Noch einmal in den Norden?

Der Sommer schreitet voran. Die Tage werden, wenn auch nicht sofort sichtbar, wieder kürzer. Die Hauptferienzeit in vielen Ländern der Welt hat längst begonnen. Den - nicht nur - von " Corona " geplagten und vor allem durch staatliche Beschränkungen gestressten Menschen zieht es wieder hinaus. Eventuell in fremde Länder. Nach Übersee, in exotische Gefilde dieser Erde, um dort für kurze Zeit ein wenig Abwechselung zu erhalten. Eventuell sogar den eigenen " Akku " wieder aufzuladen, ehe der triste, der nicht selten unerfreuliche Alltag mit seinen Routineabläufen, ihn wieder einfängt. 

Weil die Welt - Seuche große Teile der Bevölkerung immer noch fest in dem Griff hat, weil damit auch geplante Reiseziele nicht zu erreichen sind, wird so mancher Reiselustige seinen Urlaubszeit verändert und das oder die Ziele entsprechend geändert haben. Dieses, obwohl eine Reihe von europäischen Staaten ihre so genannten Corona - Auflagen bei der Einreise erleichtert, wenn nicht gar aufgehoben haben. Hierzu zählt auch Norwegen. Jenes, eher dünn besiedelte Land, dass von der Seuche eher verschont blieb. Der Stand der " Corona " - Infektionen am 16. 07. 2021 um 20:54 Uhr ist dieser:


Norwegen
Fälle insgesamt
134.000
+156
Genesen
17.998
Todesfälle

+99

Zieht der Betrachter dabei die weltweit ermittelten, wenngleich nicht exakten, Zahlen heran, könnte das Urteil lauten: Glück gehabt!

Fälle insgesamt
189.000.000
Genesen
-
Todesfälle
4.070.000


Hier spielt natürlich auch eine gewichtige Rolle, dass das im Norden Europas liegende Land seine geographischen Vorteile bei der " Corona " - Bekämpfung einsetzen konnte. Norwegen ist nämlich nur über den Seeweg und über die Luft erreichbar. Wenn diese Zugangsmöglichkeiten restriktiv beschränkt und zudem kontrolliert werden, kommen Besucher oder Einreisende vom Festland nicht mehr hinein. Es sei denn, sie stammen aus Schweden, Finnland oder gar Russland.
Da las ich vor einigen Tagen im ARD - Teletext, dass Norwegen seine Einreisebeschränkungen größtenteils wieder aufgehoben hat. Damit wäre ein Norwegen - Urlaub, den nicht wenige Europäer, insbesondere Deutsche planen bzw. geplant haben, wieder möglich, sofern die verfügten Auflagen, wie " COVID " - Impfnachweis, Negativ - Test und die Einreise aus keinem Risiko - Land erfüllt sind.


Soweit diese Bedingungen vorliegen, darf der Reisende seinen Aufenthalt in dem skandinavischen Land fort setzen.

Als bekennender Norwegen - Freund verfolge ich seit sehr vielen Jahren die touristische Entwicklung mitsamt ihren vielen Veränderungen in dem Land. 
Diese sind seit meinem ersten Aufenthalt von vor 50 Jahren beinahe als revolutionär anzusehen. Das Land mit seiner umwerfenden Natur ist längst dem Massen -Tourismus verfallen. Der Fremdenverkehr zählt deshalb zu einer Hauptstütze der norwegischen Wirtschaft.
Und so erinnere ich mich noch gerne an die Ursprünglichkeit der dortigen Landschaften, die einst nur sehr bedingt als touristisch erschlossen galten.

Bereits 8 Jahre nach meiner ersten Norwegen - Reise waren diese Veränderungen überall sichtbar. An vielen Straßenabschnitten befanden sich Verkehrs - und Hinweisschilder, dass dort Bauarbeiten vorgenommen werden. Allerdings galt dieses nur für jene Gebiete bis zum Polarkreis. Danach wurden die die Strecken sichtbar schlechter. Das galt besonders für jene, die mich in Richtung des Nordkap führten.

Weitere 10 Jahre später waren auch diese Routen nahezu vorbildlich ausgebaut. Das flächenmäßig um 385.200 Km² messende Land mit seiner mehr als 5, 3 Millionen zählende Bevölkerung hat den Straßenbau längst forciert und jede Menge Geld in die Infrastruktur gesteckt.
Wer heutzutage dort anreist, um seinen Urlaub zu verbringen, muss keine Schlaglöcher mehr fürchten. Das Camping - und Beherbergungsangebot ist überwältigend. Wobei an jede Geldbeutelgröße gedacht ist.

Doch der extensiv betrieben Aus -und Aufbau des touristischen Angebots im Land, hat durchaus seine Schattenseiten. Mit der zunehmenden Kommerzialisierung der imposanten Natur und ihrer Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise der Geiranger Fjord, der Polarkreis, das Nordkap, muss sich das Land den damit verbundenen, vor allem verkehrstechnischen Gegebenheiten, anpassen. Und diese zeigen sich in Form einer Wechselwirkung zwischen Individual - und Massen - Tourismus. Je besser die Verkehrsanbindungen mitsamt den dazu gehörigen Straßen, desto größer wird die Besucherzahl.

Die wunderbaren Zeiten, in denen sich ein Norwegen - Reisender über nahezu unbefahrene Straßen erfreuen durfte, sind längst passe´. Wer heutzutage in den Norden, wenn nicht gar zum " Kap " fahren möchte, muss damit rechnen, dass ihm Seinesgleichen auch noch an den entlegenden Stellen die sehr schwach besiedelten Landes begegnen können. Richtig knackig voll kann es in den Sommermonaten von Anfang Juli bis Ende August werden. Dann ist nicht nur auf dem Festland die Hauptreisezeit angebrochen. Damit tummeln sich Zehntausende Touristen auf den gut ausgebauten und qualitativ ansprechenden Campingplätzen.

Aber auch im Juni sind viele Reisemobil - und Caravan - Freunde unterwegs. Ab Mitte des Monats treibt es diese in Richtung Nordland und Finnmark. Die Mehrzahl der Reisenden treibt es in jenen Tagen und Wochen in Richtung Nordkap. Der Grund dafür ist einleuchtend. Viele sehen es als erstrebenswert an, den Mittsommertag, an dem im Hohen Norden die Nacht zum Tag wird, am nördlichsten Punkt Europas zu verbringen.

Inspiriert von jenen Postkarten, Fotos aus Reisebüchern oder durch Filmberichte, hofft jene Karawane, die sich als so genannte Weiße Flotte über die nördlichen Land ergießt, eben solche Eindrücke direkt vor Ort miterleben zu können. Die Hoffnung stirbt auch in diesem Fall zuletzt, denn wer glaubt, am " Kap " würden just in jenen Wochen und Tagen derart ideale Wetterverhältnisse vorherrschen, die es dem Besucher erlauben müssten, das einmalige Schauspiel der nicht untergehen wollenden Sonne vor Augen zu bekommen, der irrt gewaltig. Das Wetter ist auch im Hohen Norden eher als Lotteriespiel zu nehmen. Zumeist ist der Himmel an jenen langen Sommertagen Wolken behangen. Es ist vielleicht sogar regnerisch. En unangenehmer Wind weht auf dem Plateau. Und dennoch stehen dort Hunderte Reisemobile aus ganz Europa. 
Deshalb sollte es einen Norwegen - Besucher nicht weiter verwundern, wenn ihm auch in den entlegensten Ecken des Nordens, dort, wo die finnische, die schwedische und nordöstlich betrachtet, die russische Grenze aufeinander treffen, Menschen und vor allem Reisemobile begegnen. Es sind andere Urlauber, die sich dort einfinden und auf den Campingplätzen treffen. Keine " All - inclusive " - Fetischisten, keine " Geiz - ist - geil " - Touristen und insbesondere keine " Party - Poppen - Proleten ", die mit ihren Sauf - und Müllorgien die Gegenden verschandeln.Und dennoch sind es Vertreter des gehobenen Massentourismus, die die nicht gerade kurze und unanstrengende Reise auf sich nehmen, um dabei zu sein, wenn " da oben " die Sonne nicht mehr untergeht und die Nacht zum ewigen Tag zu werden scheint.

Mit ihren um Teil hoch gerüsteten Fahrzeugen, deren Preis locker an die hohe fünf - bis untere sechsstellige Preismarke kratzt, kommen sie aus ihrer sonst gewohnten Umgebung heraus, um ein zivilisiertes, sogar genormtes Abenteuer zu suchen, fahren sie dann - in einem " normalen " Jahr - ab Mitte Juni über Schleswig - Holstein nach Schweden. 
Mittlerweile lassen sich die mehr als 3.600 Kilometer Entfernung ( von München ) angeblich in 40 Stunden zurück legen. Die Strecke führt hierbei über die benachbarten skandinavischen Länder Schweden sowie Finnland:
 
 
Wer also unbedingt bis zum 21. Juni am " Kap " sein möchte, kann die hier empfohlene Route wählen. 
Landschaftlich reizvoller und wesentlich interessanter als die öde Tour über die E 4 von Stockholm nach Lulea, Umea ( der Bottnische Meerbusen ) zur finnischen Grenze nach Haparanda und Inari ( E 8 sowie E 75 ) sowie der Route 92, Rv92, der E 6 und E 69, sind die Strecken innerhalb Norwegens. Es mag somit dahin gestellt bleiben, ob die - zeitlich günstigere - Route auf der E 4 entlang des Bottnischen Meerbusens nun vorteilhafter sein soll als jene, die durch Norwegen selbst führen kann. Denn in beiden Fällen wird dem Reisenden dringend empfohlen, ausreichend Zeit einzuplanen und sich an die landesüblichen Verkehrsbedingungen anzupassen. Wer hier meint, er könne die bekannten Maßstäbe anlegen, wird diesen Irrglauben alsbald deutlich in der eigenen Reisekasse spüren. Dann nämlich, wenn er von mindestens einem der Hunderten installierten oder mobilen " Blitzer " aufs Korn genommen wurde.

Die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen sind in allen skandinavischen Ländern saftig. Da werden schnell einige Hundert Kronen oder in Finnland Euro fällig.



 

Da das landesweite Radarfallen - Netz eng gesponnen wurde, um den Festlandsrasern gleich mal zu zeigen, dass dieser nicht mehr Zuhause ist, muss jedem Norwegen - Besucher dringend empfohlen werden, das Fußspiel mit dem Gaspedal nicht zu übertreiben, auch wenn der vor ihm eingehängte Motor des mobilen Eigenheim - Chassis ordentliche Pferdestärken aufweist. Wer hier die Urlaubskasse zu arg strapaziert, dürfte es bis zum " Kap " nicht mehr schaffen. Denn auf dem weiten Weg dahin warten noch andere Kostenfallen, wie Straßen - und Tunnel - sowie Brückenmaut; ferner sind mindestens zwei Fähren zu bezahlen.

Es hat sich viel, nein, sehr viel verändert, seit jenen Juni - Julitagen 1988, als ich meine letzte Norwegentour startete. Anhand der unendlichen Informationsmöglichkeiten, die das Internet bietet, habe ich in den letzten Jahren - eher sporadisch - mich über Norwegen weiterhin kundig gemacht. Dabei bin ich auf ein interessantes Buch der Autorin und Skandinavien - Kennerin Marita Gutzeit gestoßen. Dieses trägt den Titel " Noch einmal in den Norden: Natur und Reiseerlebnisse einer Skandinavienfahrt " 

Die Autorin wagte 2009 zusammen mit ihrem Mann in ihrem VW LT 28 eine längere Nordlandtour. Ihre Erlebnisse gibt sie in diesem Buch wieder. Nun, hiervon kann der Interessierte mittlerweile eine Unzahl ähnlicher Druckwerke erstehen. Der Norden Europas ist längst kein Geheimtipp für eine Landschafts - und Naturfreunde oder - so wie es beispielsweise in den 70er Jahren nicht selten der Fall war - für einige Abenteurer, Ausgeflippte oder Konsum - Verweigerer. Wer heutzutage eine Nordlandreise auf seiner Urlaubsagenda stehen hat, sollte sich darüber im klaren sein, dass diese dennoch durch geplant werden muss. Wer zudem hofft, dass diese Art seinen Urlaub zu verbringen kostengünstiger sei, irrt sich gewaltig. Eine Norwegen - und / oder Nordlandreise ist nicht gerade billig. Die Fahrtkosten bis zum ersehnten Ziel 


Nun, Urlaub gibt es nirgendwo zum Nulltarif - selbst auf Balkonien nicht. 

Also: Wer noch einen Nordlandtrip plant, wird zudem die wunderbare Erfahrung machen können, dass er wegen der Welt - Seuche " Corona " beinahe leere Straßen, nur schwach besuchte Campingplätze und kaum Menschen vor findet. Eine wahre Erholung für den Stadt - Gestressten. Nur die nie untergehende wird es in diesem Jahr nicht mehr geben und später als Mitte August sollte die Reise eher nicht angetreten werden, denn ab September kann es im Hohen Norden örtlich schon mal Bodenfrost geben.
Und: Bei der Rückfahrt über die E gelangt der Besucher irgendwann an den Polarkreis und dort in die finnischen Stadt Rovaniemi. Hier befindet sich das " Weihnachtsmanndorf ". Es ist 365 Tage lang geöffnet. Neben Nippes, Kitsch und Santa - Konsum lassen sich dort auch gute landeseigene Kochkünste genießen.



Noch einmal in den Norden? Ja, vielleicht! Aber, lieber ohne " Corona " - Schutzmaske usw.




THE SPACELORDS  -  Space Caravan  -  Dimension 7   -  2011:









      

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