Schwerstarbeit








Tag 6 des Projekts, wie baue ich einen neuen Kleiderschrank aus geschätzten 259 Einzelteilen zusammen? Die mehr als 30 Seiten umfassende Montageanleitung hat dazu einen ambitionierten Zeitrahmen von nur 2 Stunden angegeben. Hier stellt sich die Frage, ob damit die reinen Aufbauarbeiten gemeint sind oder jene vorbereitenden Abläufe, wie Transport der Pakete. Dieses allein hat mich satte drei Stunden gekostete; verteilt auf 2 Tage, denn mir ging bei den schweren Klamotten, die sich in fünf Paketen befanden, im wahrsten Sinne des Wortes die Puste aus. 20 Stufen zur 2. Etage sind für einen nicht mehr so ganz jungen Kerl eben Pappenstiel.

An dritten Tag nach der Lieferung ging es aber richtig los. Ich besorgte mir das erforderliche Werkzeug, wie Schraubenzieher, Akku - Schraubendreher, Gummihammer, Wasserwaage, Zollstock und einen Satz Schraubenschlüssel.

Bereits der Aufbau der Seitenteile löste bei mir die schiere Verzweifelung aus. Eigentlich sind in der Montageanleitung ständig zwei Personen zu sehen, die sich leicht und locker die schweren Brocken zuschieben. Die zweite Person fehlt, womit ich meine über mehr als 15 Jahre antrainierte Muskelkraft ins Spiel bringe. Weil ich nicht wie eine schwangere Auster aussehe und eben keinen Bierbauch im 7. bis 9. Monat vorweisen kann, fällt mir das Aufstellen der Seitenelemente zwar mächtig ins Schwitzen, aber nicht aus der Puste kommen.

Am vierten Tag der aufoktroyierten Heimarbeit waren die Zwischenböden und die Hinterwand sowie das Schrankdach an der Reihe. Und, als hätte ich es voraus gesehen, die Schose passte nicht. Es klemmte an allen Ecken und Enden. Die Schrauben flogen reihenweise wieder aus der Verankerung heraus. Es war zum Mäuse melken. Ich gab zunächst auf und verschobt die weitere Montage auf den fünften Tag.

Der sollte es aber in sich haben. Ausgerechnet der Freitag musste die Entscheidung bringen. Denn meine bessere Hälfte drohte bereits mit dem Schwiegersohn, der den weiteren Zusammenbau übernehmen sollte. Bei mir entbrannte erneut der Ehrgeiz. Schließlich hatte ich mir ja selbst den Riemen des Schrankaufbaus übergezogen. Nun begann ich wild zu hämmern, zu schrauben und zu drücken. Irgendwie passte es tatsächlich und ich konnte die beiden Schranktüren - schwebend - in Angriff nehmen.

Diese Arbeiten hatten es wiederum in sich. De Schweiß floss mir bei mehr als 24 Grad Außentemperatur in Strömen über die Stirn und den Rücken herunter. das T - Shirt war bald klatschnass. Nach mindestens vier bis fünf Stunden waren die Schranktüren zum Schweben bereit. Nur das Einsetzen in den Vitage - Style - Schwebeschrank wurde zu einer einzigen Tortur. Ich gab es gegen Abend auf. Morgen ist auch noch ein Tag.

Der sechste Tag war ein Sonntag und hier soll nun die Endmontage erfolgen. Daraus wurde nichts. Die Türen passten nicht. Sie wollten nicht schweben. Die Endmontage war damit schwebend unwirksam. Ich quälte mich mit den schweren Monstren, die auf dem Bett liegen herum. Es ging nichts mehr. Ich gab auf und schaute mir die Montageanleitung nochmals an. Leider gab diese mir keine weiteren, erhellenden Auskünfte über den Fehler, den ich bei dem Zusammenbau gemacht hatte.

Nun muss am Sonntag doch der Schwiegersohn ran. Ehrgeiz her, Stolz dahin!

Es war nur eins, nämlich Schwerstarbeit.



CHICKEN SHACK  -  Crying won´t to help you  - Imagination Lady  -  1972:




    


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