Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin,



Zu unserer geliebten Bundeshauptstadt verbindet auch mich eine besondere Affinität. Nicht nur deshalb, weil in meinem Geburtsort ab den 1960er Jahre eine Vielzahl von Berliner/innen wohnten, die zumeist nach einer Kur in dem, sodann als wunderschön empfundenen Weserbergland, ihren Lebensabend - überwiegend als Witwe oder ähnliches - verbrachten und die ich als Kind und Jugendlicher immer als sehr aufgeschlossen, kinder - und spendierfreudig in Erinnerung habe. Auch nicht nur, weil uns Westdeutsche die - nachvollziehbaren - Leiden der geteilten - einst Reichshauptstädter - in allen Varianten unter die Augen, Ohren und Nasen gerieben wurden. Und auch nicht ausschließlich, wegen der Kindheitserinnerungen, als wir gegen die Mannschaft des Schullandheims aus Berlin Fußball spielten, meistens gewannen, denn unser damals bester Spieler war ein Berliner, der zu seiner Tante gezogen war, weil sich die Eltern getrennt hatten und danach ein Elternteil verstarb. Und nicht nur, weil mir aus den Fußballalben, deren Einklebebilder wir für 10 bis 20 Pfennig je Packung sammelten, die Mannschaft von Hertha BSC mit solchen Namen, wie Frank Fahrian, Hans Eder, Lothar Groß, Hans Sundermann, Uwe Klimaschefski, Karl - Heinz Rühl, Willibert kremer, Lutz Steinert, aber vor allem Otto Rehhagel, neben den 6oern aus München, dem BVB aus Dortmund, besonder ( wohl auch wegen der markanten blau - weißen Trikots ) gefiel.
http://www.fupa.net/teams/hertha-bsc-berlin-5403.html

Nein, Berlin hatte auch weit vor dem Mauerfall etwas. Die Kultur war eine völlig andere. Für ein Provinzei, wie ich es noch damals war, mit unvorstellbaren Möglichkeiten. Und auch später, als ich einige Studienkollegen dort an der FU besuchte, wir zu der dortigen Semesteranfangsfete gingen und Live - Musik pur um die Ohren bekamen, versprühte Berlin alle Male den Charme einer Welt - und weltoffenen Stadt. Daran hat sich - trotz solcher schwachköpfigen Hetzer, wie Sarrazin, Tilo und Konsorten - nicht sehr viel geändert.

Berlin bleibt Berlin und Berlin ist nach wie vor - wenn auch arm - in der Tat sexy.

Wohlan, so fuhr ich am gestrigen Tag - auftragsgemäß - gegen 14.00 Uhr und nach einem Tankstellenstopp sowie einem Kleineinkauf bei der " Netto " - Filiale auf der Tharandter Straße, immer Navi - gemäß, in Richtung Autobahn 4. Von dort auf die A 13 in die Ödnis des Bundeslandes Brandenburg. Zuvor gelangte ich allerdings in den ersten, wenn auch kleineren, Stau. Bei Radeburg hatte sich ein Sattelzug von seiner Fahrt verabschiedet und war umgekippt. Jede Menge Blaulicht und natürlich Gaffer.

Es ging weiter bis zum Spreewald - Dreieck, dort, wo bei Lübbenau die A 13 und die A 15 in Richtung Cottbus zusammen finden. Die Strecke ist mir längst bekannt und deshalb wunderte ich mich nicht über die vielen Baustellen bis zum Schönefelder Kreuz.

Doch an diesem Tag war alles ein wenig anders. Ich hatte das Navi auf  Große Seestraße in Berlin - Weißensee eingestellt. Und das elektronische Wunderding sollte mir schon recht bald seine unermesslich wichtigen Information geben, die ich benötigte, um aus dem sich anbahnenden Chaos heraus zu kommen.

Bereits der Heimatsender MDR aktuell hatte seit meiner Abfahrt vor schweren Gewittern mit Unwetter - Potenzial gewarnt. Und tatsächlich: Mit der Fahrt auf der A 13 begleitete mich, immer zur linken Hand, der Fahrerseite aufkommend, eine schwarze Wolkenwand.  Diese verdichtete sich alsbald mit der Einfahrt auf die A 113. Was sich danach entlud, war selbst für einen Gewitter erfahrenen Autofahrer als unbeschreiblich zu bewerten. Im Sekundentakt schlugen Blitze auf Berlin ein. Es krachte und donnerte und es schüttete aus Bassins. Wassermassen flossen auf der Betondecke entlang. Damit war nur an eine mäßige Geschwindigkeit zur Weiterfahrt zu denken.

Die Berliner Autofahrer - Kampf erprobt im täglich Verkehrsstress - verhielten sich vorbildlich. Ich sah keinen einzigen Unfall. Olga - Lisa - Helga, meine Navi - Stimme, gab mir dann vor, die Stadtring - Ausfahrt Johannisthaler Chaussee zu nehmen. Doch, die war gesperrt. Also weiter auf der A 113 zur nächsten Ausfahrt. Jedoch nur nach Anweisung der Dame und nicht nach den Verkehrsschilder, die eine Umleitung empfahlen.

Also fuhr ich zirka 2 weitere Kilometer auf der A 113 und nahm die Ausfahrt am Dreieck Neuköln.  Dort hielt ich mich rechts und kam direkt auf die Grenzallee. Die war nach einigen hundert Metern bereits wieder gesperrt. Berlin baut und wenn Berlin an seinen unzähligen Straßen herum baut, dann geschieht dieses zumeist während der Großen Ferien, weil der Berliner dann im Urlaub, also verreist ( Ostsee und mehr ) ist.

Nun kam aber zudem Baustellen - Tohuwabohu der Starkregen, das Unwetter, hinzu. Ich versuchte mich nach der Karl - Marx - Straße ( da schlug mein Herz - nicht nur des Namens wegen ) gleich höher, denn es schossen Fontänen artig Wassermassen aus den Gullis, die gleich mit hoch gehoben wurden. Also, Rückwärtsgang eingelegt und kehrt, marsch. Irgendwie kam ich dann auf den Kottbuser Damm.
Hier waren die Ampeln ausgefallen. Doch, keine Panik in Berlin, die anderen PKW - Fahrer reagierten rücksichtsvoll. Ich konnte hier abbiegen. Über die Skalitzerstraße gelangte ich in den Berliner Bezirk Treptow,



Auch hier herrschte - nach norddeutscher Redensart " Land unter ". Wassermassen schossen auf den arg ramponierten Straßen entlang und signalisierten mir, allenfalls im 2. Gang 20 bis 30 Km / h zu fahren. Nach weiteren Baustellen an der Oberbaum Straße, fuhr ich nach einer Umleitung in Richtung Prenzlauer Berg ( vulgo: Prenzl Berg ), wo das Unwetter noch heftiger wütete. Doch das Navi zeigte mir alsdann die Richtung auf der eingeschlagenen Rennbahnstraße in Weissensee zur Große Seestraße.

Hier herrschte Parkplatznot und die schmale, einstreifige Straße konnte eigentlich nur in einer Richtung befahren werden. So entschloss ich mich, nur 200 Meter vor dem Zielobjekt, unseren Dr. Mazda links einzuparken und den Rest der Strecke im Starkregen mittel Schirm ( jedoch mit Charme, aber ohne Melone ) zu Fuß zurückzulegen.

Es plästerte immer noch fürchterlich, als ich endlich die Wohnanlage an der Große Seestraße erreichte. Es war ein Neubau - Block mit Eigentumswohnungen ( wohl für bessere Betuchte ), den ich betrat. Nachdem klar war, wo der Adressat für die Sitzbank wohnt, klingelte ich. Doch, in dem ersten Gebäude ging keine Tür auf. So lief ich die Treppen aus dem 4. Stock wieder herunter und wurde dann bereits winkend darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich geirrt hatte,

Die Dame, eine junge Afrikanerin aus dem fernen Äthiopien. trug mit mir die Bank in ihr Domizil. Es war eine Eigentumswohnung, die von ihr, ihrem Sohn mit dem Namen William und dem Mann, einem Kollegen aus dem Bereich Medien - und Wirtschaftsrecht, bewohnt wird, Es sah nach einer gut situierten Wohnung aus. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass die Wohnanlage nur für gehobene Mieter geeignet ist. Eine Grünfläche, ein See, ein sehr gut bestückter Kinderspielplatz - alles vorhanden, was der besserverdienende  Eigentümer begehrt.

Frau T. - S. machte mir einen Kaffee aus der Maschine von Jura ( was sonst? ). Wir unterhielten uns einige Minuten. Sie hatte noch Familie in ihrem Heimatland. Ihre Mutter war zu Beginn des Jahres an Krebs verstorben. Wir leckten uns wechselseitig die Wunden. Sie war nur 62 Jahre alt geworden. Traurig - so jung!

Dann verabschiedete ich mich höflich von ihr und William, der mich mochte, denn er bot mir Nüsse aus einer Schale, die er in der Hand hielt an. Meine Duplos, die ich mir als Wegzehrung in Dresden beim " Netto " gekauft hatte, durfte ich ihn nicht geben. Zu recht - der gesunden Zähne wegen.

Wir hatten Frau T.-S. zuvor als männlich und aus dem arabischen Raum stammend, eingestuft, weil das über ein smartphone eingegebene Deutsch katastrophal war. Frau T.-S. hatte einige Wochen zuvor einen blauen Teppich über ebay bei uns erworben. Die Abwicklung gestaltete sich ein wenig schwierig. Es klappte dann doch noch.

Ich hatte Frau T.-S. erzählt, dass ich als Anwalt in den 1980ern und 1990ern viele Hundert Asylverfahren betreuen konnte. Auch von Afrikanern. Wobei es sich dort eher um Kenianer, Somaliern, Liberianer, Ghanaen oder Gambianer handelte. Einmal war ein Sohn eines Häuptlings aus Bukina Faso, eines der bitter ärmsten Länder der Erde dabei. Er hatte viel Geld, bezahlte meine Dienste gut und schenkte mir, nachdem sein Asylantrag erfolgreich beschieden wurde, ein Bronze - Paar, das kopulierend in der Missionarsstellung zu sehen war.

Nun, ja, das ist lange her. Jetzt war ich in Berlin. Und Teile Berlins standen unter Wasser,  In Prenzl Berg wurde der Notstand ausgerufen, der Katastrophen - Alarm ausgelöst. In einigen Straßen stand das Wasser höher als Autodächer. Blechkarossen wurden, wie Spielzeug von den Fluten einfach weggeschwemmt.

Ich verabschiedete mich höflich von der deutschen Äthiopierin und William, der mich mochte. Dann startete ich Dr. Mazda. Kein Problem. Über viele Umwege, durch das Bau - Chaos und das Unwetter, dass sich - laut RBB - mit über 950 Blitzen in jenen Sunden über Bärlin entlud, gelangte ich irgendwann auf den Autobahnzubringer zur A 113, dann zur A 13 und später zur A 4.

Nach mehr als 4 Stunden war ich gegen 20,30 Uhr wohl behalten zurück.

Berlin, Berlin, ich fuhr nach Berlin. Aber beim nächsten Mal bitte ohne Unwetter und alledem.
        

Gut´s Nächtle mit " Fischer Z " und " Berlin ":




und einer Live - Version des von Jimmy Cliff gecoverten Johnny Nash - Stücks " I can see clearly no, ( the rain is gone ):






I can see clearly now, the rain is gone
I can see all obstacles in my way
Gone are the dark clouds that had me blind
It's gonna be a bright (bright), bright (bright)
Sun shiny day
I think I can make it now, the pain is gone
All of the bad feelings have disappeared
Here is the rainbow I've been prayin' for
It's gonna be a bright (bright), bright (bright)
Sun shiny day
Look all around, there's nothin' but blue skies
Look straight ahead, nothin' but blue skies
I can see clearly now, the rain is gone
I can see all obstacles in my way
Gone are the dark clouds that had me blind
It's gonna be a bright (bright), bright (bright)
Sun shiny day


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