Hoooooland uit!

Das Verhältnis, das allgemeine Für - und Miteinander zwischen den Westdeutschen, einst BRD, und dem wesentlich kleineren Nachbarland, den Niederlanden, gemeinhin auch Holland betitelt, war seit dem Überfall der braunen Brut am 10. Mai 1940, der anschließenden Unterjochung mitsamt der Deportation dort lebender jüdischer Menschen, nicht unbedingt als spannungsfrei zu bezeichnen. Das lag zum einen daran, dass der kleinere Nachbar nicht jenen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren konnte, den die Westdeutschen seit den 1950er Jahren in ihre Analen eintragen konnten, zum anderen aber auch an jenem zweifelsohne überall vorliegenden Konkurrenzgedanken, der dabei mit schwingt, wenn Niederländer und Deutsche ( zunächst nur ) Westdeutsche aufeinander trafen.

Nach der Gründung der EWG verbesserte sich das holländisch - deutsche Allgemeinbefinden erheblich, denn dank der relativ freizügigen Wirtschaftsbedingungen konnte der auf Agraprodukte spezialisierte Nachbar seine Erzeugnisse massenhaft auf dem riesigen Markt des großen Nachbarn anbieten. Mit der EWG zog auch in den Niederlanden ein ständig steigender Wohlstand ein. Die deutsch - niederländischen Beziehung verbesserten sich zusehends. Weil die Nachkriegsgenerationen zudem ein eher unkonventionelles Verhältnis zu den Ereignissen vor und während des 2. Weltkriegs pflegen, war der latent vorhandene " Deutschen -Hass " alsbald eher eine Marginalie.

Doch seit 1974 tat sich ein weiteres Feld innerhalb der nachbarlichen Beziehungen auf, dass seit jenem Finale um die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, dass die DFB - Kicker bekanntlich mit sehr viel Fortüne knapp, nämlich mit 2:1 für sich entscheiden konnten, bleibt die schönste Nebensache der Welt ein ständiger Konkurrenzkampf zwischen den beiden europäischen Nachbarländern.

Dieses zeigt nicht nur die Historie bei der WM 1978, 1990 oder bei den EM - Begegnungen dazwischen und danach. Wenn der angebliche Klassiker zwischen den Niederlanden und Deutschland auf dem Plan jener Turniere stand, war oft Spannung, aber auch Gift und Galle in der Luft. Die Niederländer, die ja 1988 erfolgreich Revanche an der Schmach von 1974 nahmen und im Land des ständigen Rivalen Europameister wurden, nachdem die Truppe des Bondscoach Rinus Michels den Erzrivalen vor knapp 33 Jahren im Hamburger Volksparkstadion mit 2:1 aus dem Turnier warf und einige Tage später durch ein 2:0 gegen die UdSSR den Titel vollkommen verdient über die Grenze nahm, war die Satisfaktion für das verlorene WM - Finale von vor 14 Jahren geglückt. Die " Oranje - Hemden " und mit ihnen die Zehntausenden nach Westdeutschland eingereisten Fans ließen ihren Emotionen freien Lauf, was den NDR - Reporter Fritz " Fritze " Klein zu dem Ausspruch hinreißen ließ, die Holländer seien rasant fanatisch.

Nun, gut, am gestrigen Nachmittag, als die " Elftal " gestern im Achtelfinale der EM 2020 auf Tschechien ( die tschechische Republik ) traf, war für viele der anwesenden Fans der Auswahl des KNVB mit ihren Bondscoach Frank de Boer, allenfalls die Höhe des Sieges ein diskussionswürdiges Thema. Doch als um 19.54 Uhr die Partei in der ungarischen Hauptstadt Budapest abgepfiffen wurde, gab es lange, nein, sehr, sehr lange Gesichter unter den " Oranje " - Anhängern. Die Mannen von Frank de Boer unterlagen der tschechischen Auswahl völlig überraschend mit 0:2 und schieden bereits jetzt aus dem Turnier aus.

Dieses Ereignis wird daheim in den Niederlanden wieder für reichlich Streitstoff um den Bondscoach geben. Die holländischen Zeitungen titelten und schrieben bereits: Nun,

De Telegraaf: "Die Tschechen - so ungefähr das Niveau vom FC Groningen - demaskierten Frank de Boer, sein heilloses defensives 5-3-2-System und seine Stars vom FC Barcelona, Liverpool/Paris Saint-Germain, Internazionale, Juventus und Ajax.... "


Algemeen Dagblad: "Armseliger Abgang von ruhmlosem Oranje regt zum Nachdenken an.... "

Nun, die Niederlage schmerzt, aber auch nach dem 27. Juni 2021 wird im Land der Grachten und der nahezu 15 Millionen Trainer weiter gekickt. Und zwar sehr erfolgreich.

Hoooooland uit! Na, und?





       

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!