Auf der A4 quer durch die Republik mit dem MDR, dem NDR, dem HR und Chris Rea, Rihanna sowie den " Rolling Stones ":



Wer Ebay zum Freund hat, benötigt keine Feinde mehr; allerdings auch kein dickes Portemonnaie, denn hier gibt es viele Schnäppchen für lau. Jedoch nicht, wenn man/frau im tiefen Südosten der Bundesrepublik wohnt. Die Angebote, etwas Ausgefallenes zu erhalten, tendieren nahezu gen Null.
Deshalb machte ich mich am Mittwoch gegen 7.30 Uhr mit unserem Mazda 6 D Kombi auf, um im mehr als 450 Kilometer entferntem Kelkheim, dass ist ein kleines Städtchen mit etwas mehr als 28.000 Einwohnern im Vortaunus - Gebiet; zwischen Frankfurt am Main und der Landeshauptstadt Hessens, Wiesbaden, um 4 hochwertige Holzstühle abzuholen.

Eigentlich könnte so eine lange Autofahrt ein wenig Freude bereiten, wenn, ja, wenn, es nicht gerade Winter wäre und nun doch so ein leichter Hauch von Frost, Eis und Schnee durch die Lande zöge. Winterliche Autofahrten sind denn eher mit einem hohen Risikofaktor behaftet, zumal es trotz der StVO - Vorschrift, hier mit entsprechender Bereifung herum zu gurken, doch noch viele Experten gibt, die schlichtweg gesagt, " blank gezogen " und auf Sommer gesetzt haben.
Nun, dass könnte schnelle zu Verhängnis werden, wenn es schneit, glatt wird oder Eisregen herunter prasselt.

Diese Erkenntnisse aus jahrzehntelanger Fahrpraxis im Hinterstübchen, ließ ich denn den Motor unseres japanischen Kulis an und begab ich in Richtung Autobahn A 17 nach Kesselsdorf. Bereits kurz nach der Auffahrt zur A4 stockte der Verkehr. Einer dieser so genannten " Brummis " qualmte an der rechten Hinterachse und schwupp, fuhren viele Fahrzeuge langsam vorbei. Ich möchte einen gewissen Gaffer Effekt auch hierbei nicht verhehlen.


 Weiter ging es dann zügig in Richtung Chemnitz. Diese Teilstrecke ist mir längst bestens bekannt und bringt eigentlich keine großen Überraschungen mehr. Selbst dann nicht, wenn zwischen Berbersdorf und Hainichen trotz Schneeregens und einem Tempolimit auf 100 Km/h, einige Wagemutige noch bei 130 Km/h wild überholen.

So passierte ich alsbald das Autobahnkreuz Chemnitz - Ost, wo es zur A 72 in Richtung Hof und nach Bayern geht, und später die BAB - Abfahrt Limbach - Oberfrohna, dem Nest, dass vor einigen Jahren bundesweit in die Schlagzeilen geriet, weil ein " Möchte - gern - Schumi " seine PKW in den Bereich des dortigen Kirchturm hinein katapultiert hatte. Na, ja, wer noch jung ist, muss sich eben ausprobieren, selbst dann, wenn es lebensgefährlich ist.

Es ging weiter auf der drei - streifigen Autobahn, Marke Nachwende - Strecke, über Glauchau, Schmölln und Gera bis zum Hermsdorfer Kreuz, dorthin, wo die A4 und die ständig überlastete A9 sich treffen.
Die Landesgrenze zu Thüringen hatte ich längst hinter mich gebracht.

Irgendwann suchte ich in dem Autoradio einen anderen Sender, als MDR Info, da ich die Nachrichten dort bereits in und auswendig kannte. Griechenlands Politiker wollen nicht mehr so viel Geld zurück zahlen und keine weiteren Sparkurse auferlegt bekommen, usw. usf.
Da traf es sich gut, dass Antenne Thüringen einigermaßen rauschfrei zu empfangen war. Doch die Musikauswahl an diesem Mittwochmorgen sagte mir dann eher nicht zu.
Also, Sendersuchlauf erneut starten und hoffen, dass etwas hörbares gefunden wird.

Immerhin da gab es so schöne Oldie, wie Chris Rea und " On the Beach ( Summer ´88 ). Schön, den Chrismas Song kann ich nämlich nicht mehr ertragen.

Die Strecke führte mich derweilen an Jena, Apolda und Weimar vorbei. Inzwischen sind die Großprojekte auf der A4 mit der Tunnelquerung in Jena längst beendet. Kein Stau mehr, keine Generve, dafür jedoch nur Radar überwachte Tempo 80.

Weiter ging es an der Blumenstadt Erfurt vorbei. Irgendwie muss ich hier immer an die Fußball - Übertragungen im DDR Fernsehen mit Beteiligung des Vereins Rot Weiß denken. Das war in den frühen 1980ern. Ich dachte an die eigens erstrittene DDR - Antenne auf dem Dach des 11 - geschossigen Mensa - Wohnheims, an Heinz Florian Oertel als Kommentator. Oder Werner Eberhardt, Wolgang Hempel oder Hubert Knobloch, der wohl meistens RW Erfurt oder CZ Jena übertrug.

Die Fahrt ging jetzt auf der neuen A4 durch Thüringen in Richtung einstiger Grenze bei Wildeck - Obersuhl, aber vor allem Herleshausen vorbei in Richtung Hessen. " Point Alpha " stand auf so einer Tafel, die auf einer Anhöhe stehend, von der A4 aus deutlich sichtbar wurde. Point Pampa, dachte ich bei mir und drückte wieder auf dem automatischen Sendersuchlauf herum. Ständig diese dämlichen DLF und DLF Kultur - Frequenzen, dieser beiden Propagandasender aus Köln, die im gesamten Bundesgebiet nahezu störungsfrei zu empfangen sind.
Nee, diese Mist - Krücke, die ich schon vor mehr als 4 Dekaden nicht ausstehen konnte, tue ich mir in Thüringen nicht mehr an.

Dann kam plötzlich die Überraschung in Gestalt von NDR 2 aus Hamburch. Nee, näh? NDR 2 in Thüringen ab Waltershaus, Sättelstädt und Eisenach ohne Rauschen und anderem Gekrächze zu empfangen? Ich konnte es kaum fassen. Und dann spielte der Sender im Morgenprogramm auch noch gute Musik. Na, für Rihanna und " Umbrella " aus 2007 war ich vielleicht schon zu verkalkt, dennoch kam da eine Dynamik aus den Lautsprechern, so dass ich gleich aufdrehte.
Und danach folgte bald ein prima 80er - Jahre - Song " If Only I Could " vom juten Sydney Youngblood. Mensch, da wurden wieder Erinnerungen wach. Die Plastik - Musiker von Teras For Fears und " Shout " oder Murray Head mit " One Night in Bangkok ". Schade, ich hatte die CDs nicht mit genommen.

So ging es aber eben mit NDR 2 auch weiter. Der Sender rauschte dann irgendwann im hessischen Bereich, weit hinter Bad Alsfeld so schnell wieder weg, wie er gekommen war. Schade! Dafür gab es jetzt zwischen dem Kirchheimer - und Hattenbacher Dreieck, neben der vollen Dröhnung HR 1 bis HR 4 auch noch die abturnenden BR - Sender im Vollausschlag. Also, nee, weeste, dat tue ich mir jetzt nicht mehr an. Jetzt ging es ohnehin auf der A5 weiter in Richtung Frankfurt.

Es fuhr hier das Alte Deutschland mit seinen großen Schlachtrössern von BMW, Audi und VW an mir vorbei. Hoffentlich wissen die nicht alle, was DD im Kennzeichen bedeutet. Sonst, ja, also, " PEGIDA " und so. Die alten " Ossi " - Schwachmaten. Die undankbaren Menschen dort, denen wir mit unserem Soli neue Autobahnen gebaut haben.
Jetzt wollen ´se keene Ausländer mehr haben. Schrecklich, dieses ungebildete Volk im Osten.

Die PS - Protze merken nix. Und so fuhr ich gemütlich, drei - streifig, rechts haltend, nur bei LKWs überholend, in Richtung Krankfurt. Dann kam die Ausfahrt Kelkheim. Die alte Bundesrepublik im Wohlstandsjahr 2015. Merkel ist immer noch " Mutti ", wenn aus eene aus´m Osten. Gauck is´nu´Bundespräsident - och aus´m Osten. Und der mit dem französischen Nachnamen und westdeutschen Vornamen Lothar de Mazaire, der ja ouch. Also, wist´er? Der is´ja Sicherheitsminister bei uns.

Kelheim: In der 30er - Zone wird geblitzt. Nicht schon wieder die Stadtkasse entschulden mit einem Obolus. Ich fahre 27 Km/h. Hinter mir ´ne Riesenschlage. Wie war das gleich mit dem Unterschied von Autoschlange und Schlange?

Die Stühle werden ein geladen. Ein kurzer Small Talk mit der Ebayianerin, die zu gab, auch schon mal in Köln wegen einer ersteigerten Sache gewesen zu sein. Aber, was ist Köln im Entfernungsvergleich mit Dresden? Ein Katzensprung! Auf geht´s, zurück in die Heimat.

Die A5 ist gegen Mittag erstaunlicher Weise nicht mehr so voll. Sind wohl viele uff Arbeet? Um so besser. Da schneiden mich die anderen mit ihren obere Mittelklasse -Schlorren nicht mehr.
Ich drücke den Radio - Drehknopf und schwupps, ist HR1 drin.

" I Can´t Get No Satisfaction ", fetzt es aus den Lautsprechern. Ich singe laut mit. Jau, die juten Mittsechziger. Rüschenhemd, Slop - Shake - Hose, die blöde Tanzschule aber auch.

" And I Try, And I Try. I Can´t  Get No, I Can´t No...No Satisfaction... " Joh. ich auch nicht.

Ab geht´s wieder auf meine zunächst drei - spurige A4 in Richtung Landesgrenze.
Vorbei an den beiden berühmten Autobahndreiecken der Alten Republik, der BRD. Alles, was dann ostlicher wurde, habe ich nur von Bilder, Filmen und " SPIEGEL " - Artikeln gekannt.
Ich überfahre die Landesgrenze. Dann suche ich NDR2. Nix mehr! Finito.
Dafür kommen solche Sender,wie NDR Radio Niedersachsen ( Der " Tüddel - Lütt " - Kanal " ) rein. Wieder die volle Ladung der Bazi - Sender. Nee, nix da.

Irgendwann habe ich Radio Antenne Thüringen drin. Die Lieder gehen eigentlich. Ein biscken ABBA, Joe Cocker und dann Kim Karnes " One Hit Wonder ", dat Ding mit den Augen von Bette Davis. Schööööööööööön!
Die 1980er wieder. Irgendwo auf dem Bauernhof in Pennigbüttel bei Osterholz - Scharmbeck, 30 Kilometer süd - östlich von Bremen.
Da plärrte das Stück aus dem billigen Transistor - Kofferradio über AFN in Garlstedt beinahe jeden Arbeitstag in Sommer, während der Semesterferien, bei der Arbeit.

Antenne Thüringen verabschiedet sich bald in Form eines Hintergrundrauschens. Ätzend!
Ich lege eine selbst gebrannte CD mit Stücken aus den 1990ern und früher ein.Auch nicht schlecht.
Noch mehr als 200 Kilometer bis Dresden.
Die CD verlässt das Gerät nicht mehr.
" Sting " und " Brand New Day ", Westernhagen " Wieder hier " - Jawoll, wieder da! Von der A4!

http://www.autobahnatlas-online.de/A4.htm



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