Bunzlau - Berlin - Dresden, wenn Keramik auf Reise geht.
Wo liegt eigentlich Bunzlau? Diese Frage hätte ich vor einigen Jahren nicht oder nicht richtig beantworten können. Schließlich ist die Stadt in Boleslawiec oder schlesisch: Bunzel, in Polen liegend, nicht so bekannt. Für einen in Westdeut...schland Geborenen schon lange nicht, denn die einst vermittelten geographischen Kenntnisse reduzierten sich allenfalls auf bekannte polnische Städte, wie Warzawa ( Warschau ), Gdansk ( Danzig ), Szczecin ( Stettin ) oder Wroslaw ( Breslau ), Krakow ( Krakau ) oder Posnan ( Posen ).
Boleslawiec kam da eher nicht vor. Zu Unrecht, denn die polnische Stadt, die zirka 130 Kilometer östlich von Dresden am Fluss Bober liegt, ist überregional durch die dortigen Keramikmanufakturen bekannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Boles%C5%82awiec
In etwas über 40.000 Einwohner vorweisenden Stadt wurde ab 1753 von dem Töpfer Joppe ein 2,15 Meter messender Keramiktopf hergestellt, der als Symbol für die dortig gefertigte Bunzlauer Keramik galt.
Der Topf wurde 1945 bei der Eroberung der Stadt zerstört. Seit den 70er Jahren wird wieder Keramik in Boleslawiec hergestellt. Jene Krüge, Tassen und Teller, Vasen, Becher und Gefäße, die nicht unbedingt den Geschmack jedes Liebhabers von Porzellan und Keramikartikeln treffen.
Bunzlauer Keramik
So gelang es meiner besseren Hälfte zum Wochenende eine Charge von diversen Haushaltsgeschirr jener Bunzlauer Keramik bei ebay zu ersteigern. Die Keramikteile resultierten aus einer Haushaltsauflösung in Berlin. Wäre der wahre Wert dieser Auktion als Preis zu zahlen gewesen, die Fahrt nach Berlin hätte sich nicht gelohnt. Doch so holten wir gestern, Mittwoch, den 15. Januar 2014, die Keramikschätze aus der Bundeshauptstadt ab.
Über die Strecke nach Berlin - Steglitz lässt sich nur wenig berichten, denn: wer je in den Berufsverkehr, den Feierabendverkehr, die Rush Hour ab 16.00 Uhr sich begeben hat, braucht etwas Geduld, Rücksichtnahme und ein Quäntchen Mut. Blech an Blech, Karosse neben Karosse, Karre hinter Karre flossen in einem elendig langen dreispuringen Lindwurm vom Schönefelder Kreuz in Richtung Nordosten auf der A 113, A 100 und A 111. Es war ein permanenter Strom von dahin rollenden PKW, allenfalls unterbrochen durch kleinere Stockungen und auffahrende Fahrzeuge.
Nach etwa einer halben Stunde und 2 1/2 Stunden Gesamtfahrzeit hatten wir es geschafft. Wir waren am Zielort angekommen. Die Wohngegend im eher bürgerlichen Stadtteil Steglitz ist geprägt von kleinen, aber feinen Reihenhäusern. Hier leben eher Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Vielleicht einstiges FDP - Klientel?
Nachdem wir den wertvollen Schatz bezahlt und vorsichtig, wie rohe Hühnereier, in zwei mitgebrachte Wäschekörbe gepackt hatten, verließen wir Berlin auf den gleichen Autobahnen und gelangten nach weiteren 2 1/4 Stunden wieder in heimatliche Gefilde. Berlin ist schon imposant, eine Millionenstadt eben. Aber unsere Dresden hat doch das gewisse Mehr an Flair.
Und so kam das Bunzlauer Geschirr von Bunzlau aus nach Berlin und von Berlin nach Dresden, in einen ebenfalls handgearbeiteten Küchenschrank aus der Nähe von Limburg zu seiner wohl letzten Aufbewahrungsstätte. Das ist doch Multi - Kulti in Reinkultur oder etwa nicht?
Dazu ein wunderbares Stück von Czeslaw Niemen " Ode to Venus " aus dem 1973er gleichnamigen Album.
" DT 64 " lässt grüßen!
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