Ooooh! Ist das teuer!
Vorgestern Nachmittag fuhr bei unseren Nachbarn der " REWE " - Lieferdienst vor. Der Fahrer brachte eine Kiste mit Lebensmitteln an die Haustür. Deren Inhalt erschien mir eher als überschaubar. Okay, das dort wohnende Ehepaar ist etwa 11 bzw. 15 Jahre älter als wir. Die Essgewohnheiten sind dann schon andere, doch es könnte auch mit den ständig steigenden Lebensmittelpreisen zu tun haben, dass deren Einkauf nicht gerade üppig ausfiel.
Als wir am Donnerstag unseren Wochenbesuch beim " PENNY " starteten, schaute ich mir einen Teil des nahezu gleichförmigen Sortiments etwas genauer an. Neben dem fehlenden Ölsorten, dem überschaubaren und zumeist nicht vorhandenen Mehlarten, die mir sofort auffielen, richtete sich mein Hauptaugenmerk auf die Preisgestaltung des Warenangebots. Ja, die Preise hatten sich im Vergleich zu vor einem Jahr schon verändert. Viele Nahrungsmittel, wie " Frischmilch ", Käse, Butter, Margarine, Kakao, Haferflocken, Brot, sind erkennbar gestiegen.
Andrerseits gibt es noch die üblichen " Sonderangebote " mit denen sich - angeblich - sparen lässt. Wer die Möglichkeit hat, diese zu nutzen, könnte immer noch relativ billige Lebensmittel kaufen. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern oder auf Europa insgesamt bezogen, hat Deutschland immer noch sehr günstige Lebensmittelpreise.
Das gilt nicht für die so genannten Verbrauchs - und Energiekosten. Da hier der Staat in Form von Steuern und Abgaben ordentlich zulangt, zählen die hiesigen Preise zu den höheren auf dem Kontinent. Daran wird sich vorerst nichts ändern. Im Gegenteil: Weil die jetzige Regierung allerlei Aktivitäten aufzeigt, um sich von " Gas - Putin " abzukoppeln, dürften die Verbraucherpreise weiterhin in die Höhe schnellen. Und nicht nur dieses. Das über viele - nein, viel zu viele - Jahre hingenommene ausschweifige Warensortiment wird schrumpfen. Weil nicht wenige Anbieter sich vom heiß umkämpften Markt verabschieden müssen. Wenn sich die Herstellung von Waren / Artikeln nicht " mehr rechnet ", will heißen: Der Produzent zahlt am Ende drauf, räumt er mehr oder minder freiwillig das Terrain.
Zurück bleiben dann halb leere bis vollkommen unbelegte Regale, Kisten, Kästen oder sonst etwas, was dem Verkauf dient. Statt 100 Käsesorten, die nahezu identisch aussehen, sich allerdings qua kreativer Namensgebung und geschickter Verschleierungstaktiken zu der Frage, wieviel chemische Substanzen sowie Zucker der Artikel enthält, voneinander zu unterscheiden versuchen und zudem dem Konsumenten via " Greenwashing " einen ökologischen Anstrich suggerieren sollen, bleiben vielleicht noch ein Drittel oder etwas mehr übrig.
Na, und?
Während ich kürzlich in dem eher übersichtlichen Warenangebot der nahe gelegenen " Norma " - Filiale umher fuhr, schoss mir der Gedanke durch den mit sehr ergrauten Haaren belegten Kopf, dass es hier an einem Tag kurz nach Monatsanfang sowie um etwa 9.00 Uhr morgens eigentlich voller sein müsste. Gleiche Erkenntnisse erlangte ich bei eben jenem Wocheneinkauf im " PENNY " oder am Sonntagmorgen gegen 9.30 Uhr beim " Ihle " - Bäcker im hiesigen Einkaufsgebäude.
Haben die Leute schon am Ersten kein Geld mehr?
Es könnte aber auch daran liegen, dass die Teuerungsrate mit durchschnittlich 7,5 % einer bestimmten Kundengruppe die Lust zum Einkaufen und Konsumieren genommen hat. Wer über ein Nettoeinkommen von unter 2.500 € im Monat liegt, soll ja angeblich bereits zu jener Bevölkerungsgruppe zählen, die akut von Armut oder dauerhaften finanziellen Schwierigkeiten betroffen sein wird. Wie vieles im Leben, sind derartige Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Denn sie geben allenfalls bestimmte Wohnverhältnisse und das Konsumverhalten in Form eines statistisch erfassten Warenkorbs an.
Wer viel Alkohol trinkt, dazu noch Raucher ist, gerne Fertiggerichte zu sich nimmt oder zudem viel Auto fährt, gerne verreist usw., wird am Ende mit zirka 2.500 € je Monat diese Ausgaben nicht abdecken können. Ist ein solcher Konsument damit als verarmt oder als armutsgefährdet anzusehen?
Vielleicht zeigen die jetzigen Preisschübe, die Teuerungsraten und die tatsächliche Verringerung des Warenangebots, dass wir alle schon viel zu lange auf hohem Niveau von zu großen und vollen Tellern gegessen haben? Findige Statistiker wollen festgestellt haben, dass jeder Einwohnern dieses Landes pro Jahr zirka 75 Kilogramm Lebensmittel entsorgt, womit ungefähr 12 Millionen Tonnen je Jahr vernichtet. Der damit " verbrannte " Geldwert lässt sich nur schätzen. 12.000.000 Tonnen sind bekanntlich 12.000.000.000 = 12 Milliarden Kilogramm x geschätztem Wert von 5 € = 60 Milliarden Euro je Jahr, die einfach vernichtet werden. Mindestens?
Kürzlich stand ich an der Kasse des hiesigen " Norma " - Supermarktes. Nach einer längeren Flaute bot dieser wieder Mehl an. Nicht ein halbes Dutzend verschiedener Sorten, nein, eine Sorte eines einzigen Herstellers. Das Kilogramm war mit " nur " 0,49 Euro ausgepreist. Billig? Ja, aber es war eben kein sehr hochwertiges Produkt. Kein Dinkelmehr, dass ich kürzlich für 2,18 € / Kg im " REWE " - Markt gekauft hatte. Aber, es war wieder Mehl zu haben. Das schien sich bei einigen Kunden herum gesprochen zu haben. Denn eben dieses Mehl lag dort im Einkaufswagen.
Doch nicht nur ein Paket. Eine hamsternde Dame vor mir hatte gleich 8 Tüten in ihren Wagen bugsiert. Und die musste sie, wie ich danach beobachten konnte, in ihrem eigens dafür mit genommen, großen Rucksack nach Hause wuchten. So sah ich, wie sie sich mit der schweren Fuhre auf ihrem, bereits in die Jahre gekommenen Drahtesel von dannen machte. So en Schwachsinn, dachte ich bei mir. Wenn das zu viele Kunden machen, gibt es bald wieder kein Mehl, so wie Öl und Toilettenpapier, Küchenrollen, " Tempo " - Taschentücher. Eine Katastrophe? Nein, aber dafür werden auch diese Artikel teuer.
In den 1950ern, zur piefig - miefigen Zeit des westdeutschen Wirtschaftswunder propagierte der nicht nur durch Leibesfülle, auch sonst , medial dauerpräsente Grüß - August aus Bonn, der CDU - Kanzler Ludwig Erhard, mit mahnenden Worten, das " Maß halten "; in der auf Konsum und stetigem Wachstum getrimmten Gesellschaft kursierte das Kürzel " FdH " ( Friss die Hälfte ) und der mit einem Fettring behaftete BRDler zeigte seinen verarmten europäischen Nachbarn den Nachkriegswohlstand. 20 Jahre danach gab es die so genannte Ölkrise, gefolgt von der Massenarbeitslosigkeit in den 1980ern, den Finanzkrisen in den Nullerjahren. All dieses fällt wieder den Mahnern und Kritikern der Konsumgesellschaften in Mitteleuropa wieder ein, wenn es darum geht, die aktuelle Krise zu oder erklären zu versuchen.
Dabei geht Kapitalismus ganz einfach: Auf dem ( Welt ) Markt tummeln sich viele hungrige Fische. Dabei fressen die Großen die Kleinen, die Starken die Schwachen und die Schnellen verdrängen die Langsamen. Wenn jetzt eine Vielzahl von Herstellern und Anbietern vom Markt gehen, ist dieses nicht mehr oder weniger ein Reinigungsprozess. Davon wird es weiterhin eine unbekannte Anzahl geben. Und die bestimmen die Preise. Oooooh! Ist das teuer!
PAPIR - III. IIII - Papir III - 2013:
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