Freuet euch, ´s Christkind kommt bald!
Der Strom an einkaufswütigen Menschen in den vielen Innenstädten schwillt jetzt noch mal an. Endlose Blechkolonnen wälzen sich durch die festlich geschmückten Stadtkerne und verursachen ein permanentes Verkehrschaos. In den zum Bersten gefüllten Einkaufstempeln herrscht Ausnahmezustand. Die letzten Geschenke werden geordert, verpackt und in das traute Heim geschleppt.
Jenseits der vorweihnachtlichen Hektik, geht es in den Supermarktfilialen erstaunlicher Weise gesittet zu. Als ich heute am frühen Nachmittag den restlichen Teil des Einkaufs bei "ALDI" erledigte, kam mir die dortige Atmosphäre beinahe unwirklich vor. " Jo, is denn heut scho Weihnachten? ", fiel mir der Werbespruch des " Kaiser " Franz Beckenbauer ein, den er vor vielen Jahren für O2 ( can do? ) über die Buntfernsehkanäle in die Wohnzimmer der Nation blies.
Das ist lange her. Einst bommte der Handymarkt wie verrückt. Jeder, der auf sich etwas hielt, musste ununterbrochen, 24 Stunden am Tag und überall erreichbar sein. Eine mobile Gesellschaft benötigt ein Mobilitätssymbol als Statussymbol natürlich auch. Die klingelnden, inzwischen Kinderhand großen Alleskönner, ware damals in. Mittlerweile ist der Grundbedarf gedeckt. Jetzt wird das Handy ständig erneuert und der Vertrag aktualisiert.
Viele Jahre davor waren Spielekonsolen angesagt. Die ersten "Playstation" gingen über den Kassen - und landeten für über 500 Deutsche Mark auf dem " Gabentisch ". Davor war es der " Gameboy " usw. usf.
Jedes Jahr ein neuer Geschenketrend. Immerhin ist der so vergänglich, wie das letzte Weihnachtswetter. Das brachte uns hier nämlich viel Schnee, Glatteis und knackige Temperaturen im zweistelligen Bereich.
Auch diese Weihnachten gehören längst der Vergangenheit an, so wie jene, die ich vor vielen Jahren erlebt habe, als ich den Wahnsinn umsetzte, während der verlängerten Verkaufszeiten an den Samstagen in die Innenstadt der Provinzstadt Oldenburg in Oldenburg zu fahren. Der feste Glaube daran, dass mir das Verkehrschaos durch die Zugnutzung erspart bleibt, ließ mich zusammen mit meiner Tochter in den Morgenstunden aufbrechen. Schon der Milchkannenexpress war gut besetzt. Was uns dann in der Stadt selbst erwartete, war der blanke Horror. Menschenmassen schoben sich von rechts nach links und umgekehrt. Viele Geschäfte konnten nicht mehr erreicht werden, weil die Eingänge bereits brechend voll waren.
Seltsamer Weise wälzten sich die unzähligen Leute ohne jedwede Einkaufstaschen oder Geschenke in verscheidene Richtungen. Gekauft wurde somit eher wenig. da fragte ich mich bereits damals schon: Welchen Sinn macht dann der Besuch in der brechend vollen Cizy? Die Antwort war so simpel wie einleuchtend. Die Menschen wollten einfach nur dazu gehören. Wie Lemminge sich in den Tod stürzen, um der nächsten Generation Platz zu machen, wenn davon zu wenig vorhanden ist, quälten sich Tausende in die Fußgängerzonen. Sehen und gesehen werden, vor Weihnachten? Jeder möchte so tun, als habe er ein prall gefüllten Geldbeutel, der nur geöffnet werden braucht, um die teuren Präsente bezahlen zu können.
Heute ist es die Kreditkarte, die angeblich ständig gezückt wird, bis sie beim Shoppen glüht. Wer solchen Schwachsinn verzapft, darf sich nicht wundern, dass er als realitätsfremd angesehen werden muss.
Und trotzdem sind die Einkaufszeilen, die Passagen und Fußgängerzonen zum Bersten voll. Mag auch hier oft der nach außen getragene Wunsch, dass die Liste der begehrten Artikel sich auf iregendeine Weise doch umsetzen lässt, die Triebfeder des blinden Aktionismus sein.
Viel gravierender aber als jene nicht erfüllten Konsumträume, sit die zunehmende Einsamkeit bei vielen Menschen vor, während und nach den Feiertagen. Was eigentlich als Familienfest nach wie vor hoch gehalten wird, entpupt sich für jene Alleinstehenden in den vielen sozialen Einrichtungen als emotionale Apokalypse. Es ist meist niemand aus der leiben Verwandtschaft, der sich bemüht, die jetzt auftretende Vereinsamung zu verhindern und das Weihnachtsfest als tatsächliches Familienfest anzuerkennen.
Die Zahl der vom Familienfest Ausgeschlossenen nimmt ständig zu.
Auch jene, der Abgehängten in dieser "feinen" Gesellschaft. Es werden immer mehr - insbesondere Männer - die als Obdachlose, als Nichtseßhafte oder " Penner " das im dortigen Jargon benannte " Auf Platte machen " auch an den Feiertagen betreiben. Wohin sollen sie auch gehen? Die karikativen Einrichtungen haben einen strengen Öffnungszeitplan, der nicht umgangen werden kann.
Da sitzen oder hocken sie dann in den öffentlichen Gebäuden, wie den Bahnhöfen, die ab dem 24. 12. 2011 wie ausgestorben wirken und warten darauf, dass die Weihnachtsfeiertage möglich schnell vorbei gehen.
Als ich vor vielen Jahren kurz vor den Weihnachtsfeiertagen die unvermeidlichen Einkäufe erledigen wollte, zeigte sich die Einkaufszeile in der Bremer Innenstadt eben so mit hektisch treibenden Menschen gefüllt, dass das Einkaufen zur Qual wurde. In diser Masse aber waren viele - auffällig ärmlich gekleidete Menschen -, die ich sonst nie dort gesehen habe. Schon damals war dieses für mich ein zeichen, dass die gezeigte Illusion, doch noch dazuzugehören, stärker ausgeprägt war als die Scham, die materiele Armut nach außen tragen zu müssen. Ein Gemeinschaftsgefühl war es einst nicht, denn diese Konsumgesellschaft lässt in ihrer Oberflächigkeit keine Sentimentalitäten zu und schon gar nicht die Gedanken, dass es diesen Ausgegrenzten vielleicht vor vielen Jahren einmal besser gegangen war.
Ob sie sich einst auf das Christkind überhaupt freuen konnten, darf auch heute noch bezweifelt werden.
Und trotzdem sind die Einkaufszeilen, die Passagen und Fußgängerzonen zum Bersten voll. Mag auch hier oft der nach außen getragene Wunsch, dass die Liste der begehrten Artikel sich auf iregendeine Weise doch umsetzen lässt, die Triebfeder des blinden Aktionismus sein.
Viel gravierender aber als jene nicht erfüllten Konsumträume, sit die zunehmende Einsamkeit bei vielen Menschen vor, während und nach den Feiertagen. Was eigentlich als Familienfest nach wie vor hoch gehalten wird, entpupt sich für jene Alleinstehenden in den vielen sozialen Einrichtungen als emotionale Apokalypse. Es ist meist niemand aus der leiben Verwandtschaft, der sich bemüht, die jetzt auftretende Vereinsamung zu verhindern und das Weihnachtsfest als tatsächliches Familienfest anzuerkennen.
Die Zahl der vom Familienfest Ausgeschlossenen nimmt ständig zu.
Auch jene, der Abgehängten in dieser "feinen" Gesellschaft. Es werden immer mehr - insbesondere Männer - die als Obdachlose, als Nichtseßhafte oder " Penner " das im dortigen Jargon benannte " Auf Platte machen " auch an den Feiertagen betreiben. Wohin sollen sie auch gehen? Die karikativen Einrichtungen haben einen strengen Öffnungszeitplan, der nicht umgangen werden kann.
Da sitzen oder hocken sie dann in den öffentlichen Gebäuden, wie den Bahnhöfen, die ab dem 24. 12. 2011 wie ausgestorben wirken und warten darauf, dass die Weihnachtsfeiertage möglich schnell vorbei gehen.
Als ich vor vielen Jahren kurz vor den Weihnachtsfeiertagen die unvermeidlichen Einkäufe erledigen wollte, zeigte sich die Einkaufszeile in der Bremer Innenstadt eben so mit hektisch treibenden Menschen gefüllt, dass das Einkaufen zur Qual wurde. In diser Masse aber waren viele - auffällig ärmlich gekleidete Menschen -, die ich sonst nie dort gesehen habe. Schon damals war dieses für mich ein zeichen, dass die gezeigte Illusion, doch noch dazuzugehören, stärker ausgeprägt war als die Scham, die materiele Armut nach außen tragen zu müssen. Ein Gemeinschaftsgefühl war es einst nicht, denn diese Konsumgesellschaft lässt in ihrer Oberflächigkeit keine Sentimentalitäten zu und schon gar nicht die Gedanken, dass es diesen Ausgegrenzten vielleicht vor vielen Jahren einmal besser gegangen war.
Ob sie sich einst auf das Christkind überhaupt freuen konnten, darf auch heute noch bezweifelt werden.
Kommentare
Was das Gerammel in den Konsumtempeln angeht, wäre es mal interessant zu wissen, ob der Pfaffe hierzulande das unchristliche Gefühl des Neids oder gar Hasses empfindet, wenn die Kirchen sonntags immer leerer werden, die Schäfchen stattdessen zum verkaufsoffenen Sonntag im Media Markt den nächstbesten BluRayPlayer (wahrscheinlich DAS Geschenk und DIE Fehlinvestition schlechthin im Jahre 2011) anbeten?!
Wie auch immer, wem es auch dreckiger gehen möge - dem Media Markt Kunden an sich, der Kirche als Erfinder des Weihnachtsfestes oder den Obdachlosen als solchen, wohl dem, der sich vor oder an den Feiertagen die Gesundheit zwischen Fressorgien, Vollsuff und Konsumstress nicht um wertvolle Jahre seines Lebens bringt. ;o)
In diesem Sinne: schönen Vorweihnachtstag noch, hehe!