Die singende Rag - Lady



Die großartigen Vereinigten Staaten von Amerika haben für die Nachwelt eine Unzahl von Geschichten bereit gestellt, aus denen sich die dort entwickelte Hypothese, dass jeder Bürger es vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen kann, wenn er nur richtig hart arbeite, gläubig ist und die richtige Idee entwickelt, wie er den anderen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen kann.

Die Kehrseite der Medaille wird nur allzu häufig nicht benannt. Es gibt dort Millionen Menschen, die am unter dem Existenzminimum vegetieren. Sie sind häufig abgestürzt. Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein. Das gilt auch  für die Zahl jener US - Bürger, die nie hoch gekommen sind. Das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten setzte bei ihnen bereits bei der Geburt einen Stopper ein.

s Weil in einem freien Land, viele Dinge freier interpretiert werden, endet so manche kurvenreiche Biographie deshalb da, wo sie begonnen hatte: im Nirgendwo zwischen den beiden Ozeanen, den Rocky Mountains oder den Everglades.

Die aus Russland stammende, ausgebildete Violinistin und  Pianistin Emily Zamourka, mutierte noch im zarten Alter von 52 Jahren zu einem " Internet - Star ". Dabei schien es das Schicksal seit einiger Zeit nicht mehr gut mit ihr zu meinen.

Als sie vor zirka 30 Jahren in die USA einreisen durfte, gelang es ihr, den Lebensunterhalt vornehmlich mit Musikunterricht zu bestreiten. Irgendwann sei sie dann krank geworden. Danach muss es für die Musikerin rapide bergab gegangen sein. Sie flog aus ihrer Wohnung und wurde obdachlos. Ihre Violine ( mutmaßlich wertvoll ) wurde offensichtlich gepfändet.

" Rag - Ladys " werden die Frauen genannt, die mit ihren Habseligkeiten, die sie in Plastetüten gestopft haben und zumeist mit einem ausrangierten Metall - Einkaufswagen durch die Straßen der US - Großstädte ziehen. Manchmal wird auch der nicht so herab würdigende Begriff " Bag - Lady " verwandt.

Die aus Russland in die USA eingereiste Musikerin zählte nach ihrem Rauswurf aus der Wohnung in Los Angeles zu dieser Spezies, von denen es schätzungsweise 74.000 Personen geben soll. Relativ betrachtet dürfte diese Zahl bei knapp 3,9 Millionen Stadtbewohner und 10,1 Millionen Menschen, die in dem County leben sollen, nicht sehr dramatisch klingen. Doch die latente Gefahr, eines Tages zu jenen Dauercampern, weil Wohnungslosen, hinzu gezählt zu werden ist hoch.

Sie ist es deshalb, weil das amerikanische Sozialsystem nicht auf staatliche bzw. öffentliche Unterstützung und / oder Hilfe aufgebaut ist, sondern die individuelle, die Eigenvorsorge in den Vordergrund stellt. Sicherlich gibt es eine Unzahl von Assekuranzen die Leistungen für sämtliche, dann abgesicherte Lebensrisiken, anbieten. Diese sind jedoch teuer und steigen im Eintrittsfall sowie mit zunehmenden Alter in astronomische Höhen.

Die russische Musikerin Emily Zamourka war wohl nicht gegen solche, üblichen Lebensrisiken versichert. Es mag sein, dass sie sich diese auch während ihrer Berufstätigkeit nicht hat leisten können. Deshalb landete sie dann auf der Straße, als " Rag - Lady ", ihre PVC - Tüten mit sich schleppend, in den U - Bahnschächten übernachtend oder sonstwo zum Schlaf unterkommend, vegetierte sie zusammen mit nahezu 75.000 anderen Obdachlosen in L.A.´s Straßen. Ob sie sich dabei längst aufgegeben hatte, ist bislang nicht bekannt. Sie wurde nämlich - quasi über Nacht - zu einem " Video - Star " im Internet.

Einer von immer weniger werdenden Cops des Millionen - Molochs wurde bei einem Kontrollgang in einer der U - Bahn - Stationen auf die dort singende obdachlose Frau aufmerksam. Er war von der Darbietung so sehr angetan, dass er ein Kurzvideo darüber drehte und dieses zusammen mit einem Kommentar ins Netz stellte.

Darin ist die " Rag - Lady " Emily, eine Puccini - Arie singend, zu bestaunen. Das Video verbreitete sich binnen kurzer Zeit und löste Begeisterungsstürme aus. Der damit verbundene, schöne, finanzielle Nebeneffekt war, dass sehr schnell über ein Onlinefoundrising ordentliche 90.000 US - Dollar eingesammelt wurden, die der " Rag - Lady " zugute kommen. Noch besser aber dürfte sein, dass die Musikerin bereits einen Plattenvertrag angeboten bekam. Ihre vorgesehen Produktion soll den Titel " Paradise " erhalten.

Na, bitte, das nennt sich dann " American Dream ". Von der " Rag - Lady " zu einer Mittelschichtsbürgerin. Wo gibt es das sonst noch, außer in Trump´s " America First " - Land?




Dazu : " Colosseum " - " Lost Angeles " - " Live " -  1971:


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