Kasimir und Jakob


Die vorvergangene Woche war wieder sehr ereignisreich. Zunächst durften wir unseren Gasthund an die eigentlichen Halter mit großer Erleichterung zurück geben. Zwar ist die Labradorhündin " Dory " eigentlich eher pflegeleicht. Doch Hund ist nun einmal  Hund und nicht Katze. Deshalb musste ich auch bei spät sommerlichen Temperaturen mindestens zwei Mal am Tag mit unserem Gasthund Gassi gehen. Die Hündin freute sich, denn trotz der Wärme ließ sie sich anstandslos ausführen.

Just bei einer dieser Gänge trafen wir auf die Nachbarin mit ihrem schon leicht betagten Labrador - Rüden, der den witzigen Namen " Kasimir " trägt. " Kasimir " hat schon mindestens ein Jahrzehnt auf dem Buckel und ist nicht mehr ganz so schnell auf den vier Beinen. Doch " Kasimir " muss ebenfalls an die frische Luft. So bewegte er sich gemächlich an der Seite seiner Halterin und schnupperte dann und wann im Gras herum.

Während des gemeinsamen Gangs erfuhr ich, dass " Kasimir " in den jüngeren Tagen irgendwann nicht mehr auffindbar war. Er verschwand in einem unbeobachteten Moment von dem Grundstück der Nachbarn. Diese suchten beinahe sämtliche Straßen nach ihrem Liebling ab. Einige Zeit später trafen sie dabei auf Nachbarn, die " Kasimir " gefunden hatten. Er lag schwer verletzt in einem Abflussschacht, den der Bauer beim bewässern der Kartoffelfelder nicht wieder abgedeckt hatte. " Kasimir " musste von der herbei gerufenen Feuerwehr gerettet werden. Anschließend fuhren die Hundehalter den Rüden in die Tierklinik, wo er operiert werden musste. Das war sehr teuer.

Als " Kasimir " dann geschlechtsreif wurde, zog es ihn in die Gegend einer läufigen Hündin. Dort saß er vor dem verschlossenen Grundstück und wimmerte laut. Die dortigen Grundstücksnachbar informierten die Hundehalter, die " Kasimir " dann abholen konnten. Doch schon am nächsten Tag war " Kasimir " wieder vor Ort und versuchte sein Glück. So ging das einige Tage lang. Dann war es mit der Läufigkeit der Hundedame vorbei.

Bei einem späteren Ausbüxen verletzte sich " Kasimir " an einem Vorderlauf und musste erneut operiert werden. Das wurde nochmals sehr teuer.

Die Hundehalter aus der Nachbarschaft ließen " Kasimir " dann kastrieren. Seitdem stellte er zwar nicht mehr den läufigen Hündinnen nach, aber er suchte dennoch ab und zu das Weite. Deshalb schlossen die Nachbarn eine " Tierkrankenversicherung " ab. Die kostete zwar nicht sehr viel, übernimmt allerdings teilweise die anfallenden Tierarztkosten für den Hund.   

Seit dem machte " Kasimir " keine Probleme mehr.

Ich lachte, als die Nachbarin mir die Geschichten erzählte. Sie waren mir bekannt, denn ich hatte sie in abgewandelter Form irgendwann selbst erlebt. Verletzungen, Tierarztkosten, Läufigkeit, Tierkrankenversicherung - all diese Dinge kosten über viele Jahre viel Geld.

Wir verabschiedeten uns voreinander. Die Nachbarin und " Kasimir " schlugen einen anderen Weg ein. " Dory " lief mit mir in Richtung Haus zurück. Dort bekam sie ihre Futterportion und legte sich auf den Rasen. Haustiere sind oft wie Kleinkinder; sie müssen ver - und umsorgt werden.

Und just dieses hörte ich einige Tage später als eine Familie sich unsere zuvor ausgebuddelten Gehwegplatten und die Randsteine abholte. Diese wohnt in der Nähe von Augsburg. Augsburg liegt am Lech. Der Lech führt regelmäßig Hochwasser. Das Hochwasser dringt dabei in das Grundstück ein und beschädigt dabei das Wohngebäude. Die Platten sollten als Fundament dienen; auf dem ein Schuppen stehen soll. Ein größeres Projekt also.

Die Familie erschien mit einem Zweiachsanhänger. In weiser Voraussicht hatte der Ehemann eine Sackkarre mitgebracht. Zunächst aber benötigte diese genügend Reifendruck. Leicht fluchend pumpte der Hausherr die beiden Gummireifen mit einer Handpumpe auf. Dann konnte es los gehen. Beide Erwachsene schleppten die erste Fuhre der mörderisch schweren Betonplatten zum Anhänger, den sie zuvor auf das Baugelände gefahren hatten.

Dann war noch Jakob, der knapp zweijährige Sohn des Paars, anwesend. Jakob zeigte sich als äußerst agil. Er wuselte überall im Garten umher. Jakob zog meinen alten Bundeswehr - Klappspaten aus dem Schuppen und buddelte. Dann bemächtigte er sich der Beetharke mit der er den Sand durch wühlte. Auch die weiteren Gartenutensilien aus dem Schuppen waren vor Jakob nicht sicher.

Jakob spielte, während wir die Betonplatten schleppten. So störte er uns nicht bei der Arbeit. Es verging mehr als eine Stunde. Innerhalb dieser Zeitspanne hatte Jakob nahezu unseren gesamten Kleingerätebestand aus dem Schuppen nach draußen bugsiert. Jakob konnte alle Dinge gebrauchen. Er schraubte die beiden Feststeller des Sonnenschirmständers ab und ließ einen in die Hülse des Ständers rutschen. Dazu kam die Plastehülle des " Balisto ", den er zuvor vertilgt hatte.
Jakob war weiterhin sehr aktiv und flitzte durch den Garten bis zum Anhänger und wieder zurück.

Jakob der Wirbelwind, eben.


Irgendwann in dieser Zeitspanne hatte Jakob Einen in die umlegte Windel gedrückt. Jetzt roch es bei Jakob ein wenig streng. Seine Mama Miriam bemerkte es und stellte ihrem Filius die eindringliche Frage, ob er " A - A  n´ein gemacht " habe? Jakob nickte. Doch Mama Miriam arbeitet mit uns weiter.

Nach knapp drei Stunden war die Platten - Verladeaktion erledigt.; mein Hemd durchgeschwitzt, und Jakob roch immer noch sehr streng. Die Familie G. bekam bei uns noch kühles Mineralwasser kredenzt. Das war - so wie die fast 1, Tonnen Betonelemete - auch umsonst. G.´s waren nicht wohlhabend, so wie viele Nachbarn um uns herum. Sie fuhren einen etwas betagten, zuvor gebraucht erworbenen kleineren Geländewagen mit Allradantrieb, denn Herr G. war LKW - Fahrer mit ausgeprägten handwerklichen Fähigkeiten und benötigte ein solches Fahrzeug, um Transporte für das Hausgrundstück erledigen zu können. Frau G. war inzwischen Dreifachmutter und Krankenpflegerin.

Jakob ist der Nachzügler von Frau G. Das dritte Kind von Frau G. Drei Kinder von drei Vätern, also! Egal, G.´s waren okay. Sie bedanken sich bei uns. Dann fuhren sie von dem Baugelände in Richtung Autobahn. Sie wollten noch zu dem in München wohnenden Vater und dann nach Ingolstadt, um dort noch weiteres Baumaterial aufzuladen.

Jakob kam natürlich mit. Zuvor musste aber noch die Windel gewechselt werden . Jakob Wirbelwind der Windelträger sagte dann " Tschüß ".

Merke also: Haustiere und Kinder sind mit Arbeit verbunden, aber sie machen auch Freude und halten jung!




" Strobe " - " Sun Birth " - " Bunker Sessions " - 2017:




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