Die unendliche Geschichte der schwarz-gelben Fankultur.

                                                                                                (c) Rainer Mittelstädt-WIKIPEDIA

Auch wenn es den einen oder anderen Leser hier anöden könnte: Nochmals Fußball!

Der Kollege Octapolis hat es hier schon in seinem Kommentar erwähnt: Der heimische Fußballverein, die SG Dynamo Dresden, ist durch das erstinstanzliche Urteil des DFB-Sportgerichts für die Spielzeit 2011/2012 von der Teilnahme am DFB-Vereinspokal ausgeschlossen worden. Der Fußballbund hat damit die Konsequenzen aus den Ausschreitung vor, während und nach dem Pokalspiel gegen Borussia Dortmund gezogen.

Leider ist der heimische Verein seit vielen Jahren wegen der permanenten Krawallszenen rund um diverse Pflichtspiele kein unbeschriebenes Blatt. Nach DFB-Angaben hagelte es in mehr als zwei Dutzend gemeldeten Fällen von Randale unterschiedliche Strafen durch den Verband. Wiederholungen konnten dadurch jedoch nicht verhindert werden. Die so genannten " Ultras", also jene Berufsrandalierer haben dem Verein damit nicht nur einen immensen finanziellen Schaden erbracht, sondern auch das Image der SGD ist ramponiert, seit es in schöner Regelmäßigkeit durch diese "Fans" zu massiven Straftaten kommt.

Und das liest sich dann so:

a) "Dynamo-Fans randalieren in Dortmund " - 26.10.2011
http://sport.t-online.de/dynamo-fans-randalieren-in-dortmund/id_50932648/index

b) " Osnabrück: Dynamo-Dresden-Fans randalieren nach Aufstieg. " - 25.05.2011
http://www.tz-online.de/sport/fussball/dynamo-fans-randalieren-nach-aufstieg-1258091.html

c) "Dresden:  Randale beim Spiel Dynamo Dresden - Lok Leipzig " - 26.10.2007
http://www.youtube.com/watch?v=lJUWXEoiICI&feature=related

Wer sich die Mühe macht und beispielsweise bei " YouTube " herum sucht, erhält aber neben den " Dynamo " - Chaoten - Filmen, auch solche, die mit diesem Verein eben nichts zu tun haben.
So zum Beispiel über Krawallbrüder aus Rostock, aus Hamburg ( HSV und St. Pauli  ) oder die Jagdszenen aus der Provinz in Brandis, als ein rechtsradikaler Mob die Fans des Vereins " Roter Stern Leipzig " attackierte und drei von ihnen schwer verletzte.Diese Straftaten spielten sich in der 8. (! ) Liga ab.

http://www.youtube.com/watch?v=C74q1DW9SFA&feature=related

Zwar sind eben jene benannten Ereignisse nicht gerade symptomatisch für die Fan-Kultur, dennoch kann ich als Beobachter der Fußballereignisse seit Mitte der 60er Jahre nicht unbedingt behaupten, dass es solche Ausschreitungen bereits früher gegeben hat.
Was zutrifft, ist die Tatsache, wonach es Krawalle mit Toten und Schwerverletzten auf dem internationalen Parkett bereits in den 80er Jahren gegeben hat.
Das Drama mit Brüsseler "Heyssel"-Stadion ist dafür nur ein einziges Beispiel.

Gewalttätige Radaubrüder, denen es per se nur um Zerstörung und Frustabbau geht, gab es sicherlich schon immer. Jedoch hat die Intensität und die Häufigkeit solcher Ausschreitungen zugenommen. Das liegt auch daran, dass der Fußballanhänger oder der selbst ernannte " Hooligan " heute mobil ist und sich mit sämtlichen Kommunikationstechniken ausgestattet zeigt. Da sind einige 100 Kilometer Anreise zu einem Auswärtsspiel kein Hindernis, da sind Einlasskontrollen kein Problem und auch das Geld scheint offensichtlich keine tragende Rolle zu spielen.
Für den eigenen Verein werden da schon mal einige hundert Euro am Wochenende auf den berühmten Kopf gekloppt.

Auch so mancher Anhänger des Gegners bekommt das dann zu spüren. Gewalttätige Horden beginnen bereits in den Zügen - nach dem Genuss von Alkohol - ihre überschüssige Kraft abzulassen. So mancher "Sonderzug" sieht danach wie nach einer Schlacht aus. Voll mit Urin, Bier und Müll müssen die Wagons anschließend grundüberholt werden. Der Weg zum Stadion des Gegners wird von vielen Polizisten begleitet, die sich als bestens ausgerüstet geben, um den Krawallos die Stirn bieten zu können. Im Stadion angekommen, werden die Massen gründlich gefilzt. Dennoch gelingt es einigen, diverse Leuchtkörper, Wurfgeschosse oder Spruchbänder mitzunehmen, um die gegnerischen Anhänger damit zu provozieren.

Es herrscht Bürgerkrieg: Vor, während und nach einem Fußballspiel! Nicht immer, aber immer öfter. Und dieses nicht nur in Dresden, wo die SGD-Krawallos herrschen, sondern überall in der Republik, in Europa und anderen Ländern dieser Welt.
Nach einem Fußball-Länderspiel in Südamerika hat es sogar einen Krieg zwischen den beteiligten Ländern gegeben. Zwischen den Anhängern der Weltklassevereinen von Real Madrid und dem CF Barcelona herrscht seit Jahrzehnten eine "Todfeindschaft" ( allerdings gab es hier seit langer Zeit keine Toten mehr ) und auch in der Provinz mögen sich Getreue von unterschiedlichen Vereinen aus Tradition nicht.
Ob nun in Berlin, Hamburg, Rostock oder Dresden: Der Fußball hat auch hier seine Schattenseiten!

Wenn der DFB nun an Dynamo Dresden ein Exempel statuieren möchte, so trifft es - historisch betrachtet - den falschen Verein. Die SGD-Anhänger sind insgesamt besehen nicht "krawalliger " als jene " Ultras " des FCB, von Hansa Rostock oder dem BFC. Sie stellen sich - leider - nur anders dar.
Wer seinen männlichen Stolz auf Zugehörigkeit der Randalegruppen eines Vereins auf noch dumm-dreist in die Medienöffentlichkeit hinein posaunt, der muss sich nicht wundern, dass er eine satte Strafe dafür kassiert.
Die Vereinsführung hätte insgesamt offensiver an diese Problem-Anhänger heran treten müssen. Statt abzuwiegeln und abzuwarten, wie das Kaninchen auf die Schlange schaut, wäre ein klarer Kurs zu diesen vermeintlichen Fans angesagt gewesen.

Nun hat der DFB reagiert und ein Machtwort gesprochen. Dieses Urteil zu kippen, wird nicht nur schwer sondern es bedarf auch einer gewissen Überzeugungskraft, den jetzt voreingenommen alten Herren aus der Verbandsetage zu erklären und schlüssig darzulegen, das die Dynamo-Fans künftig friedlicher bleiben.
Ein Verein braucht eine Fankultur, um seine eigene Existenz nicht in Frage zu stellen. Ohne Anhänger gibt es keine Zuschauer, ohne diese keine Atmosphäre in den Stadien und ohne Stadien keinen Live-Fußball.

Kommentare

til_o. hat gesagt…
Mitte der 80er Jahre hatte ich Gelegenheit Stadionluft bei diversen Oberligaspielen zu schnuppern. Einen Randaletourismus und wüste Schlägereien zwischen allen Beteiligten gab es schon damals. Besonders wenn der BFC und der 1. FC Union mit von der Partie waren. Trotz diverser Maßnahmen staatlicherseits konnte man diese nicht verhindern aber halbwegs erfolgreich eindämmen. Ich denke da speziell an die Genossen der deutschen Transportpolizei die ohne jeden Zweifel aufkommen zu lassen, die Bahnhofsordnung durchsetzten. Und das ohne irgendwelche Faxen wie Helmschutz oder Plasteschild.
Nur wurde davon kaum in der Aktuellen Kamera berichtet noch in der Lokalzeitung geschrieben. Eines hat sich aber sehr geändert: Das Ausmaß der Krawalle sprengt inzwischen jeden Rahmen den man sich als DDR-Hooligan vorstellen konnte. Die Gewaltbereitschaft zwischen den Fans ist stark gestiegen und die Hemmschwelle dafür im Keller verschwunden. Das ist aber nicht nur ein Problem was der Fußball hat, sondern auch die allgemeine Kriminalitätsstatistik. Der Präsident der Polizeigewerkschaft sagte unlängst, das seine Kollegen jedes Wochenende im Krieg sind. Ob im Stadion, bei Demos oder zu Stadtfesten. Es sind einfach gesellschaftliche Verwerfungen die so ihren Ausdruck finden. Dagegen dürften Sportsgerichtsurteile ziemlich machtlos sein und sie treffen die Falschen. Der vermeintliche Dynamofan hängt sich einfach einen anderen Schal um und sucht sich eine andere Mannschaft.
Octapolis hat gesagt…
Schön geschrieben.

Erstaunlich, wie emotional bis völlig ausrastend erwachsene Leute ihre Körper aus der Kontrolle verlieren, wenn ein weißer Ball über eine grüne Wiese rollt.

Nur ist das Problem ein gesellschaftliches, mitnichten ein sportliches. Hier sind nicht die halbtoten Granden des DFB, die in solchen Situationen eher selbstherrlich ihre fetten Wampen kraulen, anstatt Farbe zu bekennen, gefragt, sondern der Gesetzgeber. Dieser schiebt seinerseits auch jede Verantwortung von sich und genau dort klemmt die Säge.

Da es in einigen Landstrichen des mittlerweile über zwanzig Jahre wiedervereinten Deutschlands immer noch populär ist, Hosentaschenrasismus an den Tag zu legen (also den Ossi als solchen zu benennen, unsägliche Wortschöpfungen wie Döner-Morde bis zum Erbrechen auszureizen, um nur zwei Beispiele zu nennen), verwundert es kaum, dass ausgerechnet an der ruhmreichen SGD ein Exempel statuiert werden soll. Für Funktionäre des DFB weit genug entfernt und damit ein machbares Bauernopfer, für Politiker sogar möglicher Simmenzugewinn. Das schafft gerade in Zeiten medialer Nazi-und-Ostdeutschland-Paranoia allgemeine Zufriedenheit.

Da wundert es kaum, dass man von Verschwörungstheorien hört. Was wäre möglicher: Den randalierenden, ob nun aus Dresden oder aus anderen Gebieten mitgereisten Hooligans mittels polizeilicher Härte die Grenzen ihres erbärmlichen Daseins aufzuzeigen? Oder sie einfach gewähren zu lassen und hinterher medienwirksam zur Guillotine zu führen um das Gemeinbild des verblödeten, rechtsgerichteten und gewaltbereiten (und womöglich für die Wende undankbaren) Ossis zu suggerieren.

Es ist ein verfluchter Jammer, was hier passiert! Möge jedem einzelnen Randalierer, Funktionär und Politiker der auch nur ein Fünkchen zum Entzünden der Fackel der Gewalt beiträgt oder beigetragen hat sein verschissener Sack abfaulen. (alternativ, vor 23:00... die gerechte Strafe ereilen)

Noch was historisches:
http://www.youtube.com/watch?v=lCXR1NdASHE

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