Schiss auf Schiss!









Der Sommer kam nach dem großen Regen und hält uns - zumindest in Europa - fest in seinem Griff. Was für viele Menschen eigentlich als die schönste Jahreszeit empfunden wird, kann für so manchen Reinlichkeitsfetischisten zum Alptraum werden, wenn mit den steigenden Außentemperaturen so allerlei geflügeltes Getier in das eigene Domizil gelangt. Ob nun das nervige Surren der Plagegeister in den manchmal tropischen Nächten, in denen wegen ungewohnter Hitze, der Schlaf sich partout nicht einstellen will, das ständige Anfliegen eben jener Fliegen im Freien, sobald der Körper entblößt ist und der leichte Geruch von menschlichen Ausdünstungen die lauernde Meute mobil macht oder die Belagerungen auf eventuell noch nicht zur Abwäsche gekommener Teller, Tassen, Töpfe mit Speiseresten durch diese Flugobjekte, die Sommertage können sodann auch Schattenseiten haben.

Eine besondere Abart der ungebetenen Fliegen sind solche, die sich durch die sperrangelweit geöffnete Terrassentür in der Küche verirren, weil sie hier Gerüche wahr nehmen, die auf Fressbares hinweisen und dann an den Fensterscheiben landen, auf denen sie nahezu orientierungslos auf - und ab laufen, ohne die geringste Chance zu ergattern, endlich wieder in das begründete Freie zu gelangen. Vor lauter Angst oder Anstrengung sowie Aktionismus sondern diese Plagegeister ihren so genannten " Fliegenschiss " ab. Nach einigen Tagen sind die zuvor in wilder Arbeit blank gewienerten Glasscheiben voller Pixel aus gelblichem Sekret, das diese gefangenen Fliegen abgesondert haben. Ärgerlich!

So verband ich bereits gestern eine Vorreinigung der Scheiben mittels nassem Tuch mit einer Jagd auf die Frevler. Im Nu waren ein halbes Dutzend der ungeliebten Gäste zerquetscht auf den Scheibenoberflächen erledigt. Zu Brei zerdrückt, zu Mus gequetscht! Und das Alles noch vor dem Kaffeetrinken zu dessen Vorbereitungsarbeiten ich nebenbei das Radio laufen ließ. Eigentlich interessierte mich bei MDR Info nur der Sport am Sonntag. Doch eher zufällig hörte ich aus dem belgischen Königshaus, dass hier ein neuer Regent zu seinen angeblichen " Untertanen " sprach. Er hatte gut reden, denn der Schmarotzer kassiert eine jährliche Apanage von ca. 12 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt. Dabei zählt der belgische Thronnachfolger nicht einmal zu den best alimentierten in Europa, denn:
http://www.hoerzu.de/wissen-service/wissen/royal-ranking-das-sind-die-reichsten-koenigshaeuser

Irgendwann später, der Erdbeerkuchen mit Mascapone war längst im eigenen Magen gelangt, palaverte ein ARD - Königshausexperte zur besten Nachmittagssendezeit ( ich wollte eigentlich das Frauen - EM - Viertelfinale zwischen Italien und Deutschland sehen ) sinnlosen Schiss über die Royals in Belgien. Was für einen Müll die Alte Tante da wieder sendet, dachte ich so bei mir, als dann auch noch am Abend die Meldung von der bevorstehenden Vaterschaft des englischen Thronfolgers Prinz William über das Radio georgelt wurde, kannte ich kein Erbarmen mehr und drückte den Ausschaltknopf.

Die Berichterstattungsorgie aus England indes nahm seinen verheerenden Lauf. Tausende an Medienvertretern hatten sich in London vor irgendeinem Krankenhaus aufgebaut und harrten dort der Dinge, die noch kommen werden. Die Geburt des Kate - William - Kindes. Was für ein Großereignis! Das musste ich denn in brütender Hitze und beim erneuten Fenster putzen gnadenlos und leidvoll erfahren. In Form jener Meldung, die viertelstündlich in dem Nachrichtenblock bei MDR Info eingebaut war und die von der bevorstehenden Geburt des royalen Kindes sprach. Was für ein Schiss, dieser Schiss über das schissige Geschisse der überschissigen Königshäuser im 3. Jahrtausend nach Christi Geburt! Während ich den wahren Schiss im Leben in Form der Fliegenschisse mittels " Vizz " - Glasklar und Scheibenrein, einer zerfledderten Ausgabe der " SZ " von letzter Woche und ordentlich Handarbeit zu beseitigen versuchte, kam immer noch der Dünnschiss von Kate´s Niederkunft im Radio. " Mein Gott, ihr Schisse! So einen Dünnschiss zu bringen! Und das Alles auf Zwangsgebührenkosten!" Schiss ist eben Schiss, ob Fliegenschiss oder jener hirnlose Dreck über die Schisse aus den Königshäusern.

Nach einer halben Stunde waren die Küchenfensterscheiben dann doch schiss - frei. Bis zum nächsten Schiss der Fliegen. Schiss auf Schiss - eben! Hier spielt das richtige Leben!
Nur an die ebenfalls voll geschissenen Scheibengardinen habe ich mich nicht heran gewagt. Die sind handgefertigt und doch relativ teuer in der Anschaffung gewesen. Da wir hier keine monatliche Apanage von 1 Millionen Euro zur Haushaltsführung zur Verfügung stehen haben, frage ich da lieber die Regierung, bevor ich mir einen Rüffel einfange. Da bleibt dann der Schiss noch weiter auf dem Stoff, auch wenn Kate bereits entbunden hat!


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