Wasser marsch!
Gestern Abend gewitterte es ja richtig. Und dieses nicht nur rund um das Münchner Fußballstadion, wo sich ab 21.00 Uhr die Löw - Truppe bis auf die Knochen blamieren durfte und mit Gottes Hilfe oder auch nicht in das Achtelfinale der EM 2020 einzog. Schwamm drüber, es gibt wichtigere Dinge in diesem Leben.
So legte ich mich denn ab 23.00 Uhr - ohne in euphorischen Jubel über das Weiterkommen der DFB - Mannen zu verfallen - eher nichts ahnend in die Koje und schnarchte los. Meine bessere Hälfte ergriff wie üblich die Flucht nach oben und setzte die Nacht im Gästezimmer fort.
Mittlerweile hatte sich ein zweites Gewitter über das schöne Alpen zusammen gebraut. Während meiner Schnarch - Exzesse knallte, blitzte und grollte es bereits heftig. Das Unheil kam erneut aus dem Südwesten und brach dann gegen 2.00 Uhr morgens über den Landkreis Freising herein. Der Himmel öffnete seine Schleusen, so dass Sturzbäche auf die Erde flossen. Binnen weniger Minuten stand das Regenwasser knöchelhoch auf der Straße und floss nur langsam ab. Die Kanalisation konnte die Fluten noch gerade so auffangen.
Leider hatten wir vergessen, das Kellerfenster zu schließen. Deshalb plätscherten einige Liter in den zur Werkstatt eingerichteten Rau und verteilten sich auf dem Fußboden, wo einige Utensilien lagen, die dort eigentlich nicht liegen sollten.
Am nächsten Morgen musste ich mich mit einem Feudel, einem Plasteeimer und einen Schrubber bewaffnen, um die Wasserlache zu beseitigen. Nach einigen Minuten hatte ich die Nase voll. Obwohl ich ständig den triefenden Feudel über den Eimer ausdrückte, konnte ich keinen Fortschritt bei meiner Fronarbeit erkennen. Ich warf die Brocken in die Ecke und riss das Kellerfenster weit auf. Fluchtend stieg ich die Treppen zur Küche hoch und trank einen weiteren Pott Kaffee, hörte die Frühnachrichten und las die neueste " SPIEGEL " - Ausgabe.
Bei dem Rundlauf um den Hollener See waren deutliche Spuren des gestrigen Gewitters zu erkennen. Die Regenwasserströme hatte tiefe Furchen in den Boden gefräst. Überall lagen abgebrochene Äste. Einen weiteren, jungen Baum hatte es auch erwischt. Beim Laufen erinnerte ich mich an einige Erlebnisse mit Gewittern.
Als in den späten 1970er Jahren ein Unwetter über den Wohnort meiner Eltern herein brach, flossen die Kellerräume binnen weniger Minuten mit einer braunen Brühe voll, die einen gelblichen Rand an den Wänden hinter ließ. Vom Südosten hatte sich ein heftiges Gewitter zusammen gebraut und entlud sich über dem, in einer Talsenke liegende Ort. Sturzbach artig flossen die Wassermassen die Straßen herunter und fluteten dabei einige Kellerräume. Die Eltern verweilten im sonnigen Süden und wurden erst nach ihrer Rückkehr von dem Malheur informiert.
Einige Jahre später braute sich ein weiteres Unwetter aus dem Südwesten kommend über den Ort zusammen. Dieses Mal schaffte die Kanalisation die Regenmengen nicht. Das Wasser drückte aus dem voll gelaufenen Schacht in die Abflussleitung zurück und flutete dadurch die Keller. Auch wenn kein großer Schaden entstand, so dauerte es Stunden, bis die Räume wieder trocken waren.
Wenige Jahre später liefen die Keller erneut voll. Meine Eltern hatten zwar mittlerweile die Gemeinde darüber informiert, doch die stellte sich stur. So ergriffen sie die Eigeninitiative. Über den Zulauf des Kanalschachtes legten sie - zwar nicht legal, aber dafür äußerst effektiv - eine schwere Eisenplatte. Das Regenwasser schoss seit dem über die Straße hinunter und drang seit her nicht mehr in die Kellerräume ein.
Unser morgendlicher Lauf war beendet. Ich schob mein Fahrrad aus der Garage und wollte einen Kurzeinkauf bei " Norma " erledigen. Vor dem Grundstück traf ich die Nachbarin. Sie erzählte mir, dass bei dem nächtlichen Gewittern die Dachgeschosswohnung des Juniors unter Wasser gesetzt worden war. Die Regenmassen drangen über eine undichte Stelle im Dach in die Wohnung des Sohnes ein und setzten diese Knöchel hoch unter Wasser. Boah, der Arme. Da ist mein Malheur, dass zudem nur auf Unachtsamkeit beruhte, wahrlich nur ein winziges Problem.
Ich fuhr zum Einkaufen. Nach meiner Rückkehr schnappte ich mir erneut den Wischeimer, den Feudel und den Schrubber und legte im Keller wieder los. Nach einer Viertelstunde hatte ich keine Lust mehr. Ich öffnete erneut das Kellerfenster und ließ die Sache auf sich beruhen. Doch am Nachmittag kam sogleich die Retourkutsche. Mein bessere Hälfte meckerte herum. Wie ich denn das Wasser im Keller aufgwischt hätte? Und, auch sonst, sei der Fußboden noch immer vollkommen nass. Fluchtend und gefrustet machte ich mich ein drittes Mal an die Arbeit.
Nach einer weiteren Viertelstunde hatte ich den Raum beinahe trocken gewischt. Endlich! Ich öffnete wiederum das Kellerfenster und ließ die immer noch schwüle Luft hinein. Irgendwie sah es erneut nach Regen aus. Tatsächlich es donnert wieder. Doch dieses Mal habe ich das geöffnete Kellerfenster ganz fest im Visier. Nix da, mit Wasser marsch. Mir reicht´s!
JANE - Water - Fire, Water, Earth & Air - 1976:
Kommentare