Tatort aus Berlin: Es war nicht Erika Mustermann
Der Sonntagabend ist traditionell im ersten Fernsehprogramm dem Tatortort vorbehalten. Hier darf der Fernsehzuschauer seit mehr als 55 Jahre sich in die Arbeit der Kriminalpolizei hineinversetzen. Wenngleich die Folgen die Lebensrealität verschwommen oder sogar reißerisch aufbereitet, dann eher verzerrt wiedergeben. Was sich da vor den Augen der Zuschauer abspielt, hat zwar durchaus einen gesellschaftskritischen Anstrich, dennoch dürfte der Fantasie der vielen gut bezahlten Drehbuchautoren kaum mehr Grenzen gesetzt sein. Weil ab 1970 beinahe alle Klischees bedient wurden und damit das Reservoir an Themen rund um die deviante Formen des Miteinanderumgehens längst erschöpft ist, fällt es schwer, die Daseinsberechtigung dieser Fernsehserie irgendwie zu erkennen.
Der erste Novembersonntag brachte dem Zuschauer eine Folge aus Berlin Hier ermittelt das Duo Bonard ( Corinna Harfouch ) und Karow ( Mark Waschke ) im Fahrrad - Lieferdienst - Milieu. Ein solcher Radler, der für einen Fastfood - Bringdienst tätig war, wird vo einem PKW angefahren und dabei tödlich verletzt. Soweit, so alltäglich.
Was dann aus dem Hut des Drehbuchschreibers gezaubert wird, dürfte als Melange zwischen legaler Sklavenarbeit, Lohndrückerei und mafiosen Strukturen zu suchen sein. Okay, dass die Bundesdruckerei als Hochsicherheitstrakt ausgebaut ist, dürfte dem Außenstehenden nicht verwundern. Dass es dort gleich mehrere Schwachpunkte gibt, kann dieser allerdings eher nicht für bare Münze nehmen.
Diese sowie das Zusammenspiel zwischen Passfälschern, deren Motivation hierfür nebst den Zusammenhang mit dem toten Fahrradfahrer zu erkennen, wird zur Aufgabe des Ermittlerduos. Das bemüht sich redlich, bekommt dabei zunächst mehr Fragen als Antworten krdenzt und wird schlussendlich fündig.
Der Unfall war keiner, sondern Mord. Die kriminellen Protagonisten sind nur für einen humanitären Zweck, nämlich verfolgte Umweltaktivisten außer Landes zu bringen, tätig und der südamerikanische Unrechtsstaat Venezuela wird dabei als solcher entlarvt.
Dabei mäandert der Krimi friedlich vor sich hin, ehe die immer erfolgreichen Kämpfer für Recht und Ordnung, dann doch dem Glotzer Licht ins Dunkel bringen dürfen.
Der " SPIEGEL " - Rezensent Christian Buß bilanziert deshalb:
" Am Ende, wo es um südamerikanische Syndikate und Regenwaldaktivisten geht, überdreht das Drehbuch ein wenig. Aber als Aufstand geschundener Strampelsklaven entfaltet der Krimi einen rauen, sympathischen Charme. "
und bewertet diese Folge so:
" 7 von 10 Punkten. Uber-frisst und Lieferschando lassen grüßen: kleiner, dreckiger Krimi aus der Welt der Food-Schleudern. "
- Zitatende - aus: a.a.O.
Erika Mustermann hat dafür Muster bereit stehen. Das " Erste " dann wohl auch nicht. Doch dieser " Tatort " ist alle Male realitätsnäher als das dümmliche Gequassel aus Münster.
BIGELF - Bitter End - Money Machine - 2000:
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