Und da waren es 12 aus 16!



Die Gnade der frühen Geburt nach 1949 hat es ermöglicht, dass ich alle bisherigen 15 Bundespräsidenten der BRD, dann Deutschlands, lebend erleben durfte. Einst, vor vielen Jahren, stellte uns in der Berufsaufbauschule ein Fachlehrer hierzu diverse Fragen. So auch diese, was unter der Bundesversammlung zu verstehen sei. Sinngemäß hat diese so gelautet:
" Erläutern Sie den Begriff " Bundesversammlung ". "

Hmh, würde diese Frage in einer zufälligen Bevölkerungbefragung gestellt werden, ich behaupte, mehr als die Hälfte der Angesprochenen könnte mit diesem Begriff nichts anfangen. Dabei lässt sich dieser eigentlich recht simpel erklären.
Es sind die Abgeordneten des Bundestags ( derzeit 630 ) und der gleichen Anzahl von gewählten Vertretern der Länder, die sich dann anteilig nach ihre Bevölkerungsgröße bestimmt werden. Vor der Wiedervereinigung waren es natürlich weniger Wahlberechtigte, nämlich zwischen 804 und 1040. Die 16. Bundesversammlung ist die zahlenmäßig bislang größte.

Diese wird in einigen Stunden den SPD Kandidaten Frank - Walter Steinmeier zum 16. Bundespräsidenten ernannt haben.
Vor ihm waren es deren 11 Männer, wovon 4 die erlaubte zweite, fünfjährige Amtszeit antraten.


https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesversammlung_(Deutschland)#16._Bundesversammlung_.2812._Februar_2017.29

Es waren / sind bisher:

Theodor Heuss: Ein FDP - Politiker der am 12. September 1949 zum ersten deutschen Bundespräsidenten gewählt wurde. Er kandidierte 1954 ein zweites Mal und wurde bis 1959 durch Wiederwahl in seinem Amt bestätigt. Heuss´ Bezug zur NS - Zeit ist eher indifferent; jedoch muss er eher als Opfer, denn als Mitläufer und Täter gesehen werden. Die westdeutsche Zweimarkmünze wurde bis zur Einführung des Euro mit seinem Konterfei belegt. Weiterhin waren zwei Briefmarkenserie zu seinem Gedenken im Umlauf.

Heuss, geboren am 31. Januar 1884, verstarb am 12. Dezember 1963 in Stuttgart.

Heinrich Lübke: Der CDU - Politiker wurde am 1. Juli 1959 zum Nachfolger von Theodor Heuss gewählt. Auch er trat zu einer zweiten Amtszeit an und erreichte am 1. Juli 1964 in dem ersten Wahlgang die absolute Mehrheit aller Stimmberechtigten.
Lübkes Wirken während des faschistischen Regimes in Deutschland wurde oft kritisiert. Er konnte hier auf eine durchaus respektable Karriere verweisen und muss als Profiteur der NS - Jahre gesehen werden.
So mancher Fauxpas begleitet Lübke während seiner 10jährigen Amtszeit
(  https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Lübke#Zeit_des_Nationalsozialismus ).

Ich erinnere mich noch an die Fernsehübertragungen aus dem Bonner Plenarsaal, wenn Lübke nach Rückkehr von einer Auslandsreise vor einem rammelvollem Bundestag nebst Regierungsbänken in einem ermüdenden Ton, in epischer Länge über diese Besuche monologisierte.

Gustav Heinemann: Der SPD - Minister wurde am 5. März 1969 zum Lübke - Nachfolger gewählt. Hierzu benötigte er allerdings die vorgesehen 3 Wahlgänge und die relative Mehrheit aller abgegeben und gültigen Stimmen. Er verstarb am 7. Juli 1976 86jährig in Essen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Heinemann

Walter Scheel: Er folgte Gustav Heinemann mit der Wahl am 15. Mai 1974. Der FDPler war ein Freund des Genusses und sich deshalb auch nicht zu schade, ein Volkslied als Schlager wieder aufleben zu lassen. Scheel, der singende ( " Hoch auf dem gelben Wagen " ) Bundespräsident. Wie sich die Zeiten ändern.  Auch Scheel war zuvor Bundesminister im Kabinett von Willy Brandt.
Walter Scheel verstarb am 24. August 2016 in Alter von 97 Jahren in Bad Krozingen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Scheel

Karl Carstens: Der gebürtige Bremer war CDU - Mitglied und wurde am 23. Mai 1979 zum Bundespräsidenten gewählt. Er war nicht unumstritten, denn er beantragte - allerdings auf Druck des Landgerichtspräsidenten - während der braunen Diktatur die NSDAP - Mitgliedschaft, die er allerdings nie erlangte. Dieser Umstand wurde indes von Carstens - Kritikern - wohl bewusst - falsch dargestellt. Die Amtszeit des CDUlers endete am 23. Mai 1984. Carstens verstarb am 30. Mai im Alter von 77 Jahren in Meckenheim.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Carstens

Richard von Weizäcker: Das CDU - Mitglied wurde für zwei Amtszeiten zum sechsten Bundespräsident gewählt. Am 23. Mai 1984 und am 23. Mai 1989 erhielt er jeweils im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmberechtigten. Er entwickelte während seiner Amtszeit eine kritische bis tadelnde Distanz zu den politischen Parteien ( CDU - Flick - Spenden - Affäre ) und wurde zum bis dato beliebtesten Bundespräsidenten ( seine Reden wurden später als Buch veröffentlicht ) und war der erste Bundespräsident nach der Wiedervereinigung 1990.
Richard von Weizäcker verstarb am 31. Januar 2015 im Alter von 94 Jahren in Berlin.


https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_von_Weizsäcker


Roman Herzog: Der gebürtige Landshuter wurde am 23. Mai 1994 im dritten Wahlgang zum siebten Bundespräsidenten des wiedervereinigten Deutschlands mit den Stimmen der Delegierten der Neuen Bundesländer gewählt. Die Wahl fand zum ersten Mal im Reichstagsgebäude der neuen Bundeshauptstadt Berlin statt. Die Amtszeit des CDU - Mitglieds fiel in eine schwierige wirtschaftliche - und gesellschaftspolitische Phase, da der kurzzeitige Wiedervereinigungsboom abflaute. Roman Herzog hielt deshalb seine bekannt gewordene " Ruck " - Rede am 26. April 1997. Der einstige Richter am Bundesverfassungsgericht verstarb am 10. Januar 2017 im Alter von 82 Jahren in Bad Mergetheim.

https://de.wikipedia.org/wiki/Roman_Herzog

Johannes Rau: Der SPDler wurde am 23. Mai 1999 im zweiten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt. Der gebürtige Nordrhein - Westfale setzte während seiner Amtszeit auf andere Inhalte. Sein Kredo hieß: " Versöhnen statt Spalten "; weshalb er später spöttisch als Bruder Johannes apostrophiert wurde. Nach 5 Jahren kandidierte Rau nicht mehr. Er verstarb am 27. Januar 2006 im Alter vom 74 Jahren in Berlin.

https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Rau

Horst Köhler: Seine Ernennung war nicht unumstritten, weil Köhler zuvor ausschließlich in den Bereichen von Wirtschaft und Finanzen tätig war. Der am 22. Februar 1943 in Heidenstein, dem heutigen Skierbieszow, Polen, geboren Köhler setzte während seiner Amtszeit auf Reformen und erhielt vor allem im Ausland durch sein partnerschaftliches Auftreten eine hohe Reputation. Am 23. Mai 2009 wurde Horst Köhler für eine zweite Amtszeit mit einem knappen Ergebnis von erneut 50,1 % aller abgegebenen, gültigen Stimmen wieder gewählt. Horst Köhler trat am 31. Mai 2010 überraschend zurück. Er äußerte sich dazu nur insoweit, als dass er die verabschiedeten Auslandseinsätze deutscher Soldaten als nicht hilfreich kritisierte. Auch die so genannte Griechenland - Hilfe, die an einem Tag im Schnelldurchlauf durch die beiden Parlamente geschoben wurde, fand bei Köhler keine Zustimmung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Köhler

Christian Wulff: Der am 19. Juni 1959 in Osnabrück geborene Wulff gehört, wie sein Vorgänger Köhler, der CDU an. Wulff war allerdings zuvor als Landtagsabgeordneter in Niedersachsen und späterer Ministerpräsident in der politischen Laufbahn eine andere Hausnummer. Dennoch feite seine bisher Vita ihn nicht vor den größten Skandal in der Historie um das höchste deutsche Amt.
Wulff wurde am 30. Juni 2010 in Berlin zum 9. Bundespräsidenten gewählt. Er erhielt im III. Wahlgang knappe 50,3 % der abgegeben, gültigen Stimmen.
Wulff trat am 17. Februar 2012 von dem Amt zurück, nachdem eine medial unschöne Aufarbeitung seiner sehr diffusen Verflechtungen als Politiker, Privatmann und Bundespräsident mit finanziell besser gestellten " Freunden " über viele Wochen und Monate erfolgte und ein Antrag auf Aufhebung der Immunität der Staatsanwaltschaft Hannover wegen einiger Ermittlungsverfahren hierzu die Folge war.
Das von der Regenbogen - Presse zum Glamour - Paar hoch gejazzte Ehepaar Bettina und Christian Wulff kam auch danach nicht aus den Schlagzeilen heraus. Bettina Wulff machte sich durch ein vorschnell und bewusst auf Profit abzielendes Buch zu ihrer Zeit mit dem noch Ehemann und Bundespräsidenten zudem lächerlich. Doch Christian Wulff eckte zuvor nicht nur durch sein Privatleben in der Öffentlichkeit an. Er vertrat unter anderem auch die Auffassung, dass der Islam zur bundesdeutschen Gesellschaft zähle.

https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Wulff

Joachim Gauck: Der am 24. Januar 1940 geborene Rostocker wäre eigentlich der bessere Bundespräsident gewesen und wurde bereits 2010 als Kandidat der SPD und Bündnis 90 / Die GRÜNEN vorgeschlagen. Am 18. März 2012 erhielt er mit über 80 % der abgegebenen, gültigen Stimmen, eines der besten Wahlergebnisse in der Historie der Bundespräsidentschaftswahlen.
Joachim Gauck, der als parteiloser Kandidat antrat, äußerte sich in der Folgezeit regelmäßig zu aktuellen politischen Themen und nahm dabei eine sehr klare Haltung an.
Aufgrund seines Auftretens im Ausland hatte auch er ein hohes Ansehen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Gauck

Frank - Walter Steinmeier: Am heutigen Tag wurde er mit über 74 % der abgegebenen, gültigen Stimmen zum Nachfolger von Joachim Gauck gewählt. Frank - Walter Steinmeier, geboren am 5. Januar 1956 in Detmold ist ein politisches Schwergewicht und ein auf Ausgleich strebender Berufspolitiker, der durch seine Erfahrung als Bundesaußenminister auch international ein hohes Ansehen genießt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Frank-Walter_Steinmeier

Da saßen sie nun alle, die Damen und Herren der Bundesversammlung, die ab 12.00 Uhr nach einer Eröffnungsrede des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert und des scheidenden Bundespräsidenten Joachim Gauck zu der Wahl schreiten durften.
Von Thomas Adasch ( CDU / Niedersachsen ) bis Brigitte Zypries ( SPD / Hessen ) waren sie alle gekommen. Darunter auch Prominente, wie Rayk Anders, Iris Berben, Katja Ebstein, Hape Kerkeling ( CDU ), Veronica Ferres ( CDU ) oder Stefanie Kloß ( SPD ). Aber auch Sportler - Prominenz war am Werke, so unser Bundes - Jogi ( GRÜNE ), Bibiana Steinhaus Schiedsrichterin, SPD ) oder Reinhard Rauball ( DFB - Präsident und Präsident des BVB 09 Borussia Dortmund, SPD ), Peter Maffay ( SPD ) und auch unser aller " Rolli " Ronald Keiler alias Roland Kaiser ( SPD ) war dabei.

Nur einer aus der Garde der rechtsradikalen Trommler und wüsten Hetzer aus der AfD - Fraktion in Thüringen mit dem Namen Björn Höcke ließ sich arbeitsunfähig krank schreiben. Es ist wohl auch besser so - für diese, unsere, nicht immer geliebte, aber wohl noch funktionierende Demokratie.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Mitglieder_der_16._Bundesversammlung_(Deutschland)

Achim Reichel und " John Maynard " ( Unser Steuermann ) - 1978:

und " Pidder Lüng " von seinem Album " Regenballade "  - 1978:









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