Engelbert Humperdinck´s " Winterworld Of Love " im BFBS



Da hat uns der Winter, obwohl er meteorologisch erst in 5 - und kalendarisch in in 26 Tagen beginnt, schon einen kleinen Vorgeschmack geliefert. Ab vergangenen Donnerstag sanken die Temperaturen spürbar, der erste Schnee fiel auch in den Tieflagen und die Straßen wurden eisglatt. Es folgte das, was bei einer solchen Wetter - und Witterungslage obligatorisch zu sein scheint: Verkehrsstaus auf den Autobahnen. Offensichtlich hatten sich viele Autofahrer mit den zunächst sehr milden Novembertemperaturen angefreundet und die Winterbereifung zurückgestellt. Die Umrüstung kostet ja auch Geld und wer gleich mal einen Satz neue Felgen sowie Reifen benötigt, kann dafür locker einen Tausender hinblättern.

Da saß ich am Samstagmorgen bei einem frisch gebrühten Pott Kaffee, den " SPIEGEL " der vorletzten Woche aufgeschlagen und las. Im Hintergrund lief das Kofferradio und übermittelte die aktuellen Nachrichten von MDR Info. Jeden Morgen das gleiche Ritual. Nebenher hatte ich die drei Vierbeiner versorgt. Weil diese sich nicht in die Gärten trollten, sondern die kalte Nacht lieber im beheizten Raum verbrachten, scharwenzelten sie sofort um mein Gebein herum. Den Schwanz steil in die Höhe gerichtet, schnurrend, mit der Forderung " Gib Futter!", eben.

Das Bild, was sich mir zeigte, jene Winteridylle, an diesem Novembermorgen, kannte ich nur zur Genüge. Einst, als bereits in der ersten Novemberwoche die Kälte in das elterliche Haus zog. Als dann die Kohleöfen, später die Ölöfen angezündet werden mussten, damit es überhaupt warm wurde. Die Fensterscheiben, die so genannte Einfachverglasung, waren oft von innen zugefroren. Wenn dann die Wärme aus den Öfen, sich in denen Räumen verteilte, wurde es langsam gemütlich.

Viele Jahre später, die Öfen waren längst abgeschafft und heizten vielleicht andere Räume oder landeten irgendwo auf dem Schrott, sorgte eine Ölheizungsanlage für die richtige Wärme. Die Heizkörper ließen sich zudem regulieren. Das Warm und Kalt war nun endgültig vorbei. Der Winter konnte bereits ab November kommen, durfte auch bis März gehen und richtig eisige Minusgrade mit sich führen. Egal, die Zimmer waren warm.

Und in just so einer wohlig warmen Küche befand ich mich an irgendeinem Wintertag, kurz vor Weihnachten, in der Mitte der 1970er und sah auf den schneebedeckten Rasen, die weißen Hügel des Weserberglands und beobachte die gefiederten Freunde - zumeist Amseln, Spatzen und Meisen, die sich am Futterhaus zu schaffen machten, als der gute, von mir allerdings als Schmalzkönig abgelehnte, Engelbert, sein Liedchen " Winterworld Of Love " auf BFBS erklingen ließ.

Die Vormittagssendungen des britischen Soldatensender ( British Forces Broadcasting Services ) waren mit solchen, eher seichten Melodien durchsetzt. Er bediente damit die Hausfrauen, Mütter und sonstige Daheimgebliebene, deren Männer einstweiligen im Rahmen des NATO - und Besatzungszonenkonstituts den westdeutschen, westeuropäischen und US - Weltfrieden, halfen aufrecht zu erhalten. Eine hochwichtige Aufgabe eben. Zu deren musikalischer Unterstützung und Untermalung, der Sender für die britischen Streitkräfte von Trier, Rheindahlen bis Hannover sorgte. Ein Sendemast befand sich natürlich auch in Minden / Westfalen. Und der knallte dann mit nahezu Vollausschlag in die abgesteckte Frequenzskala rein. Glasklarer Empfang und durchaus hörenswerte, weil englischsprachige Pop - sowie Rockmusik kredenzte der Soldatensender über viele Jahrzehnte.

So schnarzte, säuselte und wisperte der Brite Engelbert alias Engelbert Humperdinck sein softiges Liedchen über den Äther in das Stereo - Telefunken - Kofferradio; just in meine, diesen Titel verweigernden Ohren. Ich ertrug ihn dennoch. Nicht, weil ich seine Art der Popmusik ab dann mochte, nein, weil sie so wunderbar die melancholische Stimmung so kurz vor dem Hohen Fest wieder gab.

Engelbert, bürgerlich eigentlich Arnold George Dorsey heißend, war die personifizierte Leitfigur des englischen Soft - Pops. Mit seinen Hits, wie " Release Me ", " The Last Waltz " oder  " A Man Without Love " oder auch den etwas weniger bekannten oder erfolgreichen Stücken, wie " There Goes My Everything ", " Les bicyclettes de Belize ", " The Way It Used To Be " traf er in den 1960er Jahren, als die Beat - Welle über ganz Europa und den USA schwappte, genau den Geschmack der friedvoll, familiär denkenden Mütter, Töchter und Nur - Hausfrauen ( vornehmlich in England ).
Biedere, aber durchaus stilvolle Popkunst, die der Arnold ständig kredenzte, aber damit ab 1967 die Single - Charts stürmte. Die Frauen liebten ihn, weil er überwiegend von der Liebe sang.

Der liebe Engelbert versank dann allerdings ab den frühen 1970ern in der Versenkung und tauchte irgendwann in den späteren 1980ern - nach der Punk - und NDW - Ära - als deutschsprachiger Sänger wieder auf. Mit einem großen Erfolg, denn einige Alben wurden in den Bestsellerlisten auf die vorderen Plätze katapultiert.
Inzwischen nicht mehr taufrisch ( 50 Jahre alt ), gelangte er dennoch ab dem Jahr 1986 zu westdeutschen Ruhm und Ehren.

" Träumen mit Engelbert ", " In Liebe - Engelbert " oder " Ich denk´an Dich - Ein Abend voller Zärtlichkeit " hießen seine 1980er Einspielungen. 1990 folgten noch: " Zärtlichkeiten " sowie " Träumen mit Engelbert 2 ", ehe es dann wieder englischsprachig wurde.

Dass der Meister der sanften Töne in jenen Zeiten auch regelmäßig auf Tournee ging muss denn hier nicht weiter erwähnt werden. Die Bunden waren damals rappelvoll; die Rosen, Teddybären und Schlüpfer flogen aus den vorderen, den sündhaft teuren Sitzreihen und die spitzen bis schrillen Laute der überwiegend weiblichen Fans waren unüberhörbar. Engelbert ließ sie dahin fließen.

Nun auch er wird nicht jünger. Mit 70 stand er zwar nicht mehr in der Mitte des Lebens, wohl aber noch auf der Bühne und sang. Leider war er nicht mehr ganz so schlank, denn auch dem Alkohol und und den  kulinarische Lebensfreuden musste er Tribut zollen. Mit krebsroten Gesicht trällerte er noch 2009 seine lieb gewordenen Liedchen in die Menge, die - so wie er selbst -  vermutlich längst Toupet - und Träger der Dritten, mit Kukident gereinigten, war.

Joh, da stand ich nun vor mehr als 4 Dekaden an dem Küchenfenster und wartete auf Weihnachten. Es sollten - ausnahmsweise - weiße Festtage werden, denn der Winter hielt sich hartnäckig bis zum März des Jahres 1977. Die Weihnachten 1974, 1975, 1977 und 1978 sollten dann grün bleiben; zumindest in Norddeutschland.

Ach ja, Herr Engelbert Humperdinck aus England, der den Namen des deutschen Komponisten führt  https://de.wikipedia.org/wiki/Engelbert_Humperdinck
spielte - wie viele seiner Zunft davor und danach auch, natürlich ein Weihnachtsalbum ein:
1977 brachte der Maestro unter " Chrismas Tyme " mit folgenden Liedchen, die Augen der Frauen auf Hochglanz:

A1   Silent Night      4:40
A2   White Christmas      3:53
A3   A Night To Remember      3:20
A4   Silver Bells      2:48
A5   Christmas Time Again      2:34
A6   Christmas Song      4:04
   Sing-A-Long Tyme      3:27
See more tracks
B1a   We Wish You A Merry Christmas      
B1b   Deck The Halls      
B1c   Rudolph The Red-Nosed Reindeer      
B1d   Santa Claus Is Coming To Town      
   Carol Tyme      6:47
B2a   Oh Come All Ye Faithful      
B2b   The First Noel      
B2c   It Came Upon A Midnight Clear      
B2d   Hark The Herald Angels Sing      
B2e   Joy To The World      
B2f   We Three King      
B2g   Oh Holy Night      
   Home Tyme      4:03
B3a   (There's No Place Like) Home For The Holidays      
B3b   There's No Christmas Like A Home Christmas      
B3c   I'll Be Home For Christmas      
   Jingle Bell Tyme      4:04
B4a   Jingle Bell Rock      
B4b   Winter Wonderland      
B4c   Let It Snow, Let It Snow, Let It Snow      
B4d   Jingle Bells      

Die Vinylscheibe war - wie andere aber auch, ein absolutes " Must Have " für jeden Edelfan des einst schwarzhaarigen Sängers mit den stilvollen Koteletten.



https://de.wikipedia.org/wiki/Engelbert_(S%C3%A4nger)/Diskografie




https://de.wikipedia.org/wiki/Engelbert_(S%C3%A4nger)

Für mich war jedoch sein " Winterworld Of Love ", der melancholische Gegnpart zu den viellen Hardrock - Titeln, die inzwischen in einem Archiv lagen.
Einfach, aber schön.

Na, denn:

"Winter World Of Love"

My love, the days are colder.
So, let me take your hand
And lead you through a snow white land.
Oh, oh.
Oh, oh.

My love, the year is older.
So, let me hold you tight
And while away this winter night.
Oh, oh.

I see the firelight in your eyes.
Come kiss me now, before it dies.
We'll find a winter world of love,
'Cause love is warmer in December.
My darlin', stay here in my arms
Till summer comes along
And in our winter world of love,
You'll see, we always will remember
That as the snow lay on the ground,
We found our winter world of love.

Because the nights are longer,
We'll have the time to say such tender things
Before each day.
Oh, oh.
Oh, oh.

And then, when love is stronger,
Perhaps, you'll give your heart
And promise me we'll never part, oh, no.

And at the end of every year,
I'll be so glad to have you near.
We'll find a winter world of love,
For love is warmer in December.
My darlin', stay here in my arms
Till summer comes along
And in our winter world of love,
You'll see, we always will remember
That as the snow lay on the ground,
We found our winter world of love.



Und irgendwie erinnert er mich an den anderen Schwatten mit der Lizenz zum Schmalz auslassen. Oder?

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