" Corona " und das Pissoir - Bluna!





Auf der regenreichen Rückfahrt von der Ostsee, die uns über die A 19 und A 24 von einer Baustelle in die nächste fahren ließ, verkniff ich mir deshalb die Erledigung dessen, was gemeinhin als " ein dringendes Bedürfnis " umschrieben wird. Bei Dauerregen und nach nervigen Stop- And - Go - Gegurke, wollte ich nicht noch eine weitere Verzögerung der ohnehin fast 9 - stündigen fahrt verursachten. Also traf wir die gemeinsame Entscheidung, den nächsten Rastplatz an der A 10 anzusteuern. Daraus wurde jedoch nichts. Es regnete weiter, dann kam vor dem Autobahndreick Potsdam noch eine weiterer Baustelle.

So entschieden wir uns schließlich den nächst besten Rastplatz auf der A 9 aufzusuchen. 

Gesagt, getan!

Wir fuhren auf den Parkplatz Borker Heide. Der Regen hatte aufgehört. Kurzzeitig schielte sogar die Sonne durch die lockere Wolkendecke. " Mein dringendes Bedürfnis " meldete sich wieder. Eilig verließ ich unseren Lastenesel aus Japan und steuerte schnurstracks dem Toiletten entgegen. 

Wie befürchtet, hatten einige Dutzend andere Urlaubsrückkehrer die gleiche Idee und somit ein " dringendes Bedürfnis ". Am " Pissoir " angekommen, flog mir beide die Metalltür an die gebräunte Stirn. Ein Grauhaarige hatte sie kraftvoll aufgestoßen, damit er nicht die klebrige Klinke oder gar den Bereich des Türblattes darüber anfassen musste. Ich machte einen Sidestep nach der Art von Muhammad Ali. Tänzelnd wich ich der aufliegenden Tür aus, grätsche sogleich mit dem rechten Fuß zwischen Tür und Türrahmen und stoppte somit die sich zurück bewegende Tür.

Ich stand in einem halb dunklen Innenraum, in dem es fürchterlich nach Urin und auch Schweiß stank. Die Luft stand förmlich, obwohl die Oberlichter des " Pissoirs " aufgeklappt waren. An den standardmäßigen drei Urinbecken hatten sich drei ältere, weißhaarigen Männern im Freizeit - Urlaubs - Look eingefunden und strullten. Ich wartete einige Sekunden, dann kam ein junger Mann aus der abgetrennten Toilette heraus. Auch er berührte die Tür nicht, sondern bediente sich dabei seines Ellenbogens.

Ich hatte mir das Verhalten beider Vorgänger gemerkt und bewegte mich elegant, allerdings ohne den vorgeschrieben 1,5 Meter - Mindestabstand einhalten zu können an den Mann vorbei. Die drei Urlaubs - Rentner pinkelten immer noch. Ich drückte die Toilettentür mit dem Ellenbogen zu. Den Drehkranz, mit dem das Klo verriegelt werden kann, berührte ich nicht. Mit dem Gesäß presste ich die Tür vorsichtshalber zu. Schließlich sollte kein folgender Toilettengast mich beim stehend Pinkeln überraschen können.

Das Urinieren in stehender Position ist für mich als domestizierter Mann eigentlich ein absolutes Tabu. Uneigentlich aber, strulle ich schon Mal in das Deckel freie Becken einer solchen Toilettenanlage, denn das Sitzen auf einem dieser Schüsselränder ist mit der latent vorhandenen Gefahr einher gehend, sich irgend eine Infektion einzufangen. Manche versuchen dieses und das damit verbundene Ekelgefühl mittels Auftragen einer Schicht Toilettenpapier abzumildern. 

Vor einigen Monaten, als Tante " Corona " so manches Spatzenhirn deaktivierte und dadurch die Klo - Paier - Hamsterkäufe populär werden ließ, wäre jene halbherzige Alternative eh unmöglich gewesen. Es gab auf den öffentlichen Toiletten, die später unisono abgesperrt waren, kein Papier mehr. 

Wie dem auch gewesen sei, " Corona " bedingtes Sperren dieser unhygienischen Toilettenanlagen wäre auch in dieser, der Reise - und Urlaubszeit wohl angebracht, denn die propagierten Verhaltensregeln können dort nie und nimmer eingehalten werden. Weil dieses so ist und von vielen Durchreisenden längst erkannt wird, hat sich an den kostenlosen Toilettenanlagen ein Prozedere eingebürgert, das so simpel wie auch einleuchtend zu sein scheint. Wenn die Toiletten - Kabine zu ist, bedeutet dieses, sie ist zurzeit belegt. Steht die Tür einen Spalt breit offen, darf es der Besucher dort versuchen.

So schien es mutmaßlich auch auf der weiteren Toilettenanlage zu sein, die wir dann zirka 300 Kilometer weiter südlich im Freistaat Bayern aufsuchten. 

Der Parkplatz " Wolfshöhe ", der sich hinter dem Autobahnabfahrten Bayreuth befindet, machte einen noch unsaubereren Eindruck und war dafür beinahe überfüllt. Nicht nur mehrere Dutzend LKW hatten ihn belegt, sondern es herrschte ein Kommen und Wegfahren wie in einem Taubenschlag. Die Toilette war schmutzig. Es roch im " Pissoir " auch hier extrem nach Urin. Da keiner der dieses aufsuchenden Herren einen Mund - und Nasenschutz trug, verzichtete auch ich darauf. Dieser Besuch erbrachte die Erkenntnis, dass sämtliche Verhaltensregeln hier nicht greifen. " Corona " schien ein Fremdbegriff für alle, das verschmutzte " Pissoir " aufsuchenden Männer zu sein. Die Seuche, die mittlerweile über 1 Millionen Menschen dahin gerafft hat und mit der mehr als 33, 4 Millionen Menschen infiziert haben, sie schien auf diesem Parkplatz einer Bundesautobahn so weit weg zu sein, wie die Sonne zur Erde.

Da stellt sich wirklich die Frage, wo guter Wille aufhört und solche Verordnungen, Regeln und Verbote wahrhaftig zur Farce werden.

Nachdem ich mich erleichtert hatte, wusch ich mir gründlich die Hände und konnte dabei sogar den funktionierenden Seifenspender nutzen. Die verdreckte Tür öffnete ich mit dem rechten Knie. Nur schnell fort, von diesem Ort.

  


KUNGENS MÄN  -  Third War Three  -  Bränna Tied  -  201/:


    


     

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?