Geschichten aus der Heimat



Die ARD hatte sich in der vergangenen Woche, also ab dem 4. Oktober bis zum Samstag, den 10. Oktober, eines großen Themas gewidmet. Es heißt Heimat. Im Gleichklang mit verschiedenen Dokumentationen zu der so genannten " Flüchtlingskrise ", den damit verbundene Problemen, wie Fremdenfeindlichkeit, die vom öffentlich rechtlichen Pendenten, dem ZDF und seinen Satellitenkanälen gleichzeitig gesendet wurden, liefen deshalb im Hauptprogramm der ARD, dem Ersten, einige Fernsehfilme.

Und deshalb bot eben das Erste am Freitag, den 9. Oktober, dem Zuschauer einen Film mit dem Titel " Heimat ist kein Ort " zur Prime Time an. Hier waren innerhalb der 1 1/2 Stunden, fein säuberlich nach Alter und Geschlecht, getrennt, drei Schicksale zu bedauern, die so mitten aus dem prallen Leben sein könnten.

Ein Mann verstirbt. Schon recht betagt. Er hat ein Testament hinter lassen. Die Testamentseröffnung erfolgt bei einem Rechtsanwalt. Dort treffen sich die drei Geschwister nach langer Zeit wieder.Das älteste Kind heißt Inge. Sie ist inzwischen Stationsleiterin in einem Krankenhaus. Dort lebt sie ihren Lebensfrust aus und stellt einen Drachen dar.
Der erste Bruder Klaus ist verheiratet. Er wurde arbeitslos, weil er säuft und seinen Lappen dadurch verloren hat. Seine Frau gab ihm daraufhin den Laufpass. Seine Kinder darf er deshalb nicht mehr sehen.
Der jüngste Bruder ist schwul, hat keine Kohle und bestreitet seinen kargen Lebensunterhalt durch das Ausführen von Nachbarhunden.

Diese drei traurigen Gestalten haben also geerbt. Wie viel, wissen sie nicht. Von wem, dieses ist ihnen allerdings klar, als sie sich zu einer 14tägigen Rundreise bereit erklären, die die Gruppe - verstärkt durch Inges Tochter Jule und einem Notar aus Polen, der die Einhaltung der testamentarischen Verfügungen des Verstorbenen sicher stellen soll.

Die Reise beginnt also in eine Art Wohnmobil. Das große, vierrädige Gefährt mit dem Namen " Monika " wird von dem Bruder Klaus in die ehemalige ostpreußische Natur hinein gefahren, obwohl keinen Führerschein mehr hat. Während der fest gelegten Reise erlebt das Quintett allehand Überraschungen; begegnet verarmten, aber herzlichen Menschen, versucht Familienzwist zu schlichten und gerät schließlich - am Ziel angekommen - zu der Erkenntnis, dass Moneten und materielle Sicherheit im Leben nicht das absolut Erstrebenswerte sein muss. Vor allem dann nicht, wenn es summa summarum lumpige 330 EUR und ein paar Zerhackte zu erben gibt.

Hach, wenn es im realen Dasein dann doch immer so einfach wäre! Ohne Kohle, ist in der heutigen Zeit nicht viel zu bewerkstelligen. Nicht einmal ein selbst umgebautes " Mercedes " - Wohnbus - Vehikel fährt mit Flusswasser, kann steuerfrei angemeldet werden und ohne Lizenz zum Rasen ist in Niemci nix auf legalem Wege fort zu schaffen.
Und Lappen los durch die Natur Ostpreußens zu mäandern,  sieht auch das polnische Rechtssystem nicht vor.
Und wenn in dem Film das christlich - abendländische Leitkulturgut  " Familie " so heroisierend dargestellt und in den Vordergrund geschoben wird, dann nur deshalb, weil die " Heimat " sich prima mit " Familie " vereinen lässt. Wenn es also Heimatort heißt, dann knüpft der Begriff nahtlos an jenen an.

Am Ende wird in dem Film mit dem Ex - Koarl - Moarx - Städter und Ex - Frankfurter - Hauptkommissar in der " Tatort " - Scheinwelt, Jörg Schüttauf, wieder alles ins richtige Lot gesetzt. Zwar erfolgt keine Wiedereinsetzung in den vorherigen Stand, jedoch ein rühriges Stück Familienzusammenführung mit Familienerweiterung, denn Töchterchen Jule und der pingelige polnische Notar werden ein Paar.
Und mit dem herzlosen,Vater durften sich alle drei Kinder wieder versöhnen - post mortum, versteht sich.

Wäre da nicht die sensationelle Natur dieses einmaligen Landstrichs in Polen, der Film würde wegen Langeweile nur als abschaltbar gelten. Doch neben dem  ständigen Herumgekaspere innerhalb der beteiligten Familienmitglieder gibt es jede Menge Landschaftseindrücke aus der Woiwodschaft Ermland - Masuren. Dort, wo im Sommer Myriaden von lästigen Mücken ihr kurzes Leben aushauchen. Wo die Zeit tatsächlich still steht. Wo die Roman - Klassiker " Jauche und Levkojen " oder " Nirgendwo ist Poenichen " von Christine Brückner als Vorlage durchaus ansetzbar wären.

Heimat sollte eine entideologisierter Begriff bleiben, weil die Natur dort eher Platz hielt als der sie besiedelnde Mensch. " Heimat ist kein Ort ", eben!









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