Wo sind eigentlich Alan Bangs, Albrecht Metzger und Peter Rüchel abgeblieben?
Am vergangenen Wochenende jährte sich ein Ereignis das 39. Mal, das bei einer Reihe von (West)deutschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, jedoch keinen Schaden verursacht haben könnte; sofern diese zu diesem Zeitpunkt ab 14 Jahre aufwärts waren: Die erste " Rockpalast " - Nacht in der Essener Gruga - Halle.
Die Zeiten waren einst andere. Es gab nur zwei TV - Programme, dazu - eingeschränkt empfangbar - fünf Regionalprogramme, die so genannten Dritten, die dann meisten vor Mitternacht ihr Licht ausknipsten und den Sendebetrieb auf ein Testbild umstellten. Zappenduster in den Wohnzimmern der BRD. Bei unseren Schwestern und Brüder im sozialistischen Nachbarstaat DDR sah es auch nicht viel anders aus:
( http://www.tvprogramme.net/70/1977/19770522.htm ). Der Werk - oder Berufstätige sollte dieses auch bleiben und sich nicht mit " in die Röhre glotzen " davon ablenken lassen. Die staatlich verordnete Nachtruhe wurde auch nicht von den Radiosendern durchbrochen, denn deren Programm gestaltete sich ab 0.00 Uhr genauso langweilig, wie das berühmte Testbild bei der Alten Tante ARD, dem Mainzer Zweiten oder den abgeschalteten Dritten - gähnend langweilig!
Nachdem der Bremer " Beat Club " am 29. Dezember 1972 seine Pforten schloss, die danach beim Ersten ausgestrahlte Ersatzsendung mit dem Namen " Musikladen ", dem Vorgänger nie das Wasser reichen konnte und die öden Pedanten beim ZDF ( Ilja Richter´s " Disco " und die Schlager - Affen - Sendung des CDU - Edelfans Dieter Thomas Heck " ZDF Hitparade " dem Musikfreund eher ein müdes Arschrunzeln abringen konnte, entwarfen die Redakteure Peter Rüchel und Christian Wagner das Konzept des WDR - Sendung " Rockpalast ". dass dann erstmals 1974 umgesetzt werden konnte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rockpalast
Peter Rüchel und Christian Wagner zeichneten dann auch für die " Rockpalast Nacht " verantwortlich, innerhalb derer eine sechsstündige Live - Übertragung von eingeladenen Musikgruppen auf der Bühne der Essener Gruga Halle übertragen wurde.
Die erste Sendung, als Eurovisionsprogramm ausgestrahlt, lief in der Nacht vom 23. zum 24. Juli 1977.
Hierzu waren der Ire Rory Gallagher mit Begleitband, die US - amerikanische Gruppe " Little Feat "sowie die, um den Ex - " Byrds " - Gitarristen Roger McGuinn sich formierte Band " Thunderbyrd ", die in den frühen Morgenstunden des Sonntags, den Abschluss bildete.
http://www.rockpalastarchiv.de/rn1.html
Die kredenzte Musik war erstklassig, die Moderation hingegen ließ zu wünschen übrig. Der joviale Albrecht Metzger, ein von Stuttgart nach Berlin emigrierter Schwabe mit viel Herz und Engagement, versuchte sich - leider etwas vergeblich - zusammen mit einem Ko - Moderator ( ich bin mir nicht sicher, ob es Christian Wagner war ), seinen Job auch in englischer Sprache auszufüllen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Metzger
Weil dieses Vorhaben grandios in die Büxen ging, holte sich der WDR - Verantwortliche Peter Rüchel den englischstämmigen Musik - Moderator Alan Bangs hinzu.
Alan Bangs war bereits seit Jahren Radiomoderator bei dem englisch - sprachigen Soldatensender BFBS. Ein Vollprofi durch und durch.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Bangs
Die Qualität der Interviews mit den eingeladenen, zumeist englischsprachigen, Musikern war damit gesichert,
Leider galt dieses nicht für die in den 1980ern bis zum Ende der letzten " Rockpalast Nacht " am 15. / 16. 03. 1986, weil solche musikalischen Lückenfüller, wie die " Rodgau Monotones ", dort eigentlich nichts verloren hatten ( " SPIEGEL " - Feststellung in der Programmvorschau im März 1986 ). Das sahen auch die " Rockpalast " - und Musikfans so und zeigten kaum Interesse für die 16. Ausgabe der " Rockpalast " - Nacht. Es fanden sich nur 3.000 zahlende Zuschauer in der Gruga Halle wieder. Damit war de facto der Abgesang für diese Veranstaltung eingeläutet.
Die letzte " Rockpalast " - Nacht fand dann am 15. / 16. März 1986 statt. Hier traten auf:
- " Big Country "
- Jackson Brown
- " BAP "
http://www.rockpalastarchiv.de/welcome1.html
Peter Rüchel´s Ziehkind schlummerte dann 9 Jahre vor sich hin, ehe 1995 die " Rockpalast " - Sendungen mittels billigerer Konservenware in Form von Mitschnitten und Aufzeichnung von Auftritten verschiedener Gruppen aus dem Rock - Biz wieder ausgestrahlt wurden. Dem Publikum gefiel es jedenfalls. Peter Rüchel nahm dieses zum Anlass, um weitere Großveranstaltungen, so das " Loreley Festival " zu gestalten.
Der Sohn eines Berliner Geigers und einer Lehrerin, der damit bereits in der Jugend der Musik verschrieben, weil vorbelastet war, verabschiedete sich dann 2003 endgültig aus dem Genre der Musik - und Großveranstaltungen. Es fungiert hier jedoch auch weiterhin als Berater.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_R%C3%BCchel
Albrecht Metzger war nach dem vorläufigen " Rockpalast " Aus, weiterhin bei der ARD als Regisseur und Produzent von mehreren Dutzend Dokumentarfilmen im Geschäft. Er tourte über viele Jahren mit einem Solo - Programm auf Kleinkunstbühnen und gestaltete im Internetradio " silverdisc " jeden 1. eines Monats eine Musiksendung.
Alan Bangs, der ja bekanntlich 1984 nach einem heftigen Streit mit Peter Rüchel die Brocken hinwarf, bekam danach weitere Sendungen im WDR - Programm, wie auch " Nightflight ", danach moderierte er wieder mit Peter Rüchel und war dort bis 1995 tätig. Wegen eines Zensur artigen Eingriffs in diese Sendung, überwarf sich Bangs mit dem WDR. Er erhielt daraufhin von dort keine Aufträge mehr. Blieb dem Rundfunk jedoch bis 2013 treu. Im Dezember 2013 moderierte er in dem Programm D Radiowissen die Sendung " Nightflight ", ehe diese wegen einer angeblichen, programmatischen Neuausrichtung abgesetzt wurde.
http://nightflights.de/Letzter%20Nightflight%20mit%20PL+Kommentaren.pdf
Der inzwischen 65jährige, non - konforme Musikmoderator und mehr, eckte - ähnlich, wie einst sein Kollege Winfried Trenkler auch - mit der Nomenklatura des deutschen, öffentlich - rechtlichen Radios an, die sich in ihrem Schubladendenken und Quoten - Gegiere den Blick für musikalische Experimente und nicht alltägliche Sendungsinhalte längst verkleistert hat.
Alan Bangs hatte es deshalb nie leicht, mit seinen eigenen Stil bei der Musikmoderation und den Sendungen selbst durchzudringen.
Der Durchschnittsmichel liebt es eben anders, so, wie es hier unser aller Onkel " Herbert " Gröhlemeyer vor vielen, vielen Jahren vormachte. Falsch, laut und simpel dazu.
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