Die Rolling Stones auf dem Plattenteller, der stampfende Hanno Kleinert im Wohnzimmer und die springende Abtastnadel in der Musiktruhe.


Wenn eine Musikgruppe, deren mit ihren veröffentlichten Songs bereits auf  mehr als halbes Jahrhundert ihres Bestehens zurück greifen können, und immer noch auf der Bühne stehen, dann haben die Künstler entweder alles richtig gemacht oder sie können einfach nicht abtreten.

Seit dem der erste Welthit der englischen Rockgruppe " The Rolling Stones " mit dem Titel " ( I can´t get no ) Satisfaction " im Juni 1965 seinen Triumphzug durch die Charts in Europa und den USA startete, sind mehr als 50 Jahre vergangen.  Der an der Einspielung und Produktion Beteiligte Gitarrist und Gründungsmitglied Brian Jones lebt längst nicht mehr. Es ist auch durchaus zweifelhaft, ob er die vielen Jahre und Jahrzehnte nach 1969 überhaupt überstanden hätte,
So verpasste er jedoch die kommerziell erfolgreichste Zeit seiner Bandkollegen.

Die " Stones ", wie sie später kurz genannt wurden, hatten in den 1960ern eine Vielzahl von Singles ausgekoppelt und veröffentlicht. Aber nicht alle wurden ein Nummer Eins - Hit, denn da gab es eben die Konkurrenz durch die " Beatles " und weitere Gruppen sowie Einzelinterpreten.
Dennoch landete die Mehrzahl der als A - und B - Seite aus den Lps ausgekoppelten Lieder in den Hitparaden.

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Rolling_Stones/Diskografie

Diese bestimmten nun einmal den Musikgeschmack eines Teils der einstigen Jugend. So natürlich auch meinen. Als " BRAVO " lesender Teenager orientierte ich mich an den Liedern, die über die Hitparaden platziert wurden und damit auch von den Radiostationen gespielt wurden. Die " Stones " waren ab Mitte der 1960er fast immer dabei.

Und deshalb landeten ihre Singles auch auf dem Plattenteller bei jeder Fete. Irgendwann in den 60ern vergrößerte ich meine Sammlung, wobei ich einen Teil der Single auch gebrauchte kaufte.

Als ich eines Tages einen Schüler aus der Nachbarschaft in das elterliche Haus einlud, weil dieser erst kurze Zeit zuvor zugezogen war und noch keine richtigen Freunde hatte, wusste ich natürlich nicht, ob er sich überhaupt für Musik interessierte. Hanno, so hieß der Schüler, besuchte das Gymnasium in Bückeburg, dass er jeden Tag mit dem Bus erreichen konnte. mein Weg in die Volksschule nur einige hundert Meter lang war und an dem von seiner Mutter und ihm bewohnten Haus in der Feldstraße vorbei führte. Eines Tages sprach er mich dort an und fragte dabei, ob er mich mal besuchen könnte.

So saßen wir an jenem Nachmittag im elterlichen Wohnzimmer und hörten die Single aus meiner Sammlung, die ich zuvor auf dem 10er - Plattenwechsel aufgelegt hatte. Dabei waren natürlich auch die " Stones " - Scheiben " Satisfaction ", Get Off Of My Cloud " und 19th Nervous Breakdown ", die ich mit höchster Lautstärke dem Nachbarn um die Ohren haute.

Hanno, ein eher schmächtiger, aufgeschossener Schüler mit der einst typischen Igel - Frisur ( auch Mecki - Schnitt genannt ), hatte zu den " Stones " - Stücken nicht die rechte Meinung. Er saß aber in seiner - ebenfalls typischen - Lederhose auf dem Sessel und unterhielt sich nebenbei mit mir. Als ich den " Stones " - Titel " Get Off Of My Cloud " spielte sprang er plötzlich, wie von der Tarantel gestochen auf und stampfte wild auf dem Dielenboden herum. Durch die dadurch verursachte Vibration sprang wiederum die Abtastnadel des Plattenspielers, der in der Musiktruhe eingebaut war, heftig auf der Vinylscheibe herum und der Titel kam nur noch bruchstückhaft aus den Lautsprechern heraus.

Erst als ich ihn lautstark aufforderte, das Trampeln zu unterlassen, hörte er damit auf. Ich fragte ihn sofort, warum er denn nach der Musik so Herumtrampeln müsse und bekam dazu die Antwort, dass andere Mitschüler, bei denen er auch mal eingeladen war, dieses ebenfalls so gemacht hätten. Ich schüttelte nur verwundert den Kopf und hielt Hanno für ein wenig abgedreht. Ob er je zum " Stones " - Anhänger mutierte, kann ich nicht sagen. Seine Mutter wurde bald irgendwo nach Norddeutschland versetzt - sie war Lehrerin. Ich sah Hanno danach nicht wieder. In dem haus wohnte danach ein älteres Ehepaar, das seine winzige Rente durch Vermietung von Fremdenzimmer aufzubessern versuchte und es dabei mit der Sauberkeit nicht mehr so genau nahm.

Als ich vor einiger Zeit in den Nachrichten erfuhr, dass die " Stones " wieder eine Tournee wollen, erinnerte ich mich eben an jene Single - Zeiten, in denen diese Musik von den Eltern und vielen Erwachsenen als " Krach " abgetan wurde, und auch an Hanno Kleinert mit dem Igel - Schnitt und den kurzen Lederhosen.

Junge, is dat lange her!




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