Wo liegt denn " Sögel "?
So langsam hat sich die Medienwelt auf die neue Jahreszahl gewöhnt, die da 2014 statt 2013 heißt, und auf in den weiteren 361 Tagen mit Sicherheit genügend Ereignisse hervor bringen wird, über die dann kurz und knapp, lang und breit oder gar nicht berichtet werden darf.
Mit dieser Grunderkenntnis presste ich am heutigen, frühen Morgen den schon arg lädierten Anschaltknopf des " Sony " - Radios an. Das MDR Info - Programm hat sich - im Gegensatz zu einigen anderen Dingen im Lebensumfeld - auch 2014 nicht geändert.
Neben aktuellen Meldungen im Nachrichtenblock zu jeder Viertelstunde, werden Berichte mit Hintergrundinformationen über Entwicklungen oder Ereignissen aus Sachsen, dem gesamten Sendegebiet, der Bundesrepublik, Europa sowie der gesamten Welt gesendet.
Und so hörte ich bei einem frisch aufgebrühtem Pott Kaffee, wie eben jenes Informationssender über einen kleinen Ort mit dem Namen " Sögel " berichtete. " Sögel "? Diesen Namen hatte ich aus meiner Zeit in Bremen und in Nordniedersachsen schon mal gehört.
Tatsächlich, denn " Sögel " liegt im nordwestlichen Teil des flächenmäßig zweitgrößten Bundeslandes.
" Sögel " befindet sich noch genauer beschrieben, im georgraphischen Dreieck zwischen Meppen, Papenburg und Cloppenburg. Im schwärzesten Teil des Bundeslandes, denn hier regiert die CDU mit absoluter Mehrheit, die Mehrzahl der Bewohner sind katholisch und der Boden - soweit nicht von Gras bedeckt - hat eine dunkle, ja schwarze Farbe.
http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%B6gel
Die Samtgemeinde Sögel besteht insgesamt aus 8 Einzelgemeinden:
- Börger (2777)
- Groß Berßen (654)
- Hüven (542)
- Klein Berßen (1133)
- Sögel (7185)
- Spahnharrenstätte (1470)
- Stavern (1070)
- Werpeloh (1017)
Da der Landkreis Emsland zwar großflächig ist, jedoch eher dünn besiedelt, kennen sich die Bewohner in den Einzelgemeinden bereits seit vielen Jahren, Jahrzehnten oder Generationen.
Diese Region ist nicht durch Prosperität geprägt. Ein Aufschwung erfuhr sie jedoch durch die Ansiedlung von Agrarbetrieben, Industriefleischverarbeitungsfirmen und dem Ausbau der " Meyer " - Werft in Papenburg.
Seit mehr als einer Dekade hat sich in dem Ort Sögel eine strukturelle Veränderung durch die Ansiedlung von Fleischverarbeitungbetrieben oder exakter: Großschlachtereien vollzogen. In der " Genios " Wirtschaftsdatenbank ist dazu nachzulesen:
" Über die T & H Emsland-Fleisch & Wurst GmbH (Ersteintragung im Handelsregister)
HRB 2869 -- 08. 02. 2001 T & H Emsland-Fleisch &; Wurst GmbH in Sögel (General-Clay-Str. 15). Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 30. 11. 2000 abgeschlossen. Gegenstand des Unternehmens sind das Zerlegen, das Herstellen und der Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren sowie die Unternehmensberatung in der Fleischbranche. Das Stammkapital beträgt 25 000 Euro. Die Gesellschaft hat einen oder mehrere Geschäftsführer....
Über die
Weidemark Fleischwaren Beteiligungsgesellschaft mbH (Ersteintragung im Handelsregister)
HRB 2618 -- 21. 01. 1999 Weidemark Fleischwaren Beteiligungsgesellschaft mbH in Sögel (Industriestraße 11). Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 29. 03. 1992 abgeschlossen. Gegenstand des Unternehmens ist 1) Schlachten und Zerlegen von Rindvieh und Schweinen, Handel mit Fleisch- und Wurstwaren sowie Innereien, 2) Die Gesellschaft ist befugt, gleichartige oder ähnliche Unternehmen zu erwerben, sich daran zu beteiligen oder deren Geschäftsführung auszuüben, insbesondere in der Gesellschaft in Firma Weidemark Fleischwaren GmbH &; Co. KG sowie...
HRB 2618 -- 21. 01. 1999 Weidemark Fleischwaren Beteiligungsgesellschaft mbH in Sögel (Industriestraße 11). Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 29. 03. 1992 abgeschlossen. Gegenstand des Unternehmens ist 1) Schlachten und Zerlegen von Rindvieh und Schweinen, Handel mit Fleisch- und Wurstwaren sowie Innereien, 2) Die Gesellschaft ist befugt, gleichartige oder ähnliche Unternehmen zu erwerben, sich daran zu beteiligen oder deren Geschäftsführung auszuüben, insbesondere in der Gesellschaft in Firma Weidemark Fleischwaren GmbH &; Co. KG sowie...
Über die
Tönnies Fleischwaren & Convenience Beteiligungs GmbH (Ersteintragung im Handelsregister)
HRB 3214 -- 25. 02. 2003 Tönnies Fleischwaren & Convenience Beteiligungs GmbH in Rheda-- Wiedenbrück (In der Mark 2, 33378 Rheda-Wiedenbrück). Gegenstand des Unternehmens Der Betrieb einer Fleischwarenfabrik und von Ladengeschäften. Die Gesellschaft kann sich an Unternehmen der gleichen oder verwandten Branchen beteiligen und die Geschäftsführung von Beteiligungsgesellschaften übernehmen. Stammkapital 26 000,00 EURO. Rechtsverhältnisse Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 09. 10. 1979 errichtet. Die Gesellschaft hat einen oder mehrere... "
HRB 3214 -- 25. 02. 2003 Tönnies Fleischwaren & Convenience Beteiligungs GmbH in Rheda-- Wiedenbrück (In der Mark 2, 33378 Rheda-Wiedenbrück). Gegenstand des Unternehmens Der Betrieb einer Fleischwarenfabrik und von Ladengeschäften. Die Gesellschaft kann sich an Unternehmen der gleichen oder verwandten Branchen beteiligen und die Geschäftsführung von Beteiligungsgesellschaften übernehmen. Stammkapital 26 000,00 EURO. Rechtsverhältnisse Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 09. 10. 1979 errichtet. Die Gesellschaft hat einen oder mehrere... "
- Zitatende - aus: www. genios.de und Betriebsnameneingabe
Aus diesem Branchenumfeld gelangten in der jüngsten zeit immer wieder Meldungen über Lohnsklavenarbeit und Ausbeutung von osteuropäischen, insbesondere rumänischen, polnischen oder ungarischen Arbeitnehmern an die Öffentlichkeit.
Der Skandal, dass hier Menschen aus den wirtschaftlichen Notstandsgebieten der EU bzw Europas von eigenen Landsleuten in die wohlhabenden Staaten der EU - vor allem in die Bundesrepublik - gekarrt werden, damit sie dort zu Hungerlöhnen malochen dürfen, um ihre Familien zu unterstützen, ist der eine Aspekt an diesem Skandal. Ein anderer liegt darin, dass diese mittelalterlichen Methoden durch das " Arbeitnehmerüberlassungsgesetz " rechtlich absolutiert. Und - um dieses hier richtig zu stellen - das AÜG stammt nicht aus der Regierungszeit des SPD - Kanzlers Gerhard Schröder, sondern wurde von Kohl und dessen Minister Blüm ausgeklüngelt. Schröder ließ das Gesetz zwar durch die " HARTZ " - Bestimmungen wesentlich verändern und den angeblichen Arbeitnehmerschutz darin aufweichen, dennoch sind diese Normen auch in der Ära der Merkel - Kanzlerschaft nie in Frage gestellt worden.
So gelang es osteuropäischen Schlepperbanden, die arbeitsbereiten Menschen aus ihrem jeweiligen Ländern auf völlig legale Weise an die Ort zu verbringen, an denen sie - sehr oft - in Unterkünften hausen mussten, deren Zustände wesentlich miserabler waren, als eine zerbombte Nachkriegswohnung in der BRD. Und da liegt für mich auch ein viel gravierender Misstand, als er in der Überlassung von Lohnsklaven an jene Großschlachtereien zu sehen ist. Den ohnehin ausgebeuteten Malochern wird noch für viel Geld eine Unterkunft vermietet, die mit einem Rattenloch vergleichbar war oder es noch ist.
Da es sich dabei meistens um private Vermieter handelt (e ), liegt es auf der Hand, dass diese zusätzlich zu den Betrieben, von der systematischen Ausbeutung der dortigen Arbeitnehmer - wenn auch in anderer Form - partizipieren. Oft liegt der Tatbestand des Mietwucher vor. Und der ist in jedem Fall strafrechtlich relevant.
Doch auf eigenartige Weise hält das Lohnsklaven - Konglomerat, bestehend aus Wertschöpfungskette Schlepper, Vermittler, Subunternehmer, Betrieb, Vermieter wie Pech und Schwefel zusammen.
Schwarz sind sie da fast alle, die jene verarmten EU - Bürger aus dem tiefen Osten zur Maloche unter Hungerlohnbedingungen sich kommen lassen, damit sie selbst den dicken Daimler als Geschäftswagen, das eigene, schicke Häuschen an der Ems und den Auslandsurlaub in der Karibik finanzieren können.
Schäbig, sage ich dazu.
Und das dachten auf viele Rezipienten, als diese jene Berichte über die Armutsarbeiter aus dem Osten sahen, davon hörten und lasen.
http://robertkoop.wordpress.com/2013/08/29/sklaven/#comments
Schnell musste gehandelt werden, denn es drohte ein Imageverlust. So beorderte die Gemeinde " Sögel " denn eine sprachkundige Mitarbeiterin in ihre Reihen, die sich zum einen um die Sicherstellung von Wohnqualitätsstandards, zum anderen als verkappte Sozialarbeiter oder sogar Mediatorin fungieren soll. Die Kosten für ihre Einstellung werden von einer erhobenen Umlage in Höhe von 5 Euro für jeden überlassenen Mitarbeiter von dem Subunternehmen bestritten.
Nobel, Nobel - die Samtgemeinde " Sögel "!
Nur eine wichtige Funktion hat die Dame nicht: Der Hungerlohn, der mit durchschnittlich 6,50 Euro brutto je Stunde zwischen dem Betrieb und dem Subunternehmer vereinbart ist, liegt eben weit unter dem im Raum stehenden Mindestlohn. Ein Tarifvertrag hierüber kam nicht zustande. Warum wohl nicht?
Schwarz bleibt auch hier schwarz!
Dass Lügenargument der Industrie und des Handels, dass es gegenüber dem Verbraucher nicht darzustellen sei, wenn die Chemiewurstwaren vielleicht 5 oder 10 Euro - Cent teurer werden, sofern höhere Löhne an die Lohnsklaven gezahlt werden müssen, ist auch ein solches. Ein Märchen aus dem Bereichen der Gebrüder Grimm. Da gab es damals auch Arm und Reich, Ausbeutung und Gier.
Wo liegt denn nun eigentlich " Sögel "? Im Märchenland ?
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