Thomas windet, die Borussia wundert und Dresden wirft.



Eigentlich stellt der Freitag den Beginn des nahenden Wochenendes dar. Das gilt zwar für viele Bundesbürger, doch längst nicht für alle. Seit dem das Ladenschlussgesetz dem Einzelhandel die Möglichkeit eingeräumt hat, die Geschäfte an 16 Stunden von Montag bis Samstag zu öffnen, bekommen die Millionen Beschäftigten dort, nur den Heiligen Sonntag als Ruhetag zugesprochen. Und selbst dieser ist die Teilen der Wirtschaft nicht heilig, denn wenn sehr teure Anlagen im Mehrschichtbetrieb laufen, müssen Mitarbeiter hier auch an Sonntagen ran. Aber auch viele Dienstleister oder Behörden, wie Call - Center, Feuerwehren, Rettungskräfte Krankenhäuser und natürlich auch die Polizei, sind von Montag bis Sonntag, somit die gesamte Woche über und dieses oft sogar rund um die Uhr, erreichbar. Eine moderne Industrienation mit einer hoch technisierten Wirtschaft und einer sehr anspruchsvollen Gesellschaft duldet keine Ruhetage.

Da saß ich denn heute Morgen in aler Frühe am Küchentisch und schlürfte meinen Kaffee aus dem Bunzlauer - Becher, las die " Sächsische Zeitung ", die noch einige Tage als Gratisbezug uns erfreuen darf sowie die älteren " SPIEGEL " - Ausgaben und hörte im Hintergrund die Nachrichten des Rundfunksenders MDR aktuell.
Zuvor aber wurde der Main - Kater Felix ordnungsgemäß mit Futter versorgt, unsere kleine Katze Nele, auf dem " IKEA " - Stuhl liegend, dann in räkelnder Positur, durch zarte Streichel - und Kraulaktivitäten ordentlich verwöhnt und die Fenster - Rollade hinunter gelassen, damit die noch schlafende Nachbarschaft nicht von dem hellen Lichtschein der Küchenlampe gestört wird.

Draußen tobte das Sturmtief mit dem Allerweltsnamen Thomas. Es klapperte Irgendetwas irgendwo irgendwann am Haus. Gut, ja, gut, ich sach´ma´, mein norddeutsches Blut, dass in den Ader fließt, ist durchaus Sturm erprobt. So leicht reißt es mich nicht vom Hocker, wenn ich von umgekippten LKW - Anhängern auf den Autobahnen, abgeknickten und umgefallenen Bäumen, die dann Bundestraßen versperren oder gerissenen Oberleitung, die unweigerlich zu Zugverspätungen führen, im Radio höre. Nö, da bin ich schon größere Schäden gewöhnt. Ganze Dächer, die vom Orkan abgedeckt wurden, große Schneisen, in der Tausende von Fichten oder anderem Nadelgehölz, vom Sturm abgeknickt, liegend oder vom Wind platt gewalzte Äcker. Doch der Thomas hat zwar in Sachsen ordentlich gewindet, aber ganz so dramatisch war es dann wohl doch nicht. Er zählt zu den typischen Frühjahrsstürmen, die in schöner Regelmäßigkeit in unsere Hemisphäre auftreten, so, wie auch die Herbststürme, die dann das sich ändernde Wetter ankündigen. Also: " So, what? "

Da dieses alles schon einmal vorgekommen ist; zumindest im Leben eines mittlerweile Eisgrauen, wundert es mich nicht sonderlich, dass sich die Medien wegen dem windenden Thomas ordentlich ins Zeug legen und hierüber ständig berichten.

Ein Wunder jedoch, wenn auch ganz anderer Art, ereignete sich einige Stunden, bevor Thomas windete, einige Hundert Kilometer, genauer gesagt, 831 Km Luftlinie und 1.120 Km Fahrtstrecke in Florenz, wo ab 21.05 Uhr die beiden Profi - Fußballmannschaften des AC Florenz und Borussia Mönchengladbach aufeinander trafen, um im Rückspiel der ersten KO - Runde den Sieger zu ermitteln. Das Spiel in Gladbach ging für die Borussia bekanntlich mit 0:1 in die Büxe. Und ab 21.40 Uhr sah es auch danach aus, dass der VFL aus Mönchengladbach, der bis dahin zwar ganz passabel spielte, jedoch mit 0:2 zurück lag, weil zwei eklatante Abwehrfehler die Florentiner in Front brachten, auch die zweite Partie vergeigen würde. Ausgerechnet Vestergaard, der ja von meinem SV Werder nach Gladbach wechselte, schoss einen kapitalen Bock, rutschte aus und ermöglichte so das 0:2.  Dann gab es doch tatsächlich kurz vor der Halbzeit einen - na,ja, ich meine, zweifelhaften - Elfmeter, den Lars Stindel im italienischen Tor versenkte. Nur noch 1:2; summa sumarum bis dato 1:3. Ich watete die " Sky " - Übertragung bis zur Pause ab, dann verabschiedete ich mich - zugegebenermaßen - leicht frustriert bei meiner besseren Hälfte und überließ ihr die absolute Hoheit über die Fernbedienung. Nicht´s wird´s mit dem Einzug unter die letzten 16!

Im letzten Winkel meines Fußball - Herzens schlägt dieses noch immer für die Borussia. Es sind die Reminiszenzen an die 1970er Jahre, als die Gladbacher den Bazis über viele Jahre Paroli bieten konnten und auch international im Geschäft waren. Was waren das nicht alles für Fußball - Schlachten? Vor allem gegen Italiener. Da war das 7:1 gegen den AC Mailand. Vormals unbestritten ein Verein, der längst in den Fußball - Olymp aufgestiegen war. Netzer´s direkt verwandelte Ecke! Ein Traum für jeden Fußballfan. Egal, ob als Aktiver oder nur Anhänger eines Vereins. Dazu die unfaire Schauspieleinlage des Milanisti Roberto Boninsegna, der nach einem Büchsenwurf ( es war eine leere Cola - Dose ) auf sterbenden Schwan machte. Es gab ein Wiederholungsspiel im alt ehrwürdigen Olympia - Stadion in Berlin, dass Gladbach nur  0:0 gestalten konnte und somit nach einem 2:4 im Mailänder San Siro Stadion ausschied.

https://www.borussia.de/de/team-saison/europapokal/alle-europapokalspiele.html

Okay, das ist sehr lange her. Doch nichtsdestotrotz, die deutschen Mannschaften haben seit dem nie einen leichten Stand gehabt, wenn es gegen italienische Fußballteams zur Sache ging. Diese Gedanken kamen mir, als ich mich dazu entschloss, die 2. Halbzeit zu boykottieren. Was sollte da noch großartig passieren? Eher werden die Florentiner ein drittes Tor markieren, als die Borussen den Ausgleich erzielen. So las ich noch einige Nachrichten im Netz und bloggte auf meiner Seite und guckte bei Facebook hinein. Dann übermannte mich doch die Neugier und ich rief die Online - Präsens des " kicker " auf. Kaum hatte sich die Seite aufgebaut, fiel mir beinahe die Kinnlade herunter. Wie, jetzt? FC Florenz - Borussia Mönchengladbach 2:4 - dreimal Stindl, einmal Christensen. Nee, näh? Das glaube ich jetzt nicht!

Ich beendete meine PC - Aktivitäten und ging hinunter ins Wohnzimmer. Dann sah ich mir doch die letzten 20 Minuten des halben Wunders von Florenz an. Borussia wunderte am Donnerstag in Italien. Doch dafür waren bislang eigentlich meine Grünweißen zuständig. Die jedoch, spielten - so wie es der MDR - Sportjournalist alsbald behauptete - heute Abend in einem der noch vielen Kellerduelle gegen die anderen Grünweißen aus Wolfsburg und nicht in der Euro League um den Einzug in das Viertelfinale.

Wie sich die Zeiten ändern.

Ich ärgerte mich ein wenig, weil der MDR - Radiosprecher diese Meldung in einem Satz in den Sportnachrichten verwurstete. Das ist bestimmt ein FCB - Anhänger. Während ich mir einen weiteren Pott Kaffee brühen ließ, kam dann doch eine eher erfreulich Meldung in den Frühnachrichten. Unsere schöne Landeshauptstadt verzeichnet bundesweit die höchste Geburtenrate. Jau, das ist doch mal was. Und - rein subjektiv besehen - kann ich die Meldung sogar als wahr unterstreichen, denn, wenn ich zum Einkaufen per pedes in Richtung Kesselsdorfer Straße gehe, treffe ich - je nach Tageszeit - jede Menge Kinderwagen schiebende Mütter ( nur selten Väter ), die ihre Sprösslinge herum fahren. Manche sabbeln - zumeist nur unwichtiges - in ihre High Tech - Telefone. Andere wiederum rauchen und telefonieren und schieben den Volksporsche. So lässt sich auch die kostbare zeit vertreiben.

Eigentlich ist eine hohe Geburtenrate durchaus ein Indikator für relativen Wohlstand. Dafür, dass es den Menschen in unserer Stadt doch gut geht. Eigentlich? Gäbe es nicht die ständigen Versammlung der Bachmann´schen Volksdeutschen, die jeden Montag zur Belustigung der übrigen Bevölkerung fort während die gleichen Parolen rufen, der neutrale Betrachter könnte meinen, die Landeshauptstadt stellt eine Idylle inmitten der feindlich gesonnen Restwelt dar. Doch die Fertilitätsrate ist kein Garant für eine intakte Gesellschaft. Dann nämlich nicht, wenn eigentlich die Falschen Kinder auf die Welt bringen. Noch nie sind die finanziellen Anreize durch Sozialtransfers zu groß gewesen, wie in den letzten Jahren unter der oft geschmähten GroKo. Da könnten vielleicht doch jene Frauen im gebärfähigen Alter auf die Idee kommen, sich eher Kinder anzuschaffen als einen Beruf auszuüben. Denn beide Dinge lassen sich eher nicht in unserem Land miteinander vereinbaren. In Dresden scheint dieses dann wohl nicht der Fall zu sein. Die Versorgung mit Krippen - und Hortplätzen ist hier überdurchschnittlich gut.

Während mir nach unserem gemeinsamen Frühstück, dem üblichen freitäglichen Hausputz und anderen zu erledigenden Dingen, diese Überlegungen durch den Kopf gingen, verabschiedete sich Thomas aus Dresden. Der Sturm wird garantiert diverse Schäden hinterlassen haben.  Das Borussen - Wunder wird es im Achtelfinale so nicht mehr geben, denn hier trifft Mönchengladbach auf den FC Schalke 04. In den reinen Bundesligaduell benötigen die Gladbacher keine wunderbare Leistung, um die schwächelnden Schalker aus Gelsenkirchen zu besiegen. So, wie mein SV Werder im heutigen Freitagsspiel eher schlecht spielte und dennoch gewann, kann Mönchengladbach es auch. Der MDR - Nachrichtensender wird darüber morgen früh wieder berichten und dann auch, dass der Wolfsburg - Trainer Ismael in die Wüste geschickt wird, dorthin, wo die Frauen jede Menge Kinder bekommen, dennoch für immer arm bleiben und früh versterben. Das droht den Dresdnerinnen, die auch viele Kinder auf die Welt bringen dann doch nicht. Dafür sorgt eben Papa Staat, sofern der richtige Erzeuger dazu nicht in der Lage ist.

Wie heißt es aber in einem Sprichwort aus der Bibel? Ach, ja: " Wer Wind sät, wird Sturm ernten. " ( Altes Testament, Hosea, Kapitel 8, Vers 7 ).

Gut´s Nächtle mit " The Allman Brothers Band " und dem " Stormy Monday Blues " - Live at the Fillmore East 1971 :



Das Stück hatte ich vor einiger Zeit bei Lutz Hanker im " Beat Club " von Radio Bremen Eins gehört. Nun, ja, wir haben zwar erst Freitag, aber, passt scho.



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