Aufstand der Anständigen



Wer sich ein wenig mit der der Historie der Schweiz auseinandersetzt, der wird auf ein tragendes Element jener dazu gehörigen geschichtlichen Überlieferungen, den " Rütli - Schwur " , nicht hinweg sehen können. Der Legende nach sollen sich je ein Vertreter der vormaligen Gebietseinheiten Uri, Schwyz und Unterwalden ( aus dem dann die Kantone Nidwalden und Obwalden hervor gingen ) am 8. November 1307 auf einer Wiese am Vierwaldstättersee getroffen haben, um per Eid einen Bund gegen die Knechtschaft der tyrannischen Vögte der Habsburger zu schließen.
Gemäß der Aufzeichnungen des Schweizer Historikers Aegidus Tschudi ( Chronicon Helveticum ), waren die drei Eidgenossen Werner Stauffacher von Schwyz, Walter Fürst von Uri sowie Arnold von Mechtal aus Unterwalden als gleichgesetzte Anführer hierbei anwesend ( abweichende Überlieferung setzen Wilhelm Tell für Walter Fürst ein ).

 https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCtlischwur

Hieraus entwickelte sich ein Staatsgebilde, das als Schweizerische Eidgenossenschaft geführt wird und welches sich aus 26 teilsouveränen Kantonen, in denen 8,3 Millionen Einwohner leben, wobei etwa 2 Millionen Ausländer, verschiedener Ethnien dazugehörig sind. Die Schweiz repräsentiert somit eine multikulturelle Gesellschaft, ohne das dabei jene lokal - spezifischen Gegebenheiten vernachlässigt werden.
Dieses dürfte zum größten Teil dem Grundsatz der direkten Demokratie zu verdanken sein.
Die plebiszitären Elemente im Schweizer Gemeinwesen ermöglichen es, dass die Bevölkerung direkt auf sie betreffende Entscheidungen Einfluss nehmen kann.
Ein weiterer Kern des Schweizer Staatswesens ist die dort verbriefte Neutralität. Ein Vorzug, der das Land von der Zerstörung durch die beiden Weltkriege weites gehend verschonte. Was wohl eher dem glücklichen Umstand zuzuschreiben war, dass der Hitler - Mussolini - Pakt abgeschlossen und Österreich heim ins Reich geholt wurde. Was die Schweizer Neutralität wert war, zeigte sich denn auch anhand des Umgangs mit jüdischen Flüchtlingen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schweiz

Nun, das ist lange her; die Schweiz mutierte dann zu einem Paradies für Steuerflüchtlinge und zum El Dorado der Banken und des Großkapitals. Der Wohlstand wuchs, die Schweizer ließen Menschen in ihr Land, die jene Arbeiten erledigen durften, für die sich der besser betuchte Einheimische längst zu schade war; nämlich Ausländer. Dieses verleif naturgemäß nicht unproblematisch. Im gleichen Maße, wie die Welt sich in Industriestaaten, Schwellenländern sowie Entwicklungsländer aufteilte, spaltete sich auch die Schweizer Gesellschaft in Arm und Reich.

Mit den dadurch zunehmenden Konflikten, wuchs auch die Angst des Schweizers vor Kriminalität, Überfremdung sowie damit vor Identitätsverlust. Als im letzten Jahr Wahlen anstanden, erhielt die nationalkonservative Schweizer Volkspartei ( SVP ) satte 29, 4 % der abgegeben Stimmen und wurde stärkste Partei.

Zunehmend verschärften deren führende Köpfe, die Rechtspopulisten Blocher, Mörgell und Köppel den Ton in der politischen Auseinandersetzung um Fragen des Ausländerrechts. Mit markigen Sprüchen, hetzerischen Parolen sowie dem bewussten Schüren von Ressentiments gegenüber Ausländern, versuchte die SVP, vornehmlich in Gestalt des Sprachrohrs Roger Köppel, der hierbei als Herausgeber und Chefredakteur der reaktionären Zeitschrift " Die Weltwoche ", Stimmung gegen jene Bevölkerungsgruppe zu machen gedenkt. Köppel hat sein Handwerk im Axel Springer - Stall gelernt, als er 2 1/2 Jahre für die dortige bürgerlich - konservative Wochenzeitung " Die Welt " den  " Cheffe " markierte.  Nach seiner Rückkehr zum Ende des Jahres 2006 führte er den konservativen Kurs der " Weltwoche " fort. Köppel tritt seit einigen Jahren auch in diversen Talkrunden auf, wo er mit provokanten und oft substanzlosen Stellungsnahmen zu aktuellen politischen Themen regelmäßig den Pausenclown mimen darf.


https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_K%C3%B6ppel


Die SVP indes mochte nun jene Hetzereien gegen Ausländer praktisch umsetzen und startete eine Kampagne zur Unterstützung eines Volksbegehrens, dass inhaltlich mit dem Schwachsinn gleichzustellen ist, den Köppel und Konsorten regelmäßig publizieren. Die Vorgabe, wonach eine Ausweisung und sofortige Abschiebung von " kriminellen Ausländern " auch bei Bagatelldelikten möglich sein soll, kam indes bei der Mehrzahl der Schweizer nicht sonderlich gut an. Das SVP - Plebiszit wurde mehrheitlich abgelehnt. Dem überwiegenden Teil der Wahlberechtigten ging die Verschärfung des Ausländerrechts dann doch zu weit. Ein Bündnis aus bürgerlichen Parteien, Künstlern und Intellektuellen sowie unterschiedlicher, gesellschaftlicher Gruppierungen legte sich gegen die SVP - Vorlage ordentlich ins Zeug und konnte die geforderte Verschärfung am Sonntag der vergangenen Februarwoche verhindert.

Köppel, der nach seinem eigenen Selbstverständnis, sich als psychisches Korrelat zum linken und links - liberalen Mainstream versteht, zeigte sich in Interviews nahezu tief enttäuscht. Die Mehrheit indes jubelte und sprach von einem Aufstand der Anständigen gegen die rechtskonservative Stimmungsmache durch die SVP.

Während Köppel gegenüber den bundesdeutschen Medien die beleidigte Leberwurst spielte, verteidigte " Angie " Merkel als noch amtierende Bundeskanzlerin ihren Asylrechtskurs bei Anne Will. Wäre ein Plebiszit, wie es in der Schweiz zu sämtlichen politisch - kontrovers diskutierten Fragen möglich ist, auch im " Merkel " - Land möglich, müsste dem kritischen Betrachter Angst und Bange werden, wenn er dabei die Hetze in auf Internet - Seiten, den Foren und den Sozialen Netzwerken zugrunde legt.
Dagegen zeigt sich Roger, das reaktionäre Rumpelstilzchen eher als ein Waisenknabe.

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