Handy - Wahn?
Eigentlich gibt es während des Wochenendes sinnvollere Tätigkeiten, als sich mit der Funktionalität eines Windows Phones beschäftigen zu müssen. Doch, weil mich der Ehrgeiz gepackt hatte, ich meiner besseren Hälfte die Schmach einer süffisant ausgesprochenen Bewertung durch den Arbeitskollegen zu dem neuen Lumia 950 von MS, das dann als untauglich eingestuft worden wäre, ersparen wollte, setzte ich mich an den immer noch mit Windows 7 belegten PC - älterer Bauart - und studierte die schlauen, weniger schlauen und teilweise dämlichen Kommentare auf den MS Support Seiten.
Tja, weil beim vorgegeben Ablauf des Einrichtens jenes Wundergeräts von Bill Gates Milliarden - Imperium, der entscheidende Fehler gemacht wurde, drohte mir der " Reset " jenes Lumia 950. Und - wat mutt, dat mutt - ich habe es getan.
Wie von Geisterhand löschte das Programm sich selbst und meldete sich nach einigen Minuten - es waren eher bange Minuten - wieder. Danach ging es Schlag auf Schlag und innerhalb einer Zeitspanne von unter 10 Minuten funktionierte dat Ding perfekt.
Beim Abarbeiten des erforderlichen Dialogs zwischen Mensch und der Kommunikationswunderwaffe erinnerte ich mich an jene Zeit, als ich das erste Mobiltelefon auf Bürokosten privat nutzte. Ein Gerät der Firma " Hagenuk " aus Kiel, die damals - neben der Deutsche Bundespost - zu Beginn einen Apparat mit schwarzem Chassis und einer Teleskopantenne anbot. Zu Preisen, die nach heutigen Bewertungen, gesalzen waren.
Die damalige Technik war indes eher überschaubar. Weil das Mobilfunknetz erst in den " Kinderschuhen " steckte, musste ich an meinen Mazda 323 eine zusätzliche Empfangsantenne klemmen, die dann mittels dünnem Kabel, das über die Seitenscheibe in den Innenraum eingelassen wurde, an das " Hagenuk " anzuschließen war. Die Empfangsmöglichkeiten und deren Qualität während der Fahrt ließen dennoch stark zu wünschen übrig.
Wenig später produzierte " Hagenuk " ein Mobilfunkgerät mit integrierter Antenne. Eine kleine Sensation, die jedoch der Markt nicht so richtig akzeptierte, denn inzwischen
Nach dem " Hagenuk " besaß ich mein erstes " Nokia ". Zum Ende der 1990er Jahre wurden die Handys immer kleiner, dünner und wurden mit ungezählten Funktionen voll gepfropft.
Heute sind es längst tragbare Westentaschen - Computer mit enormer Speicherkapazität.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mobiltelefon#Geschichte
http://www.tomshardware.de/fotoreportage/294-geschichte-mobiltelefone-smartphones-handy.html
Einst waren die kleinen Taschentelefone auch ein Statussymbol. Wer einige Hundert Deutsche Mark auf den Tisch legen konnte, durfte sich als stolzer Besitzer eines Mobiltelefons zeigen. So posierten ab den 1990ern einige Gockel und zu freiende junge Frauen mit diesen Dingern, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch dieses Gehabe war nicht mehr lange " in ", denn die Industrie bot immer weitere Handy - Varianten an. Einige Jahre dauerte es allerdings, ehe so ein Gerät auch ohne abzuschließenden " Knebelvertrag " bei einem der noch überschaubaren Anbieter, dann sukzessive günstiger wurde.
Die Dekadenz der Gesellschaft verlangte deshalb nach Abarten des mobilen Quassel - Apparats, weshalb Handys in Luxusausführungen produziert und verkauft wurden. Diese Monster landeten, so, wie ihre Standardausführungen ab Mitte der 1990er Jahre regelmäßig auf dem Gabentisch. Ein Handy zu schenken oder geschenkt zu bekommen, war en vogue.
Doch damit wuchsen gigantische Probleme, die sich in einer Unzahl von justitiablen Verfahren jährlich niederschlugen. Handy - Anbieter kassierten von den inzwischen Millionen Kunden schamlos ab. Und zwar durch undurchsichtige und immer zum Nachteil des Kunden formulierte Allgemeine Geschäftsbedingungen ( AGB ).
Für viele, jüngere Kunden, die dem Handy - Wahn frönten, war das zur Image - Pflege angeschaffte und von den Eltern gesponserte Wunderding eine riesige Kostenfalle, Weil die Telefontarife - wie die Verträge der Dienstleister auch - völlig undurchsichtig waren,
grub so manche Plaudertasche sich sein eigenes Grab. Mehrer Tausend Deutsche Mark für eine monatlich erstellte Tarifberechnung waren einst keine Seltenheit. Die Vierte Macht in diesem, unserem lande, die Schufa hatte damals Hochkonjunktur. Es hagelte Negativ - Eintragungen und damit verbaute sich manch Jüngling mit der mobile Quasselbox in der Tasche oder eine aufgebrezelte Pute mit wabernden " Chanel No 5 " - Wolke im Schlepptau, die Zukunft. Wer seine Handy - Rechnung nicht bezahlte, bekam irgendwann von einem hierfür spezialisierten Kollegenteam zunächst eine schriftliche Mahnung, aus der dann flugs ein Mahn - und im Anschluß daran, Vollstreckungsbescheid wurde. Der Gerichtsvollzieher erschien, tanzte bei den Eltern Rock ´N ´Roll und schwirrte ohne pfändare Gegenstände wieder ab.
Es folgte zumeist das ZPO - Verfahren zur Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung für die Vermögensoffenbarung, ein Eintrag in das amtsgerichtliche Schuldnerverzeichnis und damit bei der Schufa. Damit gab es viel Stress, aber kein Giro - Konto, geschweige denn ein Dispo oder ein Kredit. Essig war´s, solange die Rechnung unbezahlt, der Titel nicht entwertet zurück gesandt und die Löschung aus dem Schuldnerverzeichnis vorgenommen wurde.
Bei dieser Blut, Schweiß und Tränen - Vorgehensweise gab es nur einen Gewinner: den Mobilfunkanbieter, denn der kündigte deswegen keineswegs den Vertrag - wozu er jederzeit berechtigt gewesen wäre - sondern ließ den armen Tropf weiterhin zappeln. Neben den saftigen Grundtarifen, kamen nämlich exorbitant hohe Telefonie - Entgelte hinzu. Und so summierte sich die jeden Monat per Post in das Haus flatternde Handy - Rechnung häufig auf einige Hundert, ja, sogar Tausende Euro. Da ging so mancher Sabbelsack, der angeberisch mit dem kleiner werdenden Kommunikationswunder in die Knie.
Doch die Zeit heilte auch hier viele klaffende Wunden. Die Konkurrenz für die Giganten " Telekom " ( einst " T - Mobile " ), das unter dem Kürzel D 1 sich seine überschaubaren Dienste fürstlich bezahlen ließ, D 2 , das vormals von dem Stahl - Hersteller Mannesmann - Arcor aufgebaut und dann nach einer sehenswerten Übernahmeschlacht von dem englischen Mitweberber " Vodafon " geschluckt wurde oder die Netze von E - Plus und Viag Intercom, die von der englische Anbieter O2 einverleibt wurden und heute unter " Telefonica " firmieren, schlief nicht und versuchte dem staatlichen Riesen mindestens ein Bein zu stellen.
Die Tarife gerieten ab den späten 1990er ins Rutschen. Telefonieren mit dem Handy wurde immer günstiger. Mit Tausenden neuer Modelle kamen auch Flat - Rate - Verträge in Mode. Wer einen solchen - zumeist - 2 - Jahres - Vertrag abschließt, der bekommt ein durchaus akzeptables Gerät hinzu. S wuchs zusammen, was nicht zusammen gehört. Die Verblödung der Gesellschaft schritt weiter fort. Neben Unterschichtsfernsehen, dass mittels Werbe - Blödsinn, seine sinnfreien Sendungen finanziert, Lügen - und Verarschungsseiten im Internet, die zumeist strafbewehrte Inhalte anbieten, kam der Telefonitis - und Daddel _ Faktor hinzu. Die permanente Erreichbarkeit des Einzelnen, der sich binnen Sekundenbruchteile mit der übrigen Welt vernetzen kann, ließ den durchschnittlichen Intelligenzfaktor der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den Keller rauschen.
Waren es in den frühen 1990ern und bis zum Milleniumsjahr noch Spässe, die den Charakter eines nicht erwachsen werdenden wollenden Handy - Inhabers offenbarten, indem eine bekannte Mobilfunknummer angerufen und sofort nach Verbindungsaufbau wieder weggedrückt wurde, um den Angerufenen zu ärgern, waren es noch breitbeinig darstehende Pseudo - Business - Männer, die sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mittels eines Kurztelefonats, wichtigtuerisch Produzierten oder kamen alsdann die sinnlosen Quatschereien von Jugendlichen in den Straßenbahnen oder ähnlichen Massentransportmittel hinzu, die so manchen Rentner auf die Palme brachten, weil der sich in seiner Relax - Phase zwischen tobenden Straßenverkehr, quietschenden Reifen und scheppernden S - Bahnen gestört fühlte, so wird die Kommunikation längst geräuscharmer geführt.
Dafür kommen andere - sogar Bußgeld bewehrte - Unarten hinzu. Das dämliche Getue in den Supermärkten beispielsweise, wenn ein überforderter Lebensabschnittspartner den Wocheneinkauf zu erledigen gedenkt und mit einer Hand am Mobiltelefon, sich Order geben lässt, ob es nun die 125 Gramm Packung Schnittkäse von " Milbona " oder lieber die 150 Gramm Variante von " Hochland " sein soll. Bei den vielen " Sonderangeboten " ist eh erweiterter Gesprächsbedarf angezeigt. Dieser wird indes schwierig, wenn es an die Wurst - Fleisch - Käse - Theke gehen sollte. Und so nerven jene jugendlich gedressten, jedoch bier - bäuchig und nahezu haarlos herum stehenden Kerle dem profanen Supermarktgänger gehörig. Blödes Gequatsche, natürlich inklusive.
Auch das schissige Gelaber - ohne Freisprecheinrichtung - während des Autofahrens geht dem Mitleidenden auf den Kranz. Gleiches gilt für elendes Gefasel während der Nutzung von Fußwegen durch Radfahrer.
http://www.tariftip.de/rubrik2/17045/3/Die-Entwicklung-der-Telefongebuehren.html
Der Handy - oder exakter, der Mobiltelefonmarkt, unter dem Aspekt der " Geiz - ist - geil " - Mentalität, erbrachte somit nicht nur Vorteile. Ähnlich, wie es bei Millionen alter DM - Münzen der Fall ist, schlummern in den Schubladen, Kartons oder Regalen genauso viele, nicht mehr genutzte Mobilfunkgeräte.
Beim Durchsuchen verschiedener Behältnisse im eigenen Haushalt, kam ich hier auf acht ( davon sieben direkt aufgefundene ) Handy. Um Himmel´s Willen! Weg damit! Nur: Wohin.
In den Restmülltonne? Nein,auf keinen Fall!
Diese ollen Dinger sind nämlich recyclebar. Aha!
http://www.handysfuerdieumwelt.de/warum-abgeben/re-cycling/
Im Sinne der " Telephon Blues Band " aus dem schönen Kratien und " Just Got Paid " - Yes, I´d paid for it; but too much ".
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