In die glodernde Flut

Der Sommer schreitet voran. Die Tage werden längst wieder kürzer. Auch wenn dieses nicht sofort sichtbar wird. Inzwischen sind die Tage ab dem heutig 11. Juli um mehr als 20 Minuten kürzer. Das war im letzten , dem ersten " Corona " - Jahr der Fall, das war 10 Jahre vorher auch so und ebenso vor 50 Jahren. Die Sommer kamen, brachten zum Teil viel Sonnenschein mit sich oder waren auch - nicht selten - verregnet. Doch dieser Sommer 2021 ist kein gewöhnlicher. Wenn wir uns die vielen Wetter - Kapriolen etwas genauer ansehen, wird klar, dass sie etwas mit dem Klimawandel zu tun haben müssen.

In Skandinavien vermeldeten die Messstationen ungewöhnlich hohe Temperaturen; ebenso in Kanada, auch in Teilen Nordamerikas, in Russland. Der Mitteleuropäer blieb hingehen von Extremwerten weitesgehend verschont. Allenfalls zu Beginn des letzten Monats gab es wahrhaftig sommerliches Wetter mit über 30 Grad und mehr. dann war plötzlich Schluss.

Für uns als Hobby - Läufer macht es doch einen Unterschied aus, ob wir mit konstanten Wetter oder mit diesem ständigen Wechsel rechnen können. Bei Regen - so wie er gerade wieder eingetroffen ist - treibt es uns nicht zum Laufen nach draußen. Da wird der Zeitplan einfach verschoben und versucht, den folgenden Tag zu nutzen. Laufen im Regen mit durchnässten Klamotten kommt für mich nicht in Betracht.

Meine bessere Hälfte sieht und handhabt dieses etwas pragmatischer. Sobald es das Wetter zulässt, zieht es sie nach zirka der Hälfte der Laufstrecke in den Hollener See. Der hat inzwischen durchaus angenehme Wassertemperaturen, so um die 17 bis 18 Grad. Wenn es sehr warm und sonnig sowie windstill war, stiegen diese fast auf 20 Grad. 

Während ich am Ufer vor der dortigen Rettungsstation warte, entledigt sich meine bessere Hälfte ihrer überflüssigen Bekleidung sowie der Schuhe. Dann schwimmt sie bis zum Ufer der etwa 300 Meter gegenüberliegenden " Vogelinsel ", deren Betreten jetzt während der Brutzeit nicht erlaubt ist. Nach einer eleganten Wende schwimmt sie wieder zurück. Der Spaß dauert so zirka 20 Minuten, in denen ich mich ausruhen darf. 

Einige Minuten bevor sie ihre Schwimmstrecke antritt, stelle ich beim Laufen die wiederkehrende Frage: " Gehst Du ins Wasser? ". Die Antwort ist immer die gleiche: " Ja, aber freilich! ". Gestern lautete diese jedoch: " In die gloderne Flut! " Wir wussten natürlich sofort, was damit gemeint war. Sie bezog sich auf die Stammelei des einstigen CSU - Ministerpräsidenten Edmund " Eddi " Stoiber, der bekanntlich kein rhetorischer Überflieger war. Aber auch sonst war " Stotter - Eddi " - vom Beruf her, ein Volljurist - von einem eher schlichteren Gemüt.

Während ich am Rand des Baggersees stand, kamen mir einige Erinnerungen an jene Zeit, in der dieser bajuwarische Pausenclown sich als Kanzlerkandidat versuchte. Es begab sich just in den Anfangsjahren nach dem Millennium. Der amtierende Kanzel Gerhard Schröder von der SPD ließ den Sozialstaat umbauen. Diese so genannten Reformen in Gestalt der HARTZ - Gesetze waren nicht nur sehr umstritten, sondern zerstörten die Partei. Diese atomisierte sich später selbst. Just in jenen Jahren kam scharfer Rückenwind aus Bayern. Die CSU wollte einen der Ihrigen an die Macht hieven.

Ein mutiges Abenteuer, denn bereit 1980 flog der Edel - Rechte FJS mit einem solchen Plan krachend auf sein Schandmaul. Strauß verlor klar gegen Schmidt und damit die CDU / CSU einen ihrer prominentesten Politiker, denn FJS zog sich schmollend nach Bayern zurück.

Das musste auch " Stotter - Eddi ", denn dieser unterlag in der Bundestagswahl 2002, in der er dem amtierenden SPD - Kanzler Schröder nur knapp unterlag. Wäre die angebliche " Jahrhundertflut " vom August 2002 nicht dem bereits auf der Verliererstraße gehen Schröder zu gute gekommen, der Kanzler hätte damals Edmund Stoiber gehießen. So ging Kanzler Schröder in die von dem Wassermassen zerstörten ostdeutschen gebiete, versprach dort sofortige finanzielle Hilfe und wurde zum Dank dafür wieder gewählt.

" Stotter Eddi " indes zögerte zu lange, verhaspelte sich dabei in Einzelaktionen und versuchte mit seinem kreierten Begriff eines " Kompetenz - Teams " dem " Macher " Schröder den Rang abzulaufen. Während dieser in den Schlammflächen der Elbe, Weißeritz und Mulde herum turnte, sich dabei von der Medienmeute demonstrativ filmen und fotografieren ließ, stammelte Stoiber daheim im Dunstkreis des " Transrapid " - Debakel etwas von der " gloderne Lut, der flodernden Glut, glodernde Flut, meine Damen und Herren! "




Dem Himmel und dem " Grüß - August " da oben sei gedankt, dass uns dieser Kasper erspart blieb. 

Meine bessere Hälfte schwomm zurück. Bei ihrer Ankunft stellte ich süffisant fest: Willst Du der flodernenen Flut, der glodernden Glut oder, wie das sonst so heißt, Genossin, wieder entkommen? " Wir lachten laut. " Dieser Blödflansch, der Stoiber, der Eddi, der " Stotter - Stoiber ", wenn der Kanzler geworden wäre? ", sagte. Ich vermute, wir wären jetzt nicht in Bayern.

Nach einigen Minuten setzten wir unser Lauf fort. Es waren nur noch 19 Minuten bis ins traute Heim. Wir waren der gloderden Flut oder so, erneut entkommen. Dem " Eddi " sei gedankt.


FRIEDHOF  -  Clear Blue Sky  -  1971:





    




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