Thomas Gottschalk und die Klassik
Der Herbst 2019 beherrscht den südlichen Regionen dieses, unseres, auch sonst tief gespaltenen Landes, tatsächlich für einige Tage Sommertemperaturen. Deshalb dürfen die bereits in die Schränke, Kommoden und Kisten abgelegten Schönwetter - Klamotten wieder heraus gekramt werden.
Na,bitte, da hat der Klimawandel auch seine besseren Seiten?
Mit derartigen Problemen müssen sich unsere knapp 9.600 Kilometer Luftlinie entfernten US - Bürger der Millionenstadt Los Angeles nicht herum plagen. Hier ist es beinahe durchgängig Sommer. Weshalb auch der Oktober eine Vielzahl von sehr warmen Tagen vorweist. Zudem bleibt es auch niederschlagsfrei. Was wiederum die sattsam bekannte Wasserknappheit und jene Trockenheit hervor ruft, die zu jenen verheerenden Waldbränden führt, derentwegen in den letzten Tagen mehr als 100.000 Bewohner vor wütenden Feuersbrünsten fliehen mussten.
Vor nicht allzu langer Zeit traf ein solches Feuer das Anwesen des Moderators, Autors und Künstlers Thomas Gottschalk. Sein Haus in Malibu brannte nieder. Er verlor sein Hab und Gut und zudem einige Monate später seine Frau. Sein durch die Millionenhonorare aus den öffentlich - rechtlichen TV - Gebührentöpfen und Filmen sowie aus Werbeeinnahmen aufgebautes Lebenswerk droht jetzt wie eine Seifenblase zu zerplatzen.
Eine mögliche Ehescheidung kostet zudem viel Geld. Insbesondere dann, wenn sie in den USA erfolgt. Das dürfte auch der gute Thomas längst wissen. Schließlich hat er sich über einige Dekaden in dem Dunstkreis von Stars, Sternchen und ähnlichen glamourösen Mitmenschen herum getrieben.
Nach zirka 70 Jahren ist er nun zu der Erkenntnis gekommen, dass jene Zeit des finanziellen Erfolgs, des Bades in der Menschenmasse und der Leichtigkeit des luxuriösen Seins beendet sein könnte. Sein Lieblingskind, der ZDF - Quotenbringer " Wetten, dass... " ist vor ihm in die Gruft gegangen. Eine Wiederauferstehung, wie er sie eventuell geplant haben sollte, dürfte wohl kaum jenen Erfolg versprechen, der ihm einst mit diesem Format beschienen war.
" Unser Tommy " musste danach eher kleinere Brötchen backen. Eine Vorabendsendung bei der alten Tante ARD ging vor einigen Jahren voll in die Büxe. Danach wurde er wegen seines immer noch hohen Bekanntheitsgrades Reih´um gereicht. Doch eine durchschlagende eigene Sendung konnte er sich nicht mehr angeln. Möglicherweise lag dieses auch an seinem Alter?
Wie dem auch sei? Thomas Gottschalk versuchte sich als Autobiograph. Er durfte deshalb ein Buch schreiben, das den sinnhaftigen Titel " Herbstblond " hat. Bezogen auf sein aktuelles Alter müsste es eher " Novembermann " heißen. Nun,ja, das Machwerk wird zwar überwiegend wohlwollend rezensiert, aber mittlerweile für unter 10 Euro verschleudert.
Auch dem " SPIEGEL " hat er vor einigen Monaten zu einem Gespräch gebeten. Die teilweise frechen und vorlauten Fragen der wesentlich jüngeren Redakteure des Hamburger Nachrichtenmagazins konterte er gekonnt und professionell. Das gehört zu seinem erlernten Handwerk. Der " SPIEGEL " hat ihn wohl auch deshalb zu einem Diskussionsabend geladen.
Auch auf diesem Gebiet kennt sich " Uns Tommy " ein wenig aus. Vor knapp vier Jahren hat er mit dem Philosophen und Literaten Peter Sloterdijk eine solche Veranstaltung überstanden. Teile der Presse fanden diese nicht besonders prickelnd.
Sloterdijk ist eigentlich eine andere Hausnummer als Gottschalk. Womit auch klar war, dass der Meister der seichten Sülzereien diesem dort nicht das Wasser reichen konnte. Nun soll sich dieses wiederholen. Ob " Uns Tommy " hier eine bessere Figur abgibt muss bezweifelt werden. Politik, Gesellschaft und Zukunftsfragen sind nicht sein Ding.
Das dürfte auch auf dem Gebiet der klassischen Musik zutreffen. Und dennoch gab der Rentnerkanal dem Urgestein der platten Unterhaltung eine Sendung zu diesem Musikteilbereich an die Hand. Nach dem die ausgelutschte " Echo " - Fernsehpreisverleihungsmumie zu Grabe getragen werden musste, weil sie sich mit dem Durchschnittsgeschmack sowie den moralischen Wertvorstellungen der einstigen, preistragenden Damen und Herren aus Pop bis Punk deckte, ist der " Echo " ausrangiert und auf das Abstellgleis gefahren worden.
Die Ersatzsendung mit dem Titel " =pus - Klassik 2019 " sendete der Rentnerunterhalter vom Mainzer Lerchenberg zeitversetzt. Er tat gut daran. Und dieses in zweierlei Hinsicht. Zum einen konnte der Glotzer das Zweite ab 20.15 Uhr noch in vollen Zügen genießen und sich dann erst ab 22.15 Uhr entscheiden, ob er das Bett aufsucht; zum anderen hatten die ZDF - Verantwortlichen nicht mit der latenten Gefahr zu kämpfen, dass der Quassel - " Herbstblonde " die Sendezeit maßlos überziehen kann.
https://www.prisma.de/news/Opus-Klassik-2019-ZDF-uebertraegt-Gala-zeitversetzt,24717773
Thomas Gottschalk ist längst in die Phalanx der Ausgemusterten eingedrungen. Er hat es zwar selbst gemerkt, will es jedoch immer noch nicht wahr haben. Er strampelt sich mit seinen beinahe 70 Lenzen weiterhin redlich ab, um den alten Glanz des damals noch jugendlich frisch wirkenden Moderators wieder zu gewinnen. Doch die Natur, die jedem Menschen immanente biologische Uhr lässt sich nicht manipulieren. Sie tickt gnadenlos gegen Gottschalks Wiederauferstehungsbestrebungen.
Als ich einen Online - Artikel zu der ZDF - " Opus - Klassik 2019 " - Sendung las, fand ich danach einen Hinweis zu einer Rezension über einen der vielen Action - Filme, der diesen Titel führt:
https://www.prisma.de/news/Resident-Evil-6-The-Final-Chapter-Die-Kreativitaet-steckt-im-Tod,24779642
" Die Kreativität steckt in dem Tod "! Wie wahr, wie wahr. Aber auch in der Entscheidung, der Karriere ein Ende zu setzen.
" Seropent Satelite " - " Passamayo " - " Long Play " - 2004:
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