " - Records, einer Tochterfirma der " EMI " sind  Ad und Jan de Hont an den Gitarren, Willem de Vries am Bass und Schlagzeuger Dennis Whitbread verantwortlich gewesen. Die vier Musiker aus der niederländischen Metropole Amsterdam zaubern dort an ihren Instrumenten einen exzellenten progressiven Rocksound hervor:

Hierfür gibt der Titel " Sail Inside " ein eindrucksvolles Beispiel:



Wer - so wie ich - sein Interesse an diesem Musikgenre in jenen 70er Jahren entwickeln durfte, hatte die Szene in dem Nachbarland Niederlande durchaus auf dem Schirm. Konsequenterweise befinden sich in meinem LP - Archiv Alben, wie das von " Earth & Fire ", welches da heißt: " The Song Of The Marching Children ", dass selbst titelnde von " Brainbox " mit den bekannten Stücken " Dark Rose ", " Sea Of Delight " oder die Adaption des George Gershwin Liedes " Summertime "; unter anderen finden sich dort die " Focus "  - Vinylscheibe  " Moving Waves " mit dem Lied " Hocus Pokus ". Dazu zählt natürlich das Live - Doppelalbum der wohl bekannteste Band aus den Niederlanden " Golden Earring ".

Und dieses kam mir wieder in den Sinn, als ich am gestrigen Mittwoch bei dem Internetsender " Krautrock World.com " ( KRW ) das obige Stück der Band " Cargo " zum ersten Mal hörte, danach im Netz eine Recherche vornahm und hierbei feststellte, dass die Gruppe aus den Niederlanden kam.

Auf sie traf somit zu, was ihre Landsleute von dieser kommerziell betrachtet überaus erfolgreichen Formation in dem Lied " Fighting Windmills " sinngemäß zum Ausdruck bringen und das der Frontmann der Band, der kürzlich verstorbene George Kooymans, es in der dortigen Anmoderation erklärend beschreibt: " This is a song for the bands or a couple of Netherlands Bands... They are really good, but the can´t get up an we called them Fighting Windmills" : 

 I can't blame you for givin' up
Don Coyote there's no reward inFightin' windmills, fightin' windmillsIt's the country that I'm livin' in
You can't stop once you begin'Cause the braves are spread real thinFightin' windmills, fightin' windmillsFor a change would you be so kind
To blow another narrow mindInstead of chasin' your tails in one directionDon Coyote here's your epitaphGuaranteed to raise another laugh
Anything, but giving inFightin' windmills, in the endYou win, you winI can't stop, fightin' windmills


Dieses traf leider auch auf " Cargo zu und so ging die Band bereits kurz nach dem Einspielen des ersten und einzigen Albums wieder auseinander. Einige Dekaden später sind die ProgRock - Kenner voll des Lobes über das gelungene Album:



" Summerfair " - Es war einmal...


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