Der Zwergenaufstand der Milchreisbubis


 


Es begab sich im Sommer des Jahres 1969 als ein älterer Herr mit Namen Kurt Georg Kiesinger, geboren 1904, seines Zeichens amtierender Bundeskanzler, Mitglied der CDU, Ex - Mitglied der NSDAP, aktiver Leugner der deutschen Kriegsverbrechen  ( https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Georg_Kiesinger ) vor einer überschaubaren Menschenmenge in der Residenzstadt Bückeburg zu einem Rednerpult schreitet, um den Wartenden seine Sicht der Dinge, die die westdeutsche Gesellschaft bewegen, zu erläutern. Eingefunden hatte sich neben den CDU - Claqueuren auch ein Häuflein Bürgersöhne, die einst versuchten am örtlichen Gymnasium " Adolfinum " das Abitur zu erlangen. Die ließen einige selbst gefertigte Pappen mit Unmut Äußerungen zu der Politik des Kanzlers und den Seinen im fernen Bonn sichtbar werden und begleiteten diese Aktion mit lauten Buhrufen. 

Der blass - blonde Kiesinger mit NS - Vergangenheit ließ es sich nehmen und qualifizierte die Störer mit " Jetzt melden sich die Milch - Bubis " ab. Die ihm wohl gesonnene Meute johlte. Während die Provinzpostille " Schaumburger Nachrichten " jenes Ereignis zum Aufmacher der nächsten Ausgabe auserkor, blieb dieses nicht einmal eine Marginalie im weiteren politischen Werdegang des einst braunen Baden - Württembergers, der wenige Wochen später dem von den Postfaschisten in seiner Partei und dem dort hervor gegangenen NPD - Ableger best gehassten Willy Brandt den Vortritt lassen musste. Kiesinger verschwand in der Versenkung, Willy Brandt wurde vom MSF der DDR ein Spion ins Nest gelegt, doch seine so genannte Politik des " Wandel durch Annäherung " führte 20 Jahre später zur deutschen Wiedervereinigung.

Weitere 56 Jahre später, ist von dieser Politik nichts geblieben. Die Kriege toben immer noch auf dieser Welt, die allerdings hat sich radikal verändert. Ökonomisch ist sie zwar zusammengewachsen, doch statt zwei bzw. drei unversöhnlich gegenüber stehender Blöcke, halten Despoten vom Schlage Putins, Xi Jinping, Trump, Orban, Lukaschenko, Netanjahu sowie eine Vielzahl religiöser Fanatiker usw. die übrige Welt in Atem. 

Open end!

Auch im wiedervereinigten Deutschland ist die politische Lage nicht gerade einfacher geworden. Partikularinteressen breiten sich neben rechtsradikalen Einstellungen und sonstigen Geisteskrankheiten aus. Jeder gegen Jeden und die feindliche Umwelt gegen Alle. In dieser Melange gedeihen Gedanken und Forderungen, die in dümmlicher Form artikuliert werden. Hierunter fällt die wiederkehrende Forderung nach einer Reformierung des Rentensystems, ohne dabei konkrete Vorschläge zu unterbreiten.  Diese ist  aktuell in Gestalt der Kritik einiger CDU - Abgeordneter nach dem Grundsatz des Anbietens von alten Wein in neuen Schläuchen wiederholt worden. Die aufmüpfigen Jungunionisten spielen dabei mit dem Gedanken, eine entsprechende Gesetzesvorlage der Regierung scheitern lassen zu wollen. Die als " Junge Gruppe " sich quer stellenden drei Damen und 15 Herren, erkennen in dem erarbeiteten Entwurf eine zu große Benachteiligung sowie finanzielle Belastung der künftigen Generationen.

Die von einigen Medienteilen als " junge Wilde " bezeichnete Truppe um den gewählten Vorsitzenden Pascal Redding lehnt das von der SPD - Ministerin Bärbel Bas eingebrachte Gesetzespaket ab, ohne indes eigene Vorschläge zu unterbreiten. So entsteht eine weitere Opposition außerhalb der bereits im Bundestag vorhandenen. Jetzt hat Fritze Merz ( inzwischen zarte 70 Lenze alt ) ein weiteres Problem, denn er benötigt die 18 Stimmen der Redding´schen Gruppe, weil sonst die Abstimmungsmehrheit nicht mehr vorhanden ist. Ein Dilemma, welches im Falle des absehbaren Scheiterns bei der demnächst anstehenden Abstimmung, einen weiteren Koalitionsstreit hervor bringen wird.

Zumal auch der CDU - Fraktionsvorsitzende Spahn bereits eindrucksvoll gezeigt hat, dass er seine Schwarzen im Bundestag nicht im Griff hat. Spahn versucht sich stattdessen als markiger Sprücheklopfer, der sich dabei nicht zu schade ist, das braune Repertoire auszuschöpfen. Getrieben von den Rechtsradikalen im Bundestag gibt die CDU / CSU - Garde rund um Merz, Söder, Spahn ein klägliches Bild ab, wenn es darum geht, die großmäulig angekündigten Reformen auch nur ansatzweise in Angriff zu nehmen. Die Realität hat sie allesamt wieder eingeholt und zeigt ihnen, dass der Gegner nicht nur in der Opposition sitzt, sondern - das ist in dieser Form neu - selbst in den eigenen Reihen.

Seit heute hocken die Jungunionisten in Rust, einem Örtchen in Baden - Württemberg. Dort befindet sich der sehr bekannte Vergnügungspark und wartet mit vielen Attraktionen auf das sich millionenfach einfindende Publikum. An manchen Bespassungseinrichtungen müssen Interessierte stundenlang warten, um für ein paar Minuten Abwechselung von dem Alltagstrott erhalten zu können. Die " Junge Gruppe " um Redding, Amthor und Freunde moniert, dass das aktuell vorgelegte Rentenkonzept angeblich unkalkulierbare und mutmaßlich zu hohe Folgekosten für ihre Generation und die der folgenden mit sich brächte. Eigene Vorschläge, wie dieses in dem nächsten Jahren verhindert werden könnte haben die wild gewordenen " Jungen " nicht erarbeitet.

Mit Arbeit ist das auch so eine Sache bei dieser " Motzer " - Truppe. Arbeit zeigt nämlich manchmal, dass das Leben keine Wohlfühl - Einrichtung a´la Freizeitpark Rust ist. Selbst Parlamentsarbeit zählt dazu. Merz als Kanzler konnte den Zwergen in der eigenen Partei nicht viel anbieten, um sie bei der Kandare zu halten. Die lukrativen Posten sind allesamt besetzt. Von solchen Lachnummern wie Spahn, Reiche, Bär etc. Die werden ihren Posten nicht sofort aufgeben, nur weil einige aus den eigenen Reihen keine Fraktionsdisziplin halten möchten.      

Kein eigenes, alternatives Konzept zu der durchaus kniffligen Frage, wie gestalten wir das Rentensystem so um, dass ein befürchteter Kollaps nicht eintritt, bedeutet aber auch, dass jene Damen und Herren außer dem Attribut jung zu sein, nichts auf der Pfanne haben, was nach geleisteter Parlamentsarbeit aussehen würde. Wie wäre es mit dem Vorschlag, auf die über eine Millionen Beamte in das Rentensystem einzuflechten? Oder von den vielen Börsenspekulanten eine Umlage abzuziehen, die in einen Finanzierungstopf für künftige Defizite bei den Rentenkassen einfließt? 

Wenn Merz seinen jungen Mannen nicht zum Umdenken bringt, wird seine Kanzlerschaft auch zukünftig von einem Streit zum nächsten weiter geführt werden. Ein Koalitionsbruch wäre dann irgendwann die Konsequenz. Arme CDU / CSU?

Wie formulierte es einst der Ex - Nazi Kiesinger? 

" Die Milchbubis melden sich "? Besser noch: Die feisten Milchreisbubis von Müller Spahn melden sich! 

  



   

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