Ich habe noch zwei Koffer in Dresden stehen!

Nun rollt sie auch im Freistaat Sachsen, die Reisewelle. Und wie! Die anderen Bundesländer sind nämlich auch in die Sommerferien gestartet. Und so stauen sich die Blechkolonnen auf 10, 15, 30 Kilometer Länge. An den Flughäfen stehen Menschenmassen bei der Abfertigung an und genauso viele werden wieder zurück gekarrt.
Der Euro rollt. Der Bundsmichel gibt auch in dieser Saison viele Tausend davon aus, um zwischen einer bis drei Wochen Urlaub zu finanzieren. Längst ist der Sommerurlaub das standardisierte, das notwendige " Muss " des Mühsamen und Beladenen geworden, um sich, dem eigenen sozialen Umfeld und der übrigen Welt zu zeigen, dass er,sie,es dazu gehört; dass man/frau sich eben eine Urlaubsreise leisten kann.

Da stehen sie nun am Flughafen einer Großstadt und reihen sich artig, diszipliniert, wie es sich für einen erzogenen Bundesbürger gehört in die Warteschlange vor dem geöffneten Schalter ein. In den schön warmen Süden soll es dieses Mal gehen. Die Erwartungen sind groß, die Aufregung ebenso. Der familiäre Begleitungstross zeigt zudem, welchen Stellenwert der Urlaub hier hat. Aus - und Abspannen von dem täglichen Einerlei der Arbeit. Da soll jetzt die getroffene Feststellung, dass der ansonsten schon Überforderte " reif für die Insel " ist, in die Tat umgesetzt werden.
Na, dann: Schönen Urlaub!

Doch: Ach, du großer Schreck! Was ist das nun wieder? Stimmt da etwa etwas nicht mit der elektronischen Waage am Counter? Nein, das gibt es doch nicht! Wie kann, ja, wie konnte so was passieren? Ist die heimische Personenewaage an dieser bösen Überraschung schuld, weil sie wegen der zuvor manipulierten Grundeinstellung, um das eigene Körpergewicht zu drosseln, nicht richtig angezeigt hat? Oder ist diese Möglichkeit der präventiven Reisegepäckkontrolle gar nicht erst in Erwägung gezogen worden? Oder hat das Internet, die viel zu klein gedruckten AGB hierüber keine ausreichende Auskunft geben können?
Fragen, die die Flugreisenden ansich selbst beantworten dürfen. Manchmal könnte es aber auch nach dem 80er - Jahre Slogan " Detektiv Rockford - Anruf genügt! " ausreichend sein, um jene Probleme zu lösen, deren Schwierigkeitsgrad exponentiell mit der vorrückenden Abflugzeit zunehmen.

Doch wir wissen ja, wie das Leben funktioniert. Wenn wir es nicht wissen, werden wir wissend gemacht. Und wenn dieses nicht möglich ist, wissen die Anderen es. Basta! Da standen sie nun nach dem Motto: " Guter Rat wird teuer " und palaverten, was zu tun ist, um:

a) die Flieger nicht zu verpassen;
b) das Gepäck doch noch mitzunehmen, damit die vielen Klamotten auch am Urlaubsort ausreichen;
c) die so genannte " Strafgebühr " für das "Übergepäck" von immerhin 70 € je Gepäckstück nicht entrichten  zu müssen.

Auf geht´s Privatchauffeur! Hole zwei weitere oder mindestens einen Koffer, damit aus 2 mal 30 Kilogramm und damit 14 Kilogramm zu viel, 4 mal 23 Kilogramm; ergo: maximal 92 Kilogramm werden. Simsalabim, aus zwei Übergepäckeinheiten mach vier Business-Class - Gepäckstücke. Was braucht der Mensch nicht so Alles, wenn es um den Urlaub geht? Diamanten, Perlenketten, Gold . und Brillantcolliers. Turnschuhe, Unterwäsche, Badetücher, Sonnencreme, Badelatschen, Socken, Shorts, Bikinis, Zahnpasta, Zahnbürste, Sommerkleid, T-Shirt, Hose, Sandalen, Nagel-Etui, Kugelschreiber, "Gala " bis " Bunte " ( macht bald blöd ), iphone, ipod - Hirn!  
Und weil ein Koffer nicht zu groß, jedoch groß genug, um das ganze Gedöns zu verstauen, sein darf, wird gerätselt, wie es sein kann dass plötzlich aus Freigepäck, Übergepäck wird. Hätten Sie´s gewusst?

http://www.lufthansa.com/online/portal/lh/de/info_and_services/baggage?nodeid=3328234&l=de&cid=18002

Da fallen mir Marlene Dietrich und auch Hildegard Knef ein, die beiden großen Damen des deutschsprachigen Chansons, die sangen einst:

Wunderschön ists in Paris
auf der Rue Madleen
schön ist es im Mai in Rom
durch die Stadt zu gehen
Oder eine Sommernacht
still beim Wein in Wien
doch ich denk wenn ihr auch lacht
heute noch an Berlin

Ich hab noch einen Koffer in Berlin
deswegen muß ich da nächstens wieder hin
die Seligkeiten vergangener Zeiten
sie sind alle immer noch in diesem kleinen Koffer
drin

Ich hab noch einen Koffer in Berlin
das bleibt auch so und das hat seinen Sinn
auf diese Weise lonht sich die Reise
und wenn ich Sehnsucht hab dann fahr ich wieder hin

Ich hab noch einen Koffer in Berlin

Ich hab noch einen Koffer in Berlin
deswegen muß ich da nächstens wieder hin
die Seligkeiten vergangener Zeiten
sie sind alle immer noch in diesem kleinen Koffer
drin

Ich hab noch einen Koffer in Berlin

Ach, ich dachte, sie hätten Dresden gesungen!

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