Mit 80 hat man noch Träume
Was ist der Unterschied zwischen Neu und Alt? Neu gab es noch nicht, während Alt schon vorhanden ist? Vielleicht trifft diese Erkenntnisse auf viele Lebensbereiche zu. Dieses gilt allerdings nicht immer für die Politik. Hier wird - wie es die öffentlich - rechtlichen Fernsehkanäle während der knapp 3 Sommermonate jedes Jahr praktizieren - die Wiederholungkiste geöffnet, um jene Zeit zu überbrücken, in der die halbe Nation im Urlaub verweilt - so manches Mal alter Senf in neuer Verpackung kredenzt.
Als vor 22 Jahren ein CDU - Politiker mit dem Namen Philipp Mißfelder ( https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Mißfelder ) einen Vorschlag in die medial noch nicht so verdummte deutsche Gesellschaft heraus posaunte, wonach für Menschen über 85 Jahre keine Hüftgelenk - OP von den Krankenkassen bezahlt werden sollte, wurde er sofort mit einer Empörungswelle konfrontiert.
Der sich zum konservativen Lager zählende Vorsitzende der Junge Union erlebte seinen eigenen 85. nicht mehr. Er ging vor mehr als 10 Jahren von uns. Ein Artikel der " Süddeutsche Zeitung " erinnerte an den CDU - Karrieristen.
Ob Kohl - Fan oder Merkel - Kritiker, macht den Kappes auch nicht mehr fett. Und aus den Reihen der JU - Milchreisbubis sind schon blödere Ideen und Forderungen gekommen.
Dass 10 Jahre nach Mißfelder Hirnschiß der damals verantwortliche Gesundheitsminister Bahr diesen aufnahm und im FDP eingefärbten Denkmuster sich dann zu eigen machte, zeigt wiederum, wie sich Dummheit weiter geben lässt. Bahr blieb mit seiner abgekupferten Idee beinahe allein im Merkel - Kabinett.
Mehr als eine Dekade nach dem Bahr - Vorschlag sinnierte ein gewisser Herr Lemke in seiner Funktion als Chef der Sana - Kliniken erneut über die vormaligen Überlegungen des verblichenen Mißfelder und stellte zusätzlich infrage, ob Implantate im allgemeinen oder künstliche Hüft - und Kniegelenke im besonderen bei über 80jährigen vollumfänglich von der Solidargemeinschaft bezahlt werden sollten,
Mehr als 23 Jahre nach der provokanten Aussage des einstigen CDUlers nimmt also ein Vertreter einer Gesundheitsfabrik die Idee des Verstorbenen auf und bläht diese in erweiterter Form in den Medienwald. Auch wenn die Umsetzung dieser de facto zu einer erheblichen Kostensenkung bei den Krankenkassen führt, sind solche Überlegungen de jure kaum umsetzbar. Zwar wird auf die derzeit noch existierenden 94 Krankenkassen ( 1970 tummelten sich noch 1.815 auf dem westdeutschen Markt herum ) in den nächsten Jahren ein gigantischer Kosten - Tsunami zu, der unter anderen durch Implantat Operationen verursacht wird, doch mit einer Altersbegrenzung hierbei lässt sich dieser reduzieren.
Mißfelder und die Nachäffer seiner kruden Idee zäumen den Gaul vom Schweif aus auf. Nicht die - nicht selten unnötigen - Hüftgelenksoperationen oder ähnliche Eingriffe sind die Ursache für die exorbitant gestiegenen Krankenkassenbeiträge und die Kosten für operative Behandlungen, sondern die ungesunde Lebensweise der Bevölkerungsmehrheit in Deutschland. Die wird immer fetter ( wie zuletzt der oben genannte CDUler ), weil zu viel gefressen und gesoffen und kaum noch aktiver Sport getrieben wird. Laut KI leben allein in diesem, unserem Land, mehrere Millionen Männer mit einem BMI von 30 und weit darüber hinaus. Hier muss Prävention durch Aufklärung in Form von seriösen Informationen als Gegenpart zu den Lügen der Werbewirtschaft betrieben werden. Eine längst geforderte, so genannte Lebensmittel - Ampel ( die scheiterte einst an der CSU Lobbyisten - Tante Ilse Aigner, die sich von 2008 bis 2013 als Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (? ) sowie unter anderen auch durch ein Boni - System der viel zu vielen Krankenkassen, die eine gesunde Lebensweise ihrer Zwangsmitglieder entsprechend prämieren sollten.
So lassen sich astronomisch ansteigende Beiträge und quasi aufoktroyierte, teure Operationen vermeiden und nicht durch fragwürdige, von der Nachrichtenindustrie verbreitete Gedankenspiele gut versorgter Politiker. Mißfelder, selbst ein halb garer Magisterabsolvent im Fach Geschichte, der sich nach dem Abitur vergeblich in der Rechtswissenschaft versuchte, kann nun den Anstieg vermeintlich unnötiger Hüftgelenksoperationen ( Kosten je Eingriff ab 5.000 - bis zu 11.500 Euro; Kassenzuschuss, pauschal, zwischen 6.400 - bis maximal 6.800 Euro ) nicht mehr erleben. Er selbst versorgte seine Familie und sich durch eine hoch dotierte Nebentätigkeit ( eingestuft in Stufe 8, was einem Bruttoeinkommen von 100.001 - bis 150.000 Euro entsprach ) als Mitarbeiter der ehemaligen Verlagsgruppe teNeues aktiv. Wie er dieses mit seinem Mandat als CDU - Bundestagsabgeordneter zeitlich vereinbaren konnte, begründete der feiste JU - Karrierehengst so:
" Das Bundestagsmandat ist auf Zeit und nicht zu verwechseln mit einem Beruf ".
Aha, nun wissen wir, warum bei Plenarsitzungen mehr als 2/3 aller Sitze des aufgeblähten Bundestages unbesetzt bleiben.
Immerhin steht für die zunehmende Zahl der Renter fest, dass sie mit einem Kampfgewicht von mehr als 150 Kilogramm keine 80 Jahre alt wird und eine künstliche Hüfte nicht mehr benötigen werden. Dem Mißfelder, der Aigner und sonstigen Lobbyisten sei Dank.
MY SOLID GROUND - Melancholie - 1971:
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