" 20 % auf alles -außer Tiernahrung " war noch zu wenig.


Der Kapitalismus hat viele Gesetzmäßigkeiten. Eine davon ist der Zwang der Profitmaximierung. Der traditionell ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler spricht in diesem Zusammenhang eher von Gewinnerzielung. Wobei die klassische Lehre es dann noch milder ausdrückt und das Bestreben des Unternehmers mit " Gewinnerzielungsabsicht " verklärt. Diese Irrlehre geht dann - folgerichtig - davon aus, dass die Triebfeder jedweden wirtschaftlichen Handelns nicht das Streben nach Gewinn ist, um diesen dann in Form eines luxuriösen Lebens zu verbraten, sondern, um ihn als Investition in den Betrieb zurück fließen zu lassen.
Seit " Charly " Marx wissen wir aber nun, dass auch der Profit dazu dienen kann, den Kapitalisten dazu zu veranlassen, sich auszubreiten. Er will Marktmacht und giert nach einer Monopolstellung, um andere Mitstreiter aus dem Rennen um den schnöden Mammon zu bugsieren; schlichtweg formuliert: sie zu vernichten.

Diese Funktionsdeterminaten der kapitalistischen Produktionsweise, wie sie Marx und Engels einst beschrieben und kritisierten, sind im 3 Jahrtausend nicht sofort und überall, wo Markt existiert zu erkennen. Längst sind die Konturen hierzu verwischt, die Grenzen zwischen Kapital und Arbeit haben sich verschoben. Ein Malocher oder auch Manager ( beides sind abhängig Beschäftigte ) kann sich durchaus als Kapitalist fühlen, wenn er z.B. Aktien seines Arbeitgebers besitzt und erwartet, dass diese Dividende einspielen.
So verhält es sich auch bei Konzernen, deren unübersichtliches Beteiligungsgeflecht letztendlich dazu führt, dass niemand mehr so richtig durchblickt und damit auch nicht die Frage beantworten kann, wer von wem wie abhängt.

Ein leuchtendes Beispiel für eine derartige Verflechtung bietet zurzeit noch die Baumarktkette " Pratiker ". Nicht, weil dieser Anbieter von Bauartikeln sich nun bei dem Kampf um Kunden, Umsatz und Gewinn besonders hervor getan hat, nein, dieser Name steht für eine Art von Management, das eigentlich keines sein darf, nämlich das Missmanagement.

Die ersten Baumärkte des 1978 gegründeten Unternehmens, dessen Sitz sich bis 2011 im saarländischen Ort Kirkel befand, erwirtschafteten alsbald Gewinne, so dass die Firmenleitung der Asco AG, der heutigen Metro AG,  mittels Aufkauf anderer Konkurrenten, den Umsatz steigern konnte. Hieraus erwuchs eine Expansionspolitik, die dann einen Einzelhandelskonzern bildeten, der zuletzt über 250 Filialen mehr 3 Milliarden Euro Umsatz bilanzierte und ca. 20.000 Beschäftigte vorweisen konnte.

 Nun, der Konzern hat in den 35 Jahren seit der Gründung eine bewegte Geschichte hinter sich. Seit 2004 / 2005 schrieb " Praktiker " allerdings durchweg hohe Verluste. Dennoch entschloss sich die Metro AG den kleineren Konkurrent " Max Bahr " aufzukaufen, um näher an den Marktführer " Obi " zu gelangen. Dieses Vorhaben scheiterte allerdings, so dass sich die Metro AG aus dem Eigentümerverbund löste.

http://de.wikipedia.org/wiki/Praktiker_(Baumarkt)#Geschichte

Der Marktanteil von etwa 9 % vermochte nicht darüber hinweg zu täuschen, dass viele " Praktiker " - Filialen den Ruf des Ramschladens tragen. Obwohl - jedoch örtlich verschieden - die Gartenabteilungen vieler Märkte durchaus Qualität vorweisen. 
Seit 2009 dümpelte der Konzern wieder in der Verlustzone herum,weil das Gesamtkonzept, die " Max Bahr " - Baumarktkette als " Premium " - Anbieter und die " Praktiker " - Fillialen als Discounter laufen zu lassen, nicht auf ging. Auch der Börsengang geriet zum Finanzdesaster.
Es kam, wie es kommen musste: Am 10. Juli 2013 meldete die Konzernleitung Insolvenz für sämtliche Filialen an.

http://de.wikipedia.org/wiki/Praktiker_(Baumarkt)

Angeblich sollen die hohen Verluste durch die berühmt - berüchtigten Rabattaktionen und der zu lange Winter 2012 / 2013 die Hauptursache für die jetzige Insolvenzlage gewesen sein. Angeblich! Denn es wird eher eine Form des Missmanagements, dass seit vielen Jahren bei " Praktiker " grassiert, gewesen sein, die das Haus in jene finanzielle Schieflage geraten ließ. Es war vielmehr auch die Konkurrenz, die sich als zu stark erwies, denn neben dem Branchen - Primus " Obi ", gibt es weitere, umsatzstarke Mitstreiter, wie " Bauhaus ", " toom ", " Hornbach ", die ihr Sortiment erheblich besser aufgestellt haben.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Baumarkt#Marktsituation_heute

Als irgendwann in den Nachmillenniumsjahren ab 2003 und weit nach der goldenen Ära in den wiedervereinigungsgeschwängerten 90er Jahren die " Praktiker " - Werbung aus der Glotze dröhnte, ging sie mir bereits nach wenigen Tagen gewaltig auf den Zeiger. So sahen es denn auch viele andere Betroffene und stellten dazu fest:

" 20 % auf alles. - außer Tiernahrung! 20 %! Praktiker: Hier spricht der Preis! "

Nervt total und ist längst zur Lach - und Luftnummer atomisiert worden, denn andere Anbieter - besonders im Internet - sind um ein Vielfaches günstiger und bieten eine bessere Qualität. Der einstige Sprecher der Werbekampagne Manfred Lehmann erhält nun wieder seinen Bekanntheitsrang zurück - wenn auch im negativen Sinne.

http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Lehmann

Kommentare

til_o. hat gesagt…
Betriebswirtschaft funktioniert heute anders. Mit möglichst wenig Investitionen expandieren, Kosten drücken, wo es nur möglich ist, um maximale Gewinne aus dem Unternehmen auf das eigene Konto zu schaufeln. Geht der Laden dann den Bach runter, ist das nicht so schlimm. Damit wird sowieso gerechnet. Ausbaden müssen das ja nur die Gläubiger und die Beschäftigten. Das »erwirtschaftete« Geld ist sicher verwahrt auf irgendeinen Konto. Was lehrt uns der Schlecker? 10 Millionen Euro = kein nennenswerter Betrag. Das reicht nicht mal für das nötigste.

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?