Frankfurter Melange



Die Stadt Frankfurt am Main dürfte auf einen Außenestehenden, einen Besucher oder den profanen Flugreisenden nicht gerade das Flair einer Perle Europas ausstrahlen. Wer sich über das dicht gezogene Autobahnnetz vom Hohen Norden in Richtung Süden quälen muss, wird nolens volens irgendwann auf dieser Tortur dem Frankfurter Kreuz begegnen. Einem Asphalt - Monster, dass gefühlt binnen weniger Minuten alle Möglichkeiten, die dieses, unser tief gespaltenes Land, an Betonpisten zu bieten hat, in sich verschlingt.

Auch der Frankfurter Flughafen -  " FraPort " genannt -, ist so ein Monstrum, denn hier bündeln sich Tausende Fluglinien zu einem Knäuel, das dann irgendwie, irgendwann von irgendwem entwirrt wird. Ich habe mich bei meinen wenigen Flugreisen bei einem einzigen Besuch ( USA - Besuch 1984 ) des Frankfurter Giganten gefragt, wie zivilisierte Menschen der leiben Natur und dem Umland der vermeintlichen Main - Metropole eine derartig frevlerische Tat antun konnten. Die Antwort hierauf durfte ich mir selbst geben: Damals wie auch heutzutage gilt die existenzielle Maxime " Money talks " oder auch " The show must go on " und vor allem " Business as usual ".

Weil nach der so genannten Wende vor 30 Jahren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, nämlich die im Frankfurter Raum stationierten US - Streitkräfte, die sich von Besatzern zu wahren freundlichen Konsumenten wandelten, wegbrach, musste die Großstadt mit ihren hier agierenden Politikern schnellstens umdenken. Sie taten es und erhielten dabei die freundliche Unterstützung ihrer Kollegen aus der benachbarten Landeshauptstadt Wiesbaden.

Neben dem Großprojekt Flughafen, entstand ein Bankviertel in der Innenstadt der Mainmetropole ( " Mainhattan " ), aber auch andere, gewichtige Arbeitgeber haben Frankfurt zu ihrem Standort auserkoren. Da wären die Frankfurter Börse, die Internationale Automobil Ausstellung ( " IAA ), die " Frankfurter Buchmesse ".
Diese Firmen sowie deren Anhängsel, aber auch andere in der knapp 750.000 Menschen zählenden Großstadt spülen zuletzt jährlich 1,82  Milliarden Euro Steuergelder in die ansonsten sehr klamme Stadtkasse. Die Großstadt am Main verzeichnet nämlich beinahe 3 Milliarden Euro Schulden.

Auch die in diesen, so bewegten, unruhigen, nicht sicheren Zeiten, all gegenwärtige Angst vor der Kriminalität spielt in Frankfurt am Main immer noch eine tragende Rolle. Das Hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " widmete sich vor vielen Jahren dieses Frankfurter Dauerproblems in einem Leitartikel und erfand die Wortspielerei des " Krankfurt ".
Dennoch soll die Großstadt zu den beliebtesten Wohngebieten dieses, unseres, nicht immer geliebten Landes zählen.

Nun, ja, Statistiken und auch Meinungsumfragen sind immer schon interpretationsfähig gewesen.

Seit vorgestern hat die " Internationale Frankfurter Buchmesse ", die -  statistisch betrachtet - weltgrößte Ausstellung rund um das bedruckte Werk, geöffnet. Es ist ihrer die 71. seit der Gründung im Jahr 1949 ( https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Buchmesse ). Unter dem Motto:
" Ideas that move the world " werden vom 15 ( 16. für das Publikum ) 10. bis 20. 10. 2019 etwa 286.000 erwartete Besucher die Stände der 7.300 Aussteller sehen dürfen.

Die Eintrittspreise sind nicht gerade moderat. Für das Recht, seinen Allerwertesten in das Gewühl von Tausenden gleichgesinnten Neugierigen schieben zu dürfen, hat der " Normalo " glatt 22,-- € ; der Wochenendbesucher am 19. u. 20. 10.2019 deren 30 und eine Familie ( 2 Erw. sowie max. 3 Kinder ) gleich 46  zu berappen. Leicht günstiger werden die Randgruppen, wie Studenten, Behinderte oder die immer größer werdende Masse der Rentner behandelt. Sie zahlen " nur " 15,-- Euro am Tag. Den Eintrittspreis für Rentner etc., die an beiden Wochenendtagen glotzen wollen, konnte ich nicht eruieren. Wohl aber jenen, für den Nachwuchs unter 6 Jahren. Hier wird keine Menschenmassen - Schiebegebühr bezahlt.

Die beiden großen Frankfurter Tageszeitungen , die Frankfurter Rundschau ( FR ) sowie die Frankfurter Allgemeine Zeitung ( FAZ ) ließen sich nicht lumpen und berichten auf Sonderseiten - oder beilagen von diesem " Großereignis ". Die " FAZ " lese ich seit Jahrzehnten nicht, weil sie konservative CDU - Lobhudelei und ein darauf fußendes Nachrichtenbild betreibt.

Die " FR " haben wir seit einem halben Jahr abonniert. Die eher links - liberal eingestellte Tageszeitung hat bereits ab dem Messe - Eröffnungstag eine Sonderbeilage eingefügt, auf der über die Veranstaltung selbst, als auch über diverse Autoren, Schriftsteller oder Literaten geschrieben wurde.
In ihrer Mittwochsausgabe jubiliert sie mit " Hurra, wir lesen noch ( ! ) " und weitet die Berichterstattung zu dem Ereignis vor ihrer eigenen Haustür extensiv aus.
Das muss und sollte die Zeitung auch, denn das Interesse an dem geschrieben Wort ist seit dem Massenbesitz neuer Kommunikationsmittel im Sinkflug.
Diese Entwicklung betrifft auch die einst so beliebten Zeitungen und Zeitschriften.

Wohl auch, um diesen Negativtrend entgegen zu wirken, fahren die Gestalter der Frankfurter Buchmesse schweres Geschütz auf. Da wird nicht nur mit Masse geworben, sondern auch mit geballter Qualität. Den selbst eingeforderten demokratischen Grundverhalten zu liebe, wurden auf der laufenden Veranstaltung sogar 4 " rechte " Verlage mitsamt ihrem propagandistischen " Schund "  zugelassen. Wäre dieses nicht geschehen, hätte es von Seiten der nationalistischen Geschichtklitterer einen Aufschrei gegen das von dort, lesartig behaupteten Diktat der " links - versifften " oder auch " links - grün - versifften " Veranstaltungsleitung gegeben.

Auch sonst wird den Spinnern, Kommerz - Heinis und weiteren, literarischen Fehlstartern Tür und Tor geöffnet. Diese Messe vollzieht ein anderes Präsentationskonzept als es der große Konkurrent in Leipzig zeigt.
Nachdem sich viele so genannte Stars mit ihren autobiographischen Schund auch sich selbst abgearbeitet haben, kommt aktuell ein neuer Trend in die Verkaufsstellen. Die Verlage setzen auf sehr kurze Buchtitel. Das soll bei einem potentiellen Käufer einprägsamer wirken. Das schizophrene daran ist oft, dass dann ein gigantischer Schinken von 600 Seiten und mehr dem interessierten Leser zugemutet wird. Wenn das Buch durch den sehr kurzen Titel vielleicht eher nichtssagend sein könnte, stellt sich dann bei dem Rezipienten spätestens nach einem Drittel des 600 - Seiten - Prügels die gähnende Langeweile ein. Er wird dazu neigen, das Machwerk in die Ecke zu stellen.

Das ist gut für den Verlag, aber schlecht für den Konsumenten, denn der hat für einen dicken Wälzer sehr oft satte 25 Euro zu bezahlen.

Nun geht sie in die heiße Wochenendphase, die diesjährige Frankfurter Buchmesse. Am Sonntag schließt sie bis zum nächsten Oktober wieder ihre Pforten. Viele der jetzt Ausgestellten Medien werden als Eintagsfliegen bereits einige Monate später in Vergessenheit geraten und auf die Müllhalde des Gewesenen geworfen, völlig wirkungslos auf ihre Leser bleiben. Da haben es die Maler besser. Bei guten und bekannten Künstler ihres Genre steigen die Preise für ihre Werke ins astronomische. Ein Buch ist eben kein Bild. Ist es ausgelesen, wird es schnell in das Regal gestellt und dort in Vergessenheit geraten. Da können die Verlage, die Frankfurter und internationale Presse so heftig die Werbetrommel rühren, wie es ihnen bliebt.

Die Frankfurter Buchmesse mit ihrer Melange aus Kunst, Kommerz und Polit - Kacke vom rechten Rand, lebt vor allem davon.



" Südstern 44 " - " Panorama Spaceship " - 2007:







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