Feiger Feigenbaum



So langsam wird es Zeit, den eigenen Garten aufzuräumen und winterfest zu machen. Wir sind hier längst dabei und kehren das Laub weg, räumen einige Utensilien in den Schuppen sowie graben noch die letzten Überbleibsel des Sommers in die Erde. Es soll in einigen Tagen Nachtfrost geben. Da wird es Zeit, die empfindlichen Grünpflanzen zu schützen.


Beim Aufräumen und dem Vorbereiten für das Einsetzen des zweiten Lebenden Weidenhausens, sah ich ihn, den vor einigen Monaten, so kurz nach dem Um - und Einzug auf den Kompost entsorgten Feigenbaum. Er war damals in Dresden in einem Pflanzkübel, hatte danach seinen Platz vor der Rankhilfe für den Wilden Wein und überwinterte dort dank meiner - eher eigenwilligen - Verpackungskünste. Ich hatte beide Feigenbäume mit verzinkten Drahtgeflecht versehn und warf in das zylinderförmige Gebilde jede Menge Laub hinein. Darunter auch Nussbaumblätter.


Die schützen die beiden noch sehr jungen Bäume. Im Frühjahr dieses Jahres grub ich beide Feigenbäume wieder aus und verpackte diese in Plastebeutel. Nach dem Umzug blieben sie in einer Wanne mit Wasser für viele Tage stehen. Der kräftigere Baum schlug alsbald wieder aus; die kleinere der beiden Bäume zeigte indes keinerlei Ambitionen einige der typischen Blätter zu entwickeln. Etwas enttäuscht entschlossen wir uns, das Bäumchen auf dem Kompost zu entsorgen. Dort lag er dann viele Tage lang, ehe ich ihn wohl versehentlich von dem Haufen herunter rutschen ließ. Der Winzling muss dann auf die Erde und neben dem grünen Wildwuchs am Maschendrahtzaun gefallen sein.

Die Natur wäre keine solche, würde sie uns nicht ständig mit neuen Überraschungen aufwarten. Auf der Südseite des Grundstücks, geschützt durch das hier am Zaun sprießende Grün, entwickelte der Ausgemusterte doch tatsächlich wieder seine Blätter. Und nicht nur das. Seien Wurzeln hatten sich in den Boden eingegraben. Zwar nicht sehr tief, aber immer so, dass er monatelang hier überlebt.

Ich grub ihn wieder von hier aus und verpflanzte den kleinen Feigling neben seinen gut wachsenden Bruder aus der alten Heimat. 
Jetzt wächst hoffentlich zusammen, was zusammen gehört!

Dieser feige Feigenbaum erinnert uns an den Garten in Dresden, wo alles eben ein Stück größer war als in der neuen Heimat Eching. Der Mensch soll ja auch ein lernfähiges Wesen sein. Manchmal muss er sich dabei in Geduld über. Denn: Gut´Ding braucht Weile.




" Sula Bassana & Modulfix " - " Rossos Traum " - 2010:





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