Ein Handy in der Lederjacke ergibt noch keine Erwachsene.



Die Besuche bei den drei Enkeln sind immer mit neuen Erkenntnissen über das heutige Wohl und Wehe im stressigen Kinderalltag verbunden. Nicht, dass hier ständig die verbalen Handbremsen gezogen werden müssen, damit der Tag dann so einigermaßen in ruhigen oder geordneten Bahnen verläuft, nein, eher sind es die überschwänglichen Begrüßungen am frühen Morgen, die gewöhnungsbedürftig bleiben. Dennoch erfreut es einen Erwachsenen immer wieder, wenn sich ein Redeschwall über Kinderhort, Schule und auch weitere Alltagsgeschichten am Morgen ergießt.

Nun wollte die Älteste der drei Enkelkinder wissen, ob ihr ein Handy, dass einige in ihrer Klasse von den Eltern erhalten hatten, doch tatsächlich so schlimm ist, wie es die Eltern ihr dargestellt hatten. Auf die Frage, wozu sie ein derartiges technischen Wunderding benötigen würde, wenn sie ohnehin nur einen Schulweg von 5 Minuten zu Fuß zurückzulegen habe, wusste die Enkeltochter denn keine wirklich stichhaltige Antwort zu geben, Damit stellte sich alsbald heraus, dass sie einzig und allein Spiele auf dem Mini - Computer spielen wollte. Da auch ein " Nintendo " inzwischen in ihrem Besitz war, lag die Lösung des Problems nahe: Der IT - belastete Vater sollte ihr eben neue Spiel für dieses Gerät aus dem Internet herunter laden. Das war´s.

Nebenbei erfuhren wir dann, dass die anlässlich ihres Geburtstages im letzten Jahr geschenkte schwarze Lederjacke fleissig getragen wird. Und sogar zu einem wahren Boom beim Kauf von gleichartigen Jacken dieser Art geführt hatte. Viele Mädchen in ihrer Klasse wünschten sich nun von ihren Eltern eben ein solches, möglichst gleichartiges Bekleidungsstück. Und - wie von Geisterhand gesteuert - trugen die Klassenkolleginnen auch schwarze Lederjacken. Die Enkeltochter als Trentsetterin, als Mode - Zarin, als ungewollte Bestimmerin des neusten Fashion - Look?
Dabei war die Ursache diese regionalen Hypes, so simpel, wie nachvollziehbar:

Während des Einkaufs von Strümpfen, Strumpfhosen und Schlüppis, kam uns eine preislich starke reduzierte Lederjacke ( Made in China, natürlich ) in die Finger. Ich erinnerte mich an jene Zeit vor knapp 2 Jahrzehnten, als meine Tochter in diesem Alter war und wir entschieden uns für den - vielleicht doch eher gewagten - Kauf der Lederjacke. Chic sah sie alle Male aus. Und passte denn auch der gertenschlanken Enkeltochter, wie angegossen. Leider war im Dezember das Wetter zum Tragen solcher Kleidungsstücke nicht geeignet.
Doch nun kam der wahre modische Pep voll zur Geltung.

Tja, mit ein wenig Stolz erzählte sie uns dann von der Welle, die sie damit ausgelöst hatte.
So sind sie eben, die auf Trend getrimmten Eltern der anderen Kinder. Dabei war eine solche Jacke schon vor vielen, vielen Jahren en vogue. Doch in unserer auf Schnelllebigkeit und genormten Verhalten getrimmten Gesellschaft, bedarf es immer erst eines Vorbildes, um den Konsum ohne eigenen Geschmack zu haben, auszuleben.

Merke: Handy mit 8 Jahren, nö - Lederjacke , aber klar.
Hach, wie schön war die Jugend?

In diesem Sinne: Gut´s Nächtle mit BAP und " Wellenreiter " aus dem Jahr 1982:



  

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