Bärlin, da steppt der Bär.


                                                                                                (c) Ottfried Neubeccker-WIKIPEDIA

Dank "ebay" haben wir so manche Fahrt quer durch die halbe BRD vorgenommen, um dass erworbene "Schnäppchen" höchst persönlich entgegen zu nehmen.Ob nun Remscheid, wo eine "IKEA"-Vitrine abzuholen war, Hildeshein, dort offerierte einst ein solventer Verkäufer einen "Sony"-Großbildfernseher oder Konstanz am Bodensee, hier hatte ein wohlhabender Junggastronom eine "Benz"-Coach eingestellt, kaum ein Weg war uns zu weit, als dass es sich dennoch gelohnt hätte. der " Ebayianer " ist deshalb als ein besonderer Konsument zu betrachten. Er möchte Geld sparen, gleichzeitig ein wenig "zocken" und auch noch Marken bewusst sein. Oft passen diese Komponenten dann doch zusammen. Manchmal geht es jedoch aus vielerlei Gründen " in die Hose". Dann kommt Stress und Frust auf.

Nun, als meine bessere Hälfte auf einen Kinderkaufmannsladen bot und dann auch noch den Zuschlag als Meistbietende erhielt, war das Geburtstagsgeschenk für die beiden Enkelinnen zunächst gerettet. Ein Anbieter aus Berlin bot ein Komplett-Set mit Tresen, Regalaufbau und Einkaufswagen an. Zusätzlich hat er eine Vielzahl von Mini-Verkaufsartikeln in dem Paket eingeschlossen. Da lohnt sich schon der Weg in die Bundeshauptstadt. Nach einem klären Telefonat machte ich mich am 1. Dezember auf und wollte das Ersteigerten abholen.
Vorsichtshalber teilte mir der Verkäufer mit, dass es sich bei der benannten Wohnadresse um den Berliner Stadtteil "Steglitz" handele und es in der Millionenmetropole mehrere dieser Straßen gäbe. So programmierte ich die Postleitzahl in das Navigationsgerät ein und fuhr los.

Die ewigen Baustellen auf der A 13können mich längst nicht mehr schocken. Der Verkehr war gegen Mittag zudem eher schwach. So hatte ich denn noch Gelegenheit, die mitgenommene "Stulle" und den Apfel zu vertilgen, ehe ich den Rastplatz in der Einöde des Bundeslandes Brandenburg wieder verließ. Der Berliner Ring war dann auch kein Problem, weil hier zwar dichter, aber kein zähfließender Verkehr herrschte. So war ich denn auch frohen Mutes, als mich das "Navi" durch die Blechkolonnen führte, immer geradeaus auf der A 100. Doch dann! Da gibt es doch tatsächlich die A 103 in Richtung "Steglitz" und eben jene Abfahrt habe ich verpasst. In der Hoffnung, es gäbe danach eine Chance auch auf einem kleinen Umweg zu der Adresse zu gelangen, nahm ich die nächst folgende Ausfahrt. Doch weit gefehlt!
Die alte Software des "TomTom" sponn jetzt völlig und quälte mich, indem sie eine Route vorgab, die es nicht gibt, um ans Ziel zu gelangen.

"Bärlin" ist verkehrstechnisch betrachtet nur mit einem Wort zu benennen: "chaotisch"! So benötigte ich denn eine halbe Stunde mehr als geplant und hoffte, dass der Verkäufer mir dieses verzeihen würde. Nach einem kurzen Zwischenstopp an einem leeren "Gardinen-Fachgeschäft", wo mir zwei typische, subalterne Damen auch keine rechte Auskunft geben konnten, war es dann ein "Icke", der Ahnung hatte und mir mit wenigen Worten den richtigen Weg zum Ziel wies. Der Besitzer eines Motorrad-Zubehörgeschäfts kannte das Problem mit der Mehrfachnennung von Straßennamen in der Bundeshauptstadt nur zu gut.

Endlich angekommen, wartete die Gattin des Verkäufers bereits auf mich, denn sie musste ihre Kinder aus dem Hort abholen. Erstaunt darüber, dass ich eine so "große" Fahrt auf mich genommen habe, um den begehrten Kaufmannsladen abzuholen, übergab sie mir die Einzelteile. Nun musste die Abwicklung schnell gehen. Nachdem ich bereits zuvor vergeblich einen Parkplatz gesucht, mich dann verbotswidrig in einer Nebenstraße in bedrohlicher Nähe zu einer Feuerwehrzufahrt an den Straßenrand gequetscht hatte, gelang es mir dann doch in der zweiten Reihe parkend die Spielzeugteile einzuladen.Verabschiedung und Abfahrt erfolgten im Schweinsgalopp.

Also zurück fahren, mit der wertvollen Fracht! Auch dieses Mal lotste mich das "Navi" durch die Stadt. Es war - wie von mir eingegeben - der kürzeste Weg. Mit einem erheblichen Zeitverlust brauste ich auf die Autobahn in Richtung Dresden. Nur dieses Mal blockierte ein Stau innerhalb einer dieser berühmt berüchtigten Baustellen auf der A 13 die " freie Fahrt für den freien Bürger ". Wieder Zeitverlust!
Dann eine weitere Horrormeldung durch den "RBB" auf der A 4 zwischen Dresden " Wilder Mann " und "Dresden Altstadt " Stau wegen eines LKW-Unfalls. " Sch... "! Also verließ ich die A 13 bein " Marsdorf " und quälte mich durch die dunkle Pampa des letzten Zipfels des Freistaates, vor dem Bundesland Brandenburg, um dann den Perma-Stau auf der "Königsbrücker Straße " in vollen Zügen zu genießen.

Es dauerte noch mehr als eine Stunde, ehe der Großstadt-Horror ein Ende fand und ich den Mazda in die Garage einfahren konnte. Das Berlin dennoch eine Reise wert war, ergab sich die nähere Betrachtung der "ebay"-Beutestücke. Keine Kratzer, keine Dellen, keine Verfärbungen. Beinahe wie neu! Na, das hat sich doch gelohnt. Die beiden Enkelinnen werden begeistert sein. Warum in " Bärlin " jeden Tag der Bär im Verkehr steppt, werde ich ihnen später mal erklären. Dann, wenn wir zu einer Stippviste dort hinfahren. Vielleicht um beim "Mövenpick" einen Riesen-"Freundschaftseisbecher " zu bestellen.

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