5. September 1972 oder " The Games Must Go On ".
Als ich gestern mit unserer ältesten Enkeltochter durch das einstige Olympische Dorf auf dem Olympia Park ging, stellte ich ihr die Frage, ob sie wisse, was hier während der Olympia 1972 geschehen sei. Lautete ihre Antwort: " Ja, natürlich. Schließlich habe ich eine israelische Freundin. "
Als ich am 5. September von der Ermordung der 11 Israelis sowie eines deutschen Polizisten hörte, gingen meine ersten Gedanken eher in Richtung der Fortsetzung der Wettbewerbe. 53 Jahre nach den Morden sehe ich dieses Ereignis etwas anders. Die Olympia hätte beendet werden müssen. Doch die längst mit kommerziellen und politischen Erwägungen durchzogenen Olympiaden seit den 1960er Jahren, hatten indes keinen Platz für eine solche Entscheidungen.
" The Games Must Go On ", so posaunte es der damalige IOC - Präsident Avery Brundage ( https://de.wikipedia.org/wiki/Avery_Brundage ) ein US - amerikanischer, durch den Sport in die Etagen der Reichen und Mächtigen hoch gespülter Emporkömmling, der Frauen als nicht geeignet für Leistungssport bzw. die olympischen Wettbewerbe hielt und dieses mit schwachsinnigen Argumenten begründete. Der alte, weiße Mann, nicht nur dadurch im selbst zusammen gezimmerten ideologischen Mikrokosmos gefangen, ließ aus kommerziellen Gründen die Olympia in München nach einen symbolischen Trauertag weiter laufen.
" The Show Must Go On " - sage ich zu meiner Enkeltochter als wir das Olympische Dorf in München, das längst von Menschen bewohnt wird, die allenfalls von den Ereignissen rund um jenes Attentat am 5. September 1972 Kenntnis erhalten haben können, weil sie vor 53 Jahren noch gar nicht auf der Welt waren. Sie wird im Dezember erst 19 Jahre alt. Doch bei unserer Unterhaltung hatte ich nie das Gefühl, dass sie einem so genannten Wolkenkuckucksheim leben würde. Das gleiche gilt auch für ihre israelische Freundin. Von der ich den Vornamen immer noch nicht verinnerlicht habe. Sie möchte Psychologie studieren. Ein Fach, dem ich allenfalls die bloße Existenz zubilligen möchte. Es mag daran liegen, dass mir die Sinnhaftigkeit des zunehmend wichtiger werdenden Berufsstandes immer noch nicht so recht einleuchtet.
Eine Israelin, die nahezu akzentfreies Deutsch, dazu Englisch und natürlich Hebräisch spricht, interessiert sich für Psychologie. Na, denn, vielleicht wird sie in der nächsten Dekade eine eigene Praxis eröffnen. Ihre dann angebotenen Dienste erscheinen in der sich immer bekloppter zeigenden Welt notwendiger denn je. Wohl auch in ihrem Geburtsland Israel. Hier herrscht seit gestern Freude und Eierkuchen. Die zu einer nationalen Aufgabe erkorene Freilassung der nur noch 20 Menschen, die von der Mördervereinigung Hamas gefangen gehaltenen wurden, sind nun frei.
Dafür sorgte - zweifelsohne - der US - Präsident Trump. Nachdem sein Duzfreund Netanjahu die Ermordung vermeintlicher Terroristen in der katarischen Hauptstadt Doha befohlen oder zumindest genehmigt hatte, war die Aufruhr in der arabischen Welt groß. Es drohte eine Ausweitung des bewaffneten Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Das dürfte wohl denn auch der wahre Grund dafür gewesen sein, dass der Clown im Weißen Haus die Faxen dicke hatte. Er unterhält funktionierende Wirtschaftsbeziehungen zu dem kleinen Land auf einer Halbinsel am Persischen Golf. Die erschienen jetzt ins Wanken zu geraten, weil die USA eine gigantische Anzahl an Kriegsgerät nach Israel exportiert und die Wehr - und vor allem die jetzige Kriegsfähigkeit aufrecht erhält.
Netanjahu, der Kriegsverbrecher, kuschte vor dem alten weißen Mann im Weißen Haus und gab Pfötchen, als dieser ihm dazu aufforderte, das Abschlachten der Zivilbevölkerung im Gazastreifen sofort einzustellen. Anschließend ließ der sich als Friedensmacher ( besser wäre: Dealmaker ) vor der Knesset enthusiastisch abfeiern, lud anschließend die wichtigen Staatsmänner aus Europa und dem Nahen Osten ein, so dass er den von ihm vorgelegten Plan als Friedensabkommen darstellen konnte.
Frieden im Nahen Osten?
Die Geschichte, nicht erst seit dem 5. September 1972, zeigt der realen Welt etwas anderes auf. Selbst wenn es zu einer geforderten Zwei - Staaten - Lösung auf diplomatischen Wege kommen sollte, wird deren Umsetzung unter den jetzigen Voraussetzungen eher unwahrscheinlich bleiben. Zu verfeindet sind die dortigen Ethnien, zu verbohrt deren Führungen und zu unterschiedlich bleiben die ökonomischen Bedingungen dort. Der große Gott, an denen die verblendeten Volksgruppen fest glauben und der für das Morden hüben wie drüben zur Rechtfertigung herhalten muss, er wird den Beteiligten auch zukünftig nicht weiterhelfen.
Der Nahe Osten ist und bleibt ein Pulverfass und dieses nicht erst seit dem Attentat im Olympischen Dorf von München vor 53 Jahren.
LEVEL PI - String Theorie - Electronic Sheep - 2009:
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