Gleicher Ort, gleicher Platz?


Heute, am 11. September 2020, war es zwar windig, doch für einen Strandbesuch taugte das Spätsommerwetter alle Male. Wir packten unsere Utensilien zusammen und einige Minuten später hatten wir die Ostsee vor unseren Augen. Seit dem letzten Besuch hier, es war Juni 2019, sind mehr als 15 Monate vergangen. Viel Zeit also, um sich auf diesen Urlaub zu freuen. 

 Auch wenn der Ort sich jedes Mal verändert zeigt, weil die Anzahl der neugebauten Ferienhäuser stets steigt, gibt es dennoch viele bekannte Dinge, die sich dem wiederkehrenden Urlauber zeigen. Dazu zählen die ehemaligen Holzgebäude - zutreffender ist wohl eher Barracken - des VEB Walzwerk Hettstedt Ferienlagers in Prerow.. Es liegt etwas abseits von den Strandaufgängen 34 - 35 an der Bernsteinstraße.  

Auf der Suche nach dem Ursprung der völlig herunter gekommenen Holzbauten, hatte ich im letzten Jahr ein wenig Kontakt mit einigen, zufällig vorbei kommenden Urlaubern. Eine zufriedenstellende Antwort auf meine Frage nach der Herkunft oder dem Zweck der Buden bekam ich aber nicht.

So suchte ich mir noch während des Ostsee - Urlaubs aus dem Internet die vielleicht passende Antwort selbst heraus. Ich glaubte sie als " GST - Lager Prerow " gefunden zu haben und bloggte dazu:

https://draft.blogger.com/blog/post/edit/8221564797470254880/8323174260095900999

Mehr als 1 Jahr danach weiß ich inzwischen: Die Annahme, es müsste sich bei den Bauten um das aufgegebene " GST - Ausbildungslager " handeln, war falsch. Diese Anlagen wurden inzwischen zum Teil abgerissen und wichen einer Reha - Klinik der " Barmer " - Krankenkasse, die ihren Hauptsitz in Wuppertal hat. Weitere Geländeabschnitte wurden eingezäunt. Von den Barracken steht nur noch ein kleiner Teil.  

Die Bloggerinnen Susanne Fletemeyer und Heidi Krautwald hatten bereits einige Jahre zuvor über dieses ehemalige Ausbildungslager berichtet und ihre Sicht der Dinge von einst und jetzt ins Netz gestellt:


https://fletemeyer.net/archiv/GST-Lager-Prerow/#:~:text=Das%20ehemalige%20GST-Lager%20an%20der%20Hafenstra%C3%9Fe%20in%20Prerow,f%C3%BCr%20eine%20oder%20zwei%20Wochen%20in%20ein%20GST-Lager.


https://www.heidikrautwald.de/projekte/2011-2015/gst-lager-prerow/

 

Zuvor hatte der Fotograf Werner Kirsch diese Bilder veröffentlicht:


http://www.kirschfoto.de/index.php?pfad=galerie/gst


Nach weiterer Suche im all wissenden World Wide Web bekam ich dann die zutreffende n Hinweise auf den Zweck der vergammelten Holzbauten in Form eines Kurzvideos aufgetischt. Es handelte sich um das einstige Ferienlager des längst abgewickelten " VEB Walzwerk Hettstedt ". Der zu DDR - Zeiten größte Betrieb im Mansfelder Land, das im südwestlichen Teil Sachsen - Anhalts liegt und geografisch dem Vorharzgebiet zuzuordnen ist, unterhielt in Prerow bis in die ersten Nachwendejahre diese Ferienunterkunft. Nach der Abwicklung, also Auflösung, des Werks in Hettstedt wurde parallel dazu die Prerower Ferienanlage geschlossen. 

Zurück blieben jene Holzbauten in Baracken - Form, die seit fast 3 Dekaden dem Verfall unterliegen.  

Ich besuchte die Bauten erneut. Auf mich machten sie einen noch wüsteren Eindruck als es vor mehr als einem Jahr der Fall war. Umwelt - " Schweine " hatten weiteren Müll neben den Holzbarracken abgelegt. Ein El Dorado für Nager, Kaninchen und weitere Wildtiere?

Die vormals noch zugänglichen Bereiche einiger Bauten wurden inzwischen mit Brettern verschlossen. Ein Blick in die einst als Schlafräume genutzten Abschnitte war mir jetzt verwehrt. Dennoch gaben die Lagergebäude auch so genügend Motive für meine Hobby - Fotografien her. Der Kontrast zwischen dem Gewesenen, dass der Mensch längst auf die Müllhalde der Geschichte bugsiert hat und der Natur, die sich das gestohlene Terrain wieder in Beschlag nimmt, ist an solchen Stellen, den so genannten Lost Places, überall sichtbar. 

Ich schritt an den verfallenen Aufbauten entlang. Ging dabei manchmal in die Hocke, um ein besseres Motiv zu ergattern.  Wo zu DDR - Zeiten noch Kinder untergebracht waren, die auf Kosten des sozialistisches Staates, nämlich des Volkseigenen Betriebs, ihre Ferien verbringen durften, herrscht seit fast 3 Dekaden völlige Ruhe. Eine beruhigende Stille, die nur ab und an von nervigem Gekläffe eines der vielen Hund, die im gegenüber liegenden Hundestrand und dem Campingplatz herüber schallte, unterbrochen wurde. Dann wurde es wieder still. Nur das Wellenrauschen der Ostsee war zu vernehmen. 

Zum " Regenbogen - Camp " wollte ich dann doch nicht gehen. Ich hatte meinen Satz Fotos auf den Speicherchip der Kamera - das reichte mir. Für heute. Ich werde wieder kommen. Immer auf der Suche nach weiteren Motiven, die den Zwiespalt zwischen dem Gewesenen, der Natur und dem Schutt, Schrott und Unrat produzierenden Mensch aufzeigen.

Die Ergebnisse meiner eigenen Eindrücke folgen.



JIMI HENDRIX  -  The Wind Cries Mary  -  1967:





  

 



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