Ein Tod, wie die Kröte im Gras.






Jetzt, wo der Herbstwind die vielen bunten Blätter von den Bäumen weht, heißt es: Muskeln zeigen. Als Gartennutzer bekommt diese Arbeit nicht jeden Protagonisten so gut, dass er sich danach, auch wirklich frei fühlen darf. Oft sind leichte Beschwerden in den Oberarmen, Knien und Waden die Folge jener - durchaus - anstregenden Tätigkeit.

Aber, wie sagen die Norddeutschen richtig: " Wat mutt, dat mutt!" - Eben!

So kehrte ich seit Wochenbeginn zunächst die Nadeln der Kiefer im Vorgarten aus den Eingangsbereich heraus. Es folgte der Gehsteig, besser gesagt, die städtisch eingerichtete Feld - und Wald - Strecke. Anschließend kam der Seitenweg des Hauses noch zum Zuge. So karrte ich ein halbes Dutzend Weidenkörbe des knöchelhoch liegenden Nadelteppichs davon.

Weiter ging es auf dem Rasen. Der Spitzahorn hatte mehr als die Hälfte seiner gelben Blätter fallen gelassen. Diese Fracht diente sodann als Frostschutz für den Bambus, der sich deshalb so dankbar zeigte, dass er ab Frühjahr gar nicht mehr mit dem Wachsen aufhören wollte. Braver Bambus, wir lieben dich dafür, dass du es ermöglichst, auch im tiefsten Winter, einen grünen Anblick zu erhalten.

Weiter ging es mit den Nussbäumen, die ihr gelblich - braunes Kleid rieseln ließen. Auch diese Blätter werden - zunächst als Haufen zusammen gekehrt - dem Bambus zum Schutz gegen Eis, Frost und Schnee dienen. Es folgte der Kirschbaum. Dieses Jahr zeigte er - inzwischen sehr alt - kaum Blattwerk, weil ich ihn - dummer Weise - im Frühjahr ordentlich ausgedünnt hatte. Dieses geschieht nicht noch einmal, denn Kirschen gab es dafür auch nicht.. Schade!

Dann zog es mich zum Pflaumenbaum herüber. Auch dieser alte Mann warf seine welken Blätter herab. Und nicht nur die. Auch der Rest der Früchte lag längst am Boden. Bevor es richtigen Mus gab, fegte ich die Melange mit kräftigen Armzügen an dem " Wolf " - Rechen zusammen.
Den Abschluss bildete eine - vermutlich - Eschenart. Das gelbliche Laub war nicht vollständig von dem Baum herunter geweht. Also zog es mich jeden Tag erneut zu dem Bäumchen.

Während ich den Metall - Rechen elegant und mit einem permanenten Hüftschwung über den Rasen gleiten ließ, entdeckte ich am Rande des, zu einem Rondell geformten Beets, einen kleinen, erdbrauen Tierkörper liegen. Es war eine Erdkröte, die sich wohl aus dem feuchten Laub dieses Gartenbereichs auf den Rasen bewegt hatte. Doch, bei näheren Hinsehen, schien die Kröte, wie erstarrt im Gras zu liegen. Selbst beim Berühren mit dem Finger, zeigte sich das Reptil leblos.

Tatsächlich, die Kröte war tot - masuetot. So tot, wie eine Kröte nur tot sein kann. Die tote Kröte brachte mich auf einige Gedanken, denen ich während meiner Fegetätigkeit weiter nach hing.

Eigentlich könnte das Leben doch so einfach sein. Ein neuer Erdenbürger wird in den Bürger - und Kriegs freien Teil  dieser Welt und das richtige Elternhaus hinein geboren. Dort werden dem Kind viele freie Entfaltungsmöglichkeiten geboten. Nach einer ordentlich Ausbildung folgt ein Jahrzehnte langer Broterwerb in einem Freude machenden Beruf. Mit Anfang 60 geht dieser Erdenbürger dann in den wohl verdienten Ruhestand. Er darf diesen noch mindestens ein Vierteljahrhundert auskosten und scheidet dann friedlich dahin.
Der Erdenbürger hinter lässt dabei mindestens zwei bis drei Nachkommen und / oder Enkel.

Doch das Leben verläuft nicht so. Von Geburt an, bedeutet das Dasein eines Menschen auch Existenzkampf. Und innerhalb der ihm - durchschnittlich - gegeben, mindestens 8 Jahrzehnte, muss er sich mit ihm feindlich gesonnenen Mitmenschen auseinander setzen. Er plagt sich dabei mit unsinnigen Tätigkeiten, wie Steuererklärungen, dummen Fernsehsendungen und blödsinnigen Verhaltensweisen der anderen Menschen ab.

Doch dann kommt es noch schlimmer. Statt friedlich einzuschlafen, wenn seine Zeit gekommen ist, wird er von Ärzten und weiteren Quacksalbern malträtiert. Die müssen ihn mit aller Macht am Leben erhalten. Auch dann, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist. Die High - Tech - Medizin will es so.

Da wäre die Natur doch ein Vorbild. Wenn die Zeit gekommen ist, fallen die welken Blätter einfach vom Baum, werden vielleicht vom Winde verweht oder gelangen als Schutz und Dünger oder sogar Nahrung für andere Tiere und Pflanzen in den Naturkreislauf.
So, wie die kleine Erdkröte dann zu dem wird, was sie einmal war: ein Nichts!

Meine Gartenarbeit war erledigt. Die Weidekörbe waren wieder leer. Die Arbeitsutensilien standen dort, wo sie noch einige Tage bleiben; ehe sie in dem Keller überwintern. Am Gartenzaun lagen immer noch bunte Blätter. Na, ja, morgen ist auch noch ein Tag. Weil es noch trocken und herbstlich mild bleiben soll, macht das Laubfegen doch ein wenig Spass. Die tote Kröte bleibt im Gras liegen.

" Twice As Much " und " Sittin´ On A Fence ":





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