Rentner - Jogging?

 



Montag war der erste Lauftag von unserem vorübergehenden Zuhause. Ab 8.30 Uhr starteten wir auf dem gegenüber liegenden Deich. Bei bewölktem Himmel, so um die 14° C und leichter Brise, zeigte sich uns das ideale Wetter, um das gesteckte Ziel von 30 Minuten reiner Laufzeit eventuell erreichen zu können. Doch grau ist alle Theorie.

Dennoch legten wir los. Gemächlich, natürlich, denn eine halbe Stunde ist für einen " Spätläufer ", die wir nun mal sind, kein Pappenstil.

Langsam füllte sich der Fuß - und Radweg auf dem Deich. Die ebenfalls Ergrauten hatten längst ihr Frühstück eingenommen und schwangen sich danach - ebenso voller Tatendrang - auf ihre Drahtesel. Jenen Frühaufstehern kamen wir als Jogger entgegen. Die ersten Radler zeigten ein erstauntes Gesicht, als würden sie sich die Frage stellen: " Wie alt sind die denn? " sowie " Laufen in diesem Alter, geht das denn noch? " Einige zeigten ein anerkennendes Lächeln. Andere wiederum, eine Mimik aus beidem.

Das Joggen, genauer gesagt, Jogging, ist ja eine Erfindung der Neuzeit. Der Bewegungsport kam irgendwann in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland auf, wurde alsdann populär und entwickelte sich zu eine Art Breitensport. Einhergehend mit einer industriellen Massenfertigung von Sportartikeln, die immer weiter verfeinerte Sportartikel entwickelte, nahm die Zahl der Dauerläufer weltweit und auch in den hiesigen Gefilden ständig zu.

Dauerlaufen ist keine Frage des Alters. Wohl aber eine der eigenen körperlichen Voraussetzungen und insbesondere des Gewichts. Weshalb die Medizin stark Übergewichtigen von dieser sportlichen Betätigung abrät. Die Gefahr, das der Organismus die zweifelsohne gegebenen Anstrengungen und Belastungen nicht verkraftet, ist somit hoch. Ohne Gewichtsabnahme, keine Lauftätigkeit?

Und hier beißt sich die Katze selbst in den berühmten Schwanz. Wie kann ein Übergewichtiger abnehmen, wenn er sich nicht ausreichend bewegt? Eventuell mit einer völligen Ernährungsumstellung? Das bedeutet aber, den inneren Schweinehund beim Essen zu besiegen, den Grundsatz des FdH ständig auf den Tisch und Teller zu legen und den Alkoholkonsum stark zu reduzieren. leichter gesagt, als getan!

 Nach unserem 30-minütigem Pensum waren wir ein wenig geschafft. Warum unterwirft sich ein Graumelierter noch einer solchen Anstrengung? Es gibt bestimmt anstrengungslosere Freizeitaktivitäten. Das Fahrrad fahren, das Spazierengehen, das Nordic Walking. All diese Bewegungsmöglichkeiten begegneten uns während des Laufens. Dann gibt es auch noch das Nichtstun. Hier kann ein älterer Mensch sich einfach nur auf seine Vier Buchstaben setzen, die Hände in den Schoss legen und den Tag an sich vorüber ziehen lassen. Doch spätestens im gesetzteren Alter kommt die Trägheit des Seins wie ein Bumerang auf den Faulenzer zurück. Es droht ihm eine Flut an diversen Medikamenten, die er auf Kosten der Krankenkassen einzunehmen hat. Die Arztbesuche werden zur Routine, die Krankenhausaufenthalte immer länger und an jeden Körperteil gibt´s ein mehr oder weniger großes Zipperlein. Wenn das letzte Stündlein geschlagen hat, besteht der Alte quasi nur noch aus Pharmaziepräparaten?

So möchte ich später nicht enden. 



STRAY  -  Run, Mister Run!  -  Suicide  -  1971:







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