Die Vierlande Meisterbetriebe ( VMB ) Johannsen GmbH,, Hamburg oder: " Arbeit macht Brei ".
Hamburg ist alle Male eine Reise wert. Nicht nur wegen des dortigen Hafens, dürfte die Hansestadt die schönste Metropole dieses, unseres Landes sein. Hier gibt es den Fischmarkt, den Hamburger Dom, das Gelände von Planten un Blomen und den Hamburger Michel. Daneben wird in der größten norddeutschen Metropole auch Profi - Fußball gespielt. Zurzeit allerdings nicht besonders erfolgreich. Der HSV liegt seit Wochen im Tabellenkeller der Bundesliga, den FC St. Pauli hat es sogar noch arger gebeutelt: Er steht auf Platz 18 der Zweiten Liga.
Das war vor vielen Jahren ganz anders. Da gab es einige Zeit lang zwei Hamburger Erstliga - Vereine.
Und es gab jede Menge gute bezahlte Jobs in der Freie Hansestadt Hamburg.
Ja,ja, die guten alten Hamburger Zeiten!
Die sind indes längst vorbei. Das berichtete zumindest das Hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " in seiner Ausgabe 48 / 2014 ab Seite 74 ff, wo es titelte:
" Ausbeutung im Alltag "
und über negative Auswirkungen der Entwicklungen auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt schreibt. Ausbeutung, das hört sich klassenkämpferisch an. Das liest sich, wie jene - angeblich - verstaubten Begriffe in den MEW. Und das hat den Anschein, dass hier völlig übertrieben wird.
Ausbeutung im Jahe 2014? Aber doch nicht bei uns! Nicht im Merkel - Wunderland, in dem die lobgepriesene Soziale Marktwirtschaft ständig als Totschlagargument gegen berechtigte Kritiker der Auswüchse einer Wirtschafts - und Gesellschaftsordnung, die ihre Zielrichtung ausschließlich auf Wachstum, Profit und Konsum fixiert hat, ins Feld genommen.
Wer beutet denn da wen aus? Es gibt doch Gesetze, es gibt Rechte, es gibt Interessenvertretungen, die sich jener Arbeitnehmer annehmen, die angeblich ausgebeutet werden. Doch: Alles graue Theorie. Die Realität sieht oft völlig anders aus.
Das zeigt das Beispiel eines polnischen Staatsangehörigen, der in die Tretmühle der Sozialen Marktwirtschaft in den Zeiten des reformierten Arbeitsmarktes geriet und hierin zerbröselt wurde.
* Und so saß ich an unserem, aus einer Tischlerarbeit stammenden Küchentisch bei einem leicht dampfenden Kaffeebecher, den " SPIEGEL " vor mir liegenden, das Kofferradio, aus dem das Programm von MDR Info lief, hinter mir stehend, und sinnierte über die Lage dieser Gesellschaft. Dabei driftete ich in die Vergangenheit ab. In meine eigenen Kindheitstage, die Schul - und Zuchtzeit der 1960er Jahre, die Le(h)erzeit bis 1972, die Wehrzeit, die Studienzeit und träumte dabei davon, dass ich nicht als Sohn eines gelernten Maurers und einer ungelernten Servierkraft zur Welt gekommen sei, sondern als eines der vielen Kinder des Journalisten, " SPIEGEL " - Herausgeber und späte wohl habenden Sylt - Zweitwohnsitzinhabers Rudolf Augstein. Ich hätte deshalb eine journalistische Ausbildung statt des mühseligen BWL - und Jurastudiums durchlaufen und wäre längst Mitarbeiter des " SPIEGEL ", für den ich dann diesen Artikel verfasst hätte:
" Miroslaw K. ist 48 Jahre alt, als er irgendwann zum Ende des Jahres 2012 nach Hamburg kommt. Er verließ sein Familie in Polen, um für diese in Deutschland Geld zu verdienen. Sein Sohn möchte studieren und dafür benötigt dieser Geld. Miroslaw verdingt sich fast ein Jahr lang auf dem so genannten " Arbeitsstrich " in der Hansestadt, ehe er über einen Landsmann an die Vierlande Meisterbetriebe ( VMB ) Johannsen GmbH vermittelt wird.
Das mittelständische Unternehemn hat sein Sitz in Hamburg - Vierlanden und bietet eine Reihe von Dienst - und Serviceleistungen an. Auf der eingestellten Homepage prangt unter dem Firmenlogo ein touristisch aufgemotztes Bild von Hamburg ( http://www.vmb-vierlande.de/).
Schön sieht es aus.
Weniger schön zeigt sich indes der Umgang des Unternehmens mit seinen Mitarbeitern. Besser formuliert " Lohnsklaven "." DER SPIEGEL " berichtete über jene gängigen Methoden der Unternehmen, um den Kostenfaktor Arbeit zu minimieren. Miroslaw K. soll zunächst ein schriftlicher Arbeitsvertrag mit einer in Polen ansässigen Firma vorgelegt worden sein, die sich ADL Lebno nennt. Dieser Betrieb in Lebno bei Danzig führt in seinen, für alle Wissbegierigen im Netz einlesbar,veröffentlichten Firmendaten als " Präsidenten des Verwaltungsrates " jenen Albert Werner Johannsen auf, der auch der geschäftsführende Inhaber der VMB Johannsen GmbH in Hamburg ist.
( http://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=http://www.krs-online.com.pl/adl-lebno-przedsiebiorstwo-uslugowe-sp-z-krs-236593.html&prev=search )
Kein Zufall, also.
Dann wurde dem polnischen Arbeiter noch ein zweiter Vertrag, den er mit der Hamburger Firma VMB abschließen sollte, vorgelegt. Ein befristeter Arbeitsvertrag. Allerdings - wie in diesen und anderen Branchen üblich - ohne Benneung des Befristungsgrundes. Damit natürlich rechtswidrig!
Doch, wen schert es ? Johannsen nicht, der wollte Geld sparen oder, anders ausgedrückt: Die Lohnkosten reduzieren! Miroslaw K. nicht, denn der benötigte Geld und wollte dafür arbeiten. Das Arbeitsgericht Hamburg nicht, denn: Wo kein Kläger, da kein Richter!
So verdiente der Wanderarbeiter Miroslaw K bei Johannsen in Hamburg 800 Zloty ( in etwa 190 Euro ) monatlich. Bezogen auf eine halbe Stelle. Mit der Option bis zu 10 Stunden zusätzlich ableisten zu können. Wobei die Arbeitszeiten natürlich den " betrieblichen Erfordernissen " angepasst waren. Das nannte sich einst in den 1970er und 1980er Jahre " KapofAz " ( Kapazitätsorientierte, flexible Arbeitszeiten ). Diese " KapofAz " - Regel bedeutete bei Miroslaw K., dass er vielleicht 2 Stunden, vielleicht 20 Stunden je Woche oder sogar 40 Stunden in der Woche für Johannsen arbeiten sein durfte.
K.´s Tätigkeitsbeschreibung lautete auf: " Leichte Gartenarbeiten in Polen. "
Der Arbeitsalltag sah indes auch hier völlig anders aus.
Statt Kehr - und Reinigungsarbeiten schuftete K. mittels Hebebühne und Kettensäge ( ohne den erforderlichen " Sägeschein " oder eine Ausbildung / Einweisung dafür zu besitzen ) gleich in der ersten Woche 50 Stunden lang. Für die Sklavenarbeit erhielt K. auf jene zwei Arbeitsverträge, sage und schreibe, 645 Euronen. Brutto, versteht sich!
Neben der materiellen Ausbeutung kam der Faktor Arbeitsumfeld oder auch Tätigkeitsumfeld hinzu. K. erhielt einige Tage vor Weihnachten einen Wisch vorgelegt, in dem - sinngemäß - gestanden haben soll, dass n der Zeit vom 23. Dezember 2013 bis 01. Januar 2014 Betriebsferien seien und deshalb sämtliche Mitarbeiter Urlaub zu nehmen hätte.
So weit, so korrekt.
Was dann allerdings gefolgt sein sollte, war Leibeigenschaft in Reinkultur des frühen 13. Jahrhunderts ( http://de.wikipedia.org/wiki/Leibeigenschaft ), an der sich natürlich neben den Kirchen, auch der Hochadel und die Gutsherren beteiligten; die jedoch in den Freien und Hansestädten Bremen oder Hamburg nie eingeführt wurde ( dafür gab es andere Methoden der Knechtschaft ).
Nun, A.W. Johannsen führte die moderne Form der Leibeigenschaft im 21. Jahrhundert wieder ein.
Da der Lehnsherr die Order ausgegeben haben soll, dass zwar ab dem 23. Dezember bis zum 01. Januar Urlaub genommen werden müsse, jedoch diese Zeit dann unterbrochen werden kann, wenn Räumtätigkeiten aufgrund von Schneefall erforderlich werden, war es denn doch kein - vermutllich unbezahlter - Urlaub. Das bedeutete, dass die polnischen Mitarbeiter nicht zu ihren Familien heim fahren konnten, sondern quasi - wie einst beim Kommiss - in Bereitschaft zu sein hatten.
Jawoll, ja!
Zuhause war in Hamburg, eine Massenunterkunft in einem Haus auf dem Firmengelände. Vier Männer hatten sich einen Raum, mit Dusche und Toilette zu teilen. Für sage und schreibe 150 Euro je Mann und Monat. Hinzu kam ein Sanktionssystem, dass unter anderem " Geldstrafen " in den Fällen vorgesehen haben soll, dass ein Mitbewohnern sein Bett nicht machte oder den Aschenbecher nicht leerte. Bei derartigen Nachlässigkeiten hätten dann alle Bewohner - als eine Art Sippenhaft - bis zu 50 Euro zu zahlen gehabt.
Das Zucht - und Ordnungssystem erinnert an jene Bilder, die einst von den Massenunterkünften und dem Betriebsgelände bei dem US - Konzern " Amazon " in Bad Hersfeld gezeigt wurden. Als schwarz bekleidete Männer des " Werksschutzes ", wie SS - KZ - Aufseher oder Kapos, die Lohnarbeiter zu ihrem Schichtbeginn in Spalierform begleiteten. Und als " Amazon " - Mitarbeiter davon berichteten, dass eben jener " Werksschutz " ohne triftigen Grund die Wohnräume der Mitarbeiter betraten und sogar durchsuchten.
Die Leidensgeschichte des K. endete mit einer - wie zu erwartenden - Kündigung der Arbeitsverhältnisse im Januar 2014. K. war dem Johannsen wohl zu aufmüpfig geworden. Johannsen selbst bestritt gegenüber den " SPIEGEL " - Journalisten sämtliche Vorwürfe. Was hätte er auch anders machen sollen?
Schließlich befindet sich Johannsen in Gesellschaft mit anderen Ausbeuter - Betrieben, die etwa 1, 7 Millionen Beschäftigten in diesem, unserem Lande, Hungerlöhne zahlen. Nach einer statistischen Erhebung zu der Lohnentwicklung auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt der Universität Duisburg - Essen erhielten 19,2 % aller Beschäftigten in diesem, reichen Land, Stundenlöhne von weniger als 8,50 Euro ( dem Mindestlohn ). "
* Ende des Traums, der dazu geführt hätte, dass ein sich in seinen Rechtssphären verletzt sehender, wie oben benannter Betrieb, über eine Hamburger Rechtsanwaltskanzlei, im Wege der presserechtlich vorgesehen Einstweiligen Verfügung mich hätte verpflichten können, diese " traumatischen " Erlebnisse und deren eigene Bewertung als Ausfluss der Grundrechts auf freie Meinungsäußerung unter Strafandrohung nicht mehr wiederholen zu dürfen. Nun hat aber der Hamburger Nachrichten - Gigant eine exzellente Rechtsabteilung mit sehr gut bezahlten Kollegen, die sich gegen die so erlassene Einstweilige Verfügung mit Sicherheit in Form des Widerspruchs zur Wehr setzen könnten. Und weil dort viele Geld in der Kasse liegt, um solche Angriffe auf den viel zitierten Artikel 5 des Grundgesetzes abblocken zu können, macht es dem " SPIEGEL " auch nichts aus, dass der Streitwert für das Zivilrechtsverfahren vor der berühmten Pressekammer des Landgerichts Hamburg auf 115.000 ,-- EUR hochgejubelt werden könnte.
Nun würde ich auch nicht auf den Ausgang des Rechtsstreits, der vielleicht sogar in die Berufungsinstanz vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg betrieben werden könnte, abwarten und kennzeichne deshalb den apostrophierten Teil dieses Posts als Traum. Träume darf jeder haben und auch frei artikulieren, so, wie die Gedanken es auch immer noch sind.
Darunter fallen jene Arbeitsnormaden, die aus Rumänien, Bulgarien, Polen, Tschechien oder auch Spanien hier unter Bedingungen malochen, die menschenunwürdig zu bezeichnen sind. Der oben zitierte Artikel im " SPIEGEL " benennt hierzu weitere Beispiele. Die Fleisch verarbeitende Industrie ist dort Vorreiter. Aber auch schillernde " Vorzeigeunternehmen ", wie die Papenburger Meyer Werft reihen sich nahtlos in die feine Gilde der Lohndrücker, Ausbeuter und Lehnsherren ein.
Kostendrücken um jeden Preis, so lautet überall die Devise.
Eine Initiative de damaligen Oppositionsparteien von SPD, " Bündnis 90 / Die GRÜNEN " den Missbrauch von Werkverträgen zu bekämpfen scheiterte drei Mal im Bundestag. Nach dem Moto: " Die Geister, die ich rief. " bügelten die Merkel - CDU und die Abgeordneten der Freien Demokratischen Partei Deutschlands alle Anläufe ab.
Damit wäre ohnehin nur an der Oberfläche des Problems herum gekratzt worden. Neben den Dumpinglöhnen, die auch dadurch zustande kommen, dass Subunternehmen in den Herkunftsländern der Wanderarbeiter kräftig abkassieren, sind es vornehmlich die Behausungen, in denen die Arbeiter hocken müssen. Daran sind allerdings häufig einheimische Vermieter vor Ort beteiligt, die umgebaute Schweineställe, seit Jahren unbewohnte, davor gewerblich genutzte Gebäude oder unbewohnbare Gebäudeteile für horrende Entgelte vermieten.
Das bringt ordentlich Knete, die dann auch noch am Fiskus vorbei einkassiert wird, um den eigenen Lebensstandard zu verbessern.
Wie war das noch gleich, mit der Ausbeutung des Menschen und dem § 138 Absatz 2 BGB?
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Nichtig ist insbesondere ein Rechtsgeschäft, durch das jemand unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen Willensschwäche eines anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt, die in einem auffälligen Missverhältnis zu der Leistung stehen.
Miroslaw K ist inzwischen längst nach Polen zurückgekehrt. Ihm sind jedoch weitere Landsleute längst gefolgt, wurden ebenfalls versklavt und sind wieder in Polen gelandet.
" The Show Must Go On! " Und wir machen alle mit.
Einst schrieb ein Sponti auf eine Häuserwand im Bremer Steintorviertel:
" Arbeit mach Brei! "
Wie Recht er doch hatte.
Fremdschäm?
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