Goodbye " Tatort " - Steier? Auweia!
Eigentlich hat ja das Zweite Deutsche Fernsehen - nach der dumm-dreisten Behauptung der " Pegidisten - Teil der " Lügenpresse " - für sich in Anspruch genommen, der " Krimi - Sender " zu sein. Nun, auch hier gehört Klappern zum Geschäft. Dennoch ist in jener Hypothese ein Körnchen Wahrheit vorhanden. Noch nie gab es so viele Mord - und Totschlag - Filme im Rentner - Kanal. Doch der eigentliche primus interparis nennt sich nach wie vor " Tatort " und wird eben von dem vermeintlichen Konkurrenz - Sender, der alten Tante ARD, dem Ersten, ausgestrahlt.
Dass nennt sich dann im Sprech der Patrioten, die Gnade der zu späten Geburt. Weil nämlich jener " Tatort " längst zur Müllhalde des nach US - amerikanischen Muster abgedrehten Fernseh - Schrotts verkommen ist.
Besten Beispiel hierfür waren die " Tatort " - Folgen aus Frankfurt am Main. Vulgo: " Krankfurt ", weil dort einst die Kriminalität auch Hochkonjunktur hatte. Das ist aber genau so lange her und gehört nun zur Vergangenheit, wie die unumstößliche Feststellung, dass vom Hessischen Rundfunk einst auch gute " Tatort " - Beiträge produziert wurden.
Die erste hessische " Tatort " - Folge mit dem Titel " Frankfurter Gold ", die am 4. April 1971 ab 20.15 Uhr lief, löste einen Skandal aus, denn sie basierte auf einen authentischen Fall, wobei der damalige, reale Angeklagte noch nicht rechtskräftig verurteilt war. Das focht die Hessen indes nicht an und sie ließen Kriminalkommissar Konrad ( Klaus Höhne ) dennoch bis zum bitteren Ende gegen das Böse mit Erfolg weiter ermitteln.
Fast ein Jahr später gab es wieder einige Ungereimtheiten in Frankfurt. Die Folge " Der Fall Geisterbahn ", die als 16. " Tatort " am 12. März 1972 ausgestrahlt wurde, durfte wegen unklarer Urheberrechte nicht mehr wiederholt werden, denn die Produktionsfirma in Berlin ging danach in Konkurs.
Kriminalkommissar (KK ) Konrad ermittelt für die ARD in Frankfurt fleißig weiter ( " Gute Reise ", ( Folge 24 ), " Eine todsichere Sache " ( 37 ), " Die Rechnung wird nachgereicht " ( 47. ), " Zwei Flugkarten nach Rio " ( 62. ). Sei letzter Fall heißt " Flieder für Jaczek " ( 72 ) . Danach wird Konrad alias Klaus Höhne bald Pensionär.
Ihm folgte ab 12. Februar 1978 KK Bergmann alias Heinz Treuke und sein Assistent Robert ( der noch nicht übergewichtige Rainer Hunold ) in " Zürcher Früchte ". Hierbei handelte es sich um Steuerhinterziehung ( das Thema ist immer aktuell geblieben ).
In der Folge Nummer 96 mit dem Titel " Der King " gibt dann KK Konrad seine Abschiedsvorstellung im belesenen Ambiente der Frankfurter Buchmesse am . Febrau 1979.
Am 9. März 1980 gibt dann Hauptkommissar Sander ( Volker Kraeft ) eine Stippviste als " Tatort " - Ermittler in Frankfurt. Es geht in der 110. Folge natürlich längst um Mord.
Der " Tatort " - Ermittler floppte und so ermittelt ab Folge 121 der Hauptkommissar Bergmann alias Lutz Moik in der hessischen Metropole. Nach dem Titel " Schattenboxen "( 121. ) folgt mit " So ein Tag... " eine weitere Folge mit sportlichen Hintergrund. Dieses Mal ermitteln Polizeibeamte im Umfeld eines Fußball - Bundesligaspiels zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern am 7. Februar 1982.
Es kommen und gehen weitere Kommissare ( Bergmann ( Moik ), Brinkmann ( Karl - Heinz von Hassel ), Falb ( Hans - Werner Bussinger ), ehe Brinkmann nach 28 Fällen und 15 Fernseh - Dienstjahren 2001 Schluss macht.
Ihm folgt nun das Ermittlungspaar Charlotte Sönger ( Andrea Sawatzki ) und Fritz Dellwo ( Jörg Schüttauf ) für 18 Folgen und lange 9 Jahre. Sawatzki ist eine Schlaftablette und Schüttauf als Kommissar eher eine Lachnummer. Dennoch hielten sie es miteinander sehr lange aus. Ehrlich gesagt, der Zuschauer wurde oft auf harte Geduldsproben gestellt. Und wer nicht ab und an vor der Glotze den Schlaf der Gerechten vorgezogen hat, statt sich den Schwachsinn anzusehen, hat selbst schuld.
Aber, ab 2010 ging es noch schlimmer. Es tauchten die Hauptkommissare ( warum geht es eigentlich nicht dienstgradmäßig niedriger ? ) Conny Mey ( Nina Kunzendorf, die Jahre zuvor mal bei ihren Kollgen Sawatzki und Schüttauf rein schnuppert durfte ) und Frank Steier ( Joachim Kro´l ) auf. Kunzendorf spilete den Part einer nuttigen Kommissarin mit überzogenem Selbstbewusstsein und Kleidung von Markenherstellern, die zudem die Knarre locker, in US - Cowboy - Manier , im Holster baumeln ließ. Lächerlich, diese Schaufensterpuppe aus der Bauchtanztruppe in Frankfurt am Main. Und auch die Fälle waren alles andere, als gut. Steier hat ein Alkohol - Problem und ist ständig frustriert. Weniger glaubwürdig sind deshalb seine Ermittlungserfolge.
Kunzendorf steigt folgerichtig ab dem Titel " Wer das Schweigen bricht " am 14. April 2012 bei " Tatort " - Nummer 870 aus, ohne jedoch ihr Outfit nicht radikal geändert zu haben. Dieses Mal nicht als " Sex - Bombe " mit Knarre am Arsch, sondern bieder mit Kurzhaarschnitt und teurer Lederjacke.
Steier indes macht noch 2 Folgen und geht dann in Pension.
http://tatort-fans.de/category/stadt-archiv/tatort-frankfurt/
http://tatort-fans.de/tatort-folge-937-das-haus-ende-der-strasse/
Steier´s letzter Fall nennt sich " Das Haus am Ende der Strasse " und zeigt einmal mehr, dass es Zeit wurde, den Frankfurter Ermittler in den Ruhestand zu versetzen. Seine Trunksucht wird nicht nur allmählich zur Belastung, sondern macht aus dem saufenden Kommissar einen Pausen - Clown. Und dafür ist der Oldtimer " Tatort " dann doch zu schade. Steier als sich rächender Kripo - Beamter, der es nicht ertragen kann, dass ein junger Angeklagter nur deshalb frei gesprochen wird, weil er selbst unter Alkoholeinfluss seinen Dienst versieht und dabei ein Kleinkind erschossen wird. Was danach konstruiert wird, ist eine Mixtur aus Psycho - Krimi und Sozial - Drama. So taumelt die Handlung zwischen pflichtbewusstem Beamten, privaten Rächer und Trunkenbold.
Sein Gegenpart heißt Poller und war ebenfalls Polizist. Auch er trinkt zuviel und denkt zu wenig darüber nach, dass es neben Selbstmitleid auch so etwas, wie mit der Vergangenheit abschließen gibt.
Steier wird zum Schluss gebührend verabschiedet. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass 44 Jahre Frankfurter " Tatort " sich nicht auf die letzten 5 Jahre herunter brechen lässt. Wenn es gute Folgen und schlechte gegeben hat, dann ist der Durchschnitt befriedigend oder: Wenn der Kommissar rechts vorbei schießt und links trifft, ist der Täter im Durchschnitt tot. So, wie Steier´s letzter Fall es auch war.
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