Morgen, Morgen! Strandwetter! " - Eine Episode aus der DDR - Urlaubskultur der 70iger Jahre.
Das vergangene Hitze - Wochenende mit " Rekordtemperaturen " von bis zu 40 ° im Schatten ließ für viele - noch - Daheimgebliebene die quälende Frage offen, wohin, wenn es draußen genau so heiß ist wie drinnen? In das Wasser! Deshalb strömten Zehntausende in die Schwimmbäder und sorgten dort für gewaltige Besucherzahlen. Das hilft wirtschaften, in den Zeiten der überschuldeten Stadt - und Gemeindekassen.
Wer sich die überfüllten Freibäder, die dort produzierten langen Menschenschlangen vor den Kiosken und Verkaufsstellen und den Lärmpegel, der den eines starteten Jets nahe kommt, nicht antun wollte, versuchte an einen, der vielen künstlichen Seen seine Erfrischung zu ergattern. Aber auch hier waren die Flächen voller halb nackter oder nackter Leiber und es tummelten sich Massen im noch kühlen Nass. Auch die an Nord - und Ostsee belegenen Orte nebst Bademöglichkeiten verzeichneten einen Besucheransturm, wie lange nicht. So vermeldete beispielsweise die Nordseeinsel Norderney an dem letzten Wochenende etwa 5.000 Tagesbesucher neben den ohnehin in den Sommermonaten 25.000 verweilen Feriengästen.
Da fragt sich der Rezipient dieser und anderer, ähnlicher Meldung, wo jene Menschenkarawanen denn eigentlich her kommen, die dort und anderswo einfallen, um Erfrischung zu suchen, wenn die Gesamtbevölkerung in Europa und vor allem der BRD statistisch betrachtet, von Jahr zu Jahr sinkt?
Die Erklärung hierfür dürfte in der seit vielen Dekaden erhöhnten Mobilität des Einzelnen zu suchen sein. Suchte der deutsche Michel einst die Erholung vor Ort oder - wenn er es sich finanziell überhaupt erlauben konnte - innerhalb der eigenen Landesgrenzen, so erfolgte bereits ein signifikanter Trend zum Auslandsaufenthalt ab Mitte der 60er und zu Beginn 70er Jahre. Das war zumindest für den so genannten freien Teil der Teutonenrepublik, nämlich Westdeutschland,der Fall. Der eingezäunte Bürger der DDR indes musste mit beschränkten Urlaubs - und Reisemöglichkeiten vorlieb nehmen.
Wer Beziehungen, das erforderliche Kleingeld oder andersartige Privilegien vorzuweisen hatte, der durfte schon mal an den " Goldstrand " von Bulgarien, den Balaton in Ungarn oder an die Schwarzmeerküste verreisen. Die Mehrzahl konnte sich mit Hunderttausenden von weiteren Interessenten um die limitierten Plätzen an der Ostsee herum schlagen. Weshalb die dortigen Anbieter auch noch das letzte " Rattenloch " als Unterkunft an die Urlaubswütigen vermieteten und - wen wundert es - auch abgenommen bekamen.
Auch hier galt das Ausleseprinzip des Beziehungsgeflechts. Wer auf ein gutes bis sehr gutes Beziehungsgeflecht verweisen konnte, dem waren auch bessere Unterkünfte gewiss.Und weil die Urlaubsmöglichkeiten eben überschaubar waren, zog es jeden Sommer viele Bürger des anderen deutschen Staates dort hin, wo es preisgünstig war: in die staatlichen Urlaubsunterkünfte.
http://www.uni-leipzig.de/~hagen/Zeitzeugen/zz181.htm
http://www.ndr.de/geschichte/grenzenlos/glossar/ddrurlaub100.html
Urlaub in der DDR war - wie im Westen auch - neben der Preisfrage am Unterkunftsort, auch eine Frage des Anreisens. Weshalb viele Besucher der in Betracht kommenden Regionen große und größere Strapazen auf sich nehmen mussten, um an das gewünschte Ziel zu gelangen, denn nicht jeder Bürger konnte sich einen fahrbaren Untersatz kaufen.Und wenn, dann benötigte zum Beispiel ein Dresdner bis Boltenhagen an der Ostsee gut die doppelte Fahrtzeit für die zirka 400 Kilometer Route. Die Straßen waren meistens miserabel und ein Trabant 601 brachte es auf maximal 108 Stundenkilometer ( technischer Wert ).
Kam der Urlauber dann an der Ostsee an, musste er damit rechnen, dass ihm häufige Wetterkapriolen einen dicken Strich durch den geplanten Daueraufenthalt am Strand, unter dem Sonnenschirm und im nur mäßigen warmen Meer machte.
Und so stellte sich häufig die - meist unbeantwortete - Frage des Feriengastes, wie das Wetter in den Aufenthaltswochen während der einheitlich Schulferien von 8 Wochen ( http://www.schulferien.org/Schulferien_DDR/schulferien_ddr.html ) wohl werden könnte, in dem bereits morgens vor dem Frühstück die Frage lautete: " Morgen, Morgen! Strandwetter? ".
Denn wie in den Durchschnittshaushalten des begünstigten Westens auch, wollte frau/mann zumindest dem näheren Lebensumfeld durch eine knackige Hautbräunung zeigen, dass man / frau im Urlaub wesen war und dabei schönes Wetter hatte. Das klappte nicht immer, weil die lachende Sonne am frühen Morgen mit Sicherheit kein Strandwetter versprach, denn alsbald tauchten bereits die ersten Regenwolken auf, um den Himmel zu verdecken.
Den Ferienkindern indes war´s häufig egal. Insbesondere dann, wenn sie in einem Ferienheim die Sommerzeit verbringen durften. Davon schwärmen nicht wenige in der DDR geborene Gesamtdeutsche wohl heute noch, wie zu lesen ist:
http://www.turus.net/gesellschaft/4116-rueckblick-ferienlager-und-klassenfahrten-in-der-ddr.html
Und so bleibt wohl eher die Feststellung, dass es nicht auf das Urlaubswetter an sich ankommt, sondern, was der Reisende aus seiner dortigen Zeit macht. Da scheint die Mehrzahl die Bundesmichel eher unflexibel sowie wenig kreativ zu sein.
Wer sich die überfüllten Freibäder, die dort produzierten langen Menschenschlangen vor den Kiosken und Verkaufsstellen und den Lärmpegel, der den eines starteten Jets nahe kommt, nicht antun wollte, versuchte an einen, der vielen künstlichen Seen seine Erfrischung zu ergattern. Aber auch hier waren die Flächen voller halb nackter oder nackter Leiber und es tummelten sich Massen im noch kühlen Nass. Auch die an Nord - und Ostsee belegenen Orte nebst Bademöglichkeiten verzeichneten einen Besucheransturm, wie lange nicht. So vermeldete beispielsweise die Nordseeinsel Norderney an dem letzten Wochenende etwa 5.000 Tagesbesucher neben den ohnehin in den Sommermonaten 25.000 verweilen Feriengästen.
Da fragt sich der Rezipient dieser und anderer, ähnlicher Meldung, wo jene Menschenkarawanen denn eigentlich her kommen, die dort und anderswo einfallen, um Erfrischung zu suchen, wenn die Gesamtbevölkerung in Europa und vor allem der BRD statistisch betrachtet, von Jahr zu Jahr sinkt?
Die Erklärung hierfür dürfte in der seit vielen Dekaden erhöhnten Mobilität des Einzelnen zu suchen sein. Suchte der deutsche Michel einst die Erholung vor Ort oder - wenn er es sich finanziell überhaupt erlauben konnte - innerhalb der eigenen Landesgrenzen, so erfolgte bereits ein signifikanter Trend zum Auslandsaufenthalt ab Mitte der 60er und zu Beginn 70er Jahre. Das war zumindest für den so genannten freien Teil der Teutonenrepublik, nämlich Westdeutschland,der Fall. Der eingezäunte Bürger der DDR indes musste mit beschränkten Urlaubs - und Reisemöglichkeiten vorlieb nehmen.
Wer Beziehungen, das erforderliche Kleingeld oder andersartige Privilegien vorzuweisen hatte, der durfte schon mal an den " Goldstrand " von Bulgarien, den Balaton in Ungarn oder an die Schwarzmeerküste verreisen. Die Mehrzahl konnte sich mit Hunderttausenden von weiteren Interessenten um die limitierten Plätzen an der Ostsee herum schlagen. Weshalb die dortigen Anbieter auch noch das letzte " Rattenloch " als Unterkunft an die Urlaubswütigen vermieteten und - wen wundert es - auch abgenommen bekamen.
Auch hier galt das Ausleseprinzip des Beziehungsgeflechts. Wer auf ein gutes bis sehr gutes Beziehungsgeflecht verweisen konnte, dem waren auch bessere Unterkünfte gewiss.Und weil die Urlaubsmöglichkeiten eben überschaubar waren, zog es jeden Sommer viele Bürger des anderen deutschen Staates dort hin, wo es preisgünstig war: in die staatlichen Urlaubsunterkünfte.
http://www.uni-leipzig.de/~hagen/Zeitzeugen/zz181.htm
http://www.ndr.de/geschichte/grenzenlos/glossar/ddrurlaub100.html
Urlaub in der DDR war - wie im Westen auch - neben der Preisfrage am Unterkunftsort, auch eine Frage des Anreisens. Weshalb viele Besucher der in Betracht kommenden Regionen große und größere Strapazen auf sich nehmen mussten, um an das gewünschte Ziel zu gelangen, denn nicht jeder Bürger konnte sich einen fahrbaren Untersatz kaufen.Und wenn, dann benötigte zum Beispiel ein Dresdner bis Boltenhagen an der Ostsee gut die doppelte Fahrtzeit für die zirka 400 Kilometer Route. Die Straßen waren meistens miserabel und ein Trabant 601 brachte es auf maximal 108 Stundenkilometer ( technischer Wert ).
Kam der Urlauber dann an der Ostsee an, musste er damit rechnen, dass ihm häufige Wetterkapriolen einen dicken Strich durch den geplanten Daueraufenthalt am Strand, unter dem Sonnenschirm und im nur mäßigen warmen Meer machte.
Und so stellte sich häufig die - meist unbeantwortete - Frage des Feriengastes, wie das Wetter in den Aufenthaltswochen während der einheitlich Schulferien von 8 Wochen ( http://www.schulferien.org/Schulferien_DDR/schulferien_ddr.html ) wohl werden könnte, in dem bereits morgens vor dem Frühstück die Frage lautete: " Morgen, Morgen! Strandwetter? ".
Denn wie in den Durchschnittshaushalten des begünstigten Westens auch, wollte frau/mann zumindest dem näheren Lebensumfeld durch eine knackige Hautbräunung zeigen, dass man / frau im Urlaub wesen war und dabei schönes Wetter hatte. Das klappte nicht immer, weil die lachende Sonne am frühen Morgen mit Sicherheit kein Strandwetter versprach, denn alsbald tauchten bereits die ersten Regenwolken auf, um den Himmel zu verdecken.
Den Ferienkindern indes war´s häufig egal. Insbesondere dann, wenn sie in einem Ferienheim die Sommerzeit verbringen durften. Davon schwärmen nicht wenige in der DDR geborene Gesamtdeutsche wohl heute noch, wie zu lesen ist:
http://www.turus.net/gesellschaft/4116-rueckblick-ferienlager-und-klassenfahrten-in-der-ddr.html
Und so bleibt wohl eher die Feststellung, dass es nicht auf das Urlaubswetter an sich ankommt, sondern, was der Reisende aus seiner dortigen Zeit macht. Da scheint die Mehrzahl die Bundesmichel eher unflexibel sowie wenig kreativ zu sein.
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