Nachschulung?
Vor einigen las ich in der letzten " SPIEGEL " - Ausgabe einen Artikel über einen tödlich ausgegangenen Verkehrsunfall an dem eine 85jährige PKW - Fahrerin und ein 9jähriger Radfahrer beteiligt gewesen waren. Über mehrere Seiten wird in einer Art " Homestory " über die Beteiligten, insbesondere die Familie aus der Nähe von Detmold, einer Stadt im ostwestfälischen Landkreis Lippe, an der Peripherie des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein - Westfalen, berichtet.
Beim Lesen des Artikels stellte ich mir alsbald die Frage: " Was hat ein Verkehrsunfall in einem politischen Magazin zu suchen? "
Die Antwort könnte in dem immer wieder kehrenden, so genannten Sommerloch zu finden sein. In der eher Nachrichten armen Zeit zwischen Anfang Juli bis Ende August eines jeden Jahres, in der die Masse in den Ferien, im Urlaub, sich also in der arbeitsfreien Zeit befindet. Wenn keine interessanten Themen produziert werden und solche den Medien vorliegen, werden die dadurch entstehenden Lücken einfach mit Meldungen, Berichten und Geschichten aufgefüllt.
Auch einem renommierten Nachrichtenmagazin, einem " Qualitätsmedium ", dem " SPIEGEL " ist dieses nicht unbekannt. Deshalb ließen die Damen und Herren aus der Redaktion die Geschichte mit dem durch eine 85jährigen Autofahrerin verursachten, dann tödlich ausgehenden Verkehrsunfall überhaupt zu.
Solche Ereignisse bringen es überwiegend nur in den lokalen Nachrichtenteil irgendwelcher Tageszeitungen. So, wie jener Unfall, den ein 80jähriger " Porsche " - Fahrer auf dem Weg zur einstigen Schicki - Micki - Insel Sylt verursachte:
https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/80-jaehriger-porschefahrer-hat-moeglicherweise-unfall-auf-autozug-in-westerland-verursacht-1400102.html
Oder diese Unfallmeldung:
https://www.all-in.de/oberstaufen/c-polizei/sieben-verletzte-nach-schwerem-unfall-auf-der-b308-bei-oberstaufen_a5038974
Aber auch ein solcher Bericht findet immer wieder den Platz in einer Lokalzeitung:
https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/wernigerode/729676_VW-Fahrer-84-reisst-bei-Unfall-einen-80-Jaehrigen-in-den-Tod.html
Die " SPIEGEL " - Mitarbeiterin Barbara Hardinghausen ist schon über einen längeren Zeitraum für das Hamburger Nachrichtenmagazin tätig. Ihre Artikel gehören zu den durchaus lesenswerten. Nun aber arbeitet sie sich an einem " Schwafel " - Thema ab. Bei allem Respekt vor dem überwiegend hohen Informationswert vieler " SPIEGEL " - Artikel, dieser, nachzulesen unter dem Titel " Verkehr: In Detmold fährt eine 85-jährige Frau einen Jungen tot – wann sollte man aufhören, Auto zu fahren? im Heft 35 / 2019, ist größtenteils mit zusammen geklaubten Statistiken, Behauptungen und Plattitüden durchsetzt.
https://magazin.spiegel.de/SP/2019/35/165579706/index.html?utm_source=spon&utm_campaign=centerpage
" Wann sollte man ( Mann und Frau? ) aufhören, Auto zu fahren? "
Ja, wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, das eigene Auto abzumelden und zu verkaufen? Den " Lappen " bei der Führerscheinstelle abzugeben?
Mit 65? Mit 75? Mit 85?
Gibt es eine solche Altersgrenze überhaupt? Und, wenn es sie gäbe, wer würde diese festlegen wollen?
Meistens sollte der eigene Verstand dem Führerscheininhaber sagen, wann er aufhören muss, ein Fahrzeug zu führen. Vielleicht sollte ein Selbsttest dieses erleichtern? Oder gar eine Nachschulung? Nur: Auch hier gibt es keine gerichtsfeste Altergrenze, ab der eine zusätzliche Prüfung verlangt werden muss.
Es gibt auch keine Statistik, die eine signifikant höhere Zahl von alten oder älteren Verkehrsteilnehmern nachweist, die an Unfällen mit tödlichen Ausgang beteiligt waren. Unfallstatistiken lassen sich ebenso wie Kaugummi ziehen und in eine bestimmte, von ihrem Benutzer gewollte, Richtung zur Untermauerung eigener Meinungen oder Behauptungen aufführen.
Wenn beispielsweise von 100 Führerscheininhabern die Mehrheit in der Altersgruppe ab 70 Jahre und darüber fällt und von 100 Unfällen mit tödlichen Ausgang die meisten Verursacher in diese Altersgruppe fallen, dann bedeutet dieses nicht, dass diese besonders häufig solche Unfälle verursachen, denn bezogen auf die absolute Zahl der " betagten " Autofahrer, heißt dieses eher, dass die Mehrheit keine tödlich verlaufenden Verkehrsunfälle verursacht.
Nun, ja, die Hardinghaus´sche Geschichte zeigt wohl eher die Aspekte der eher seltsamen Austriebe der Trauerbewältigung jener betroffenen Familie aus dem Lippischen auf, denn kann als Fingerzeig für alle betagten bis hoch betagten Autofahrer heran gezogen werden.
Zudem ist das Strafrecht keineswegs " Täterrecht ". Die den Unfall verursachende 85jährige wurde zu einer Geldstrafe über den Grenzwert von 90 Tagessätzen durch das Gericht verurteilt. Sie hat ihre Fahrerlaubnis zwischenzeitlich abgegeben. Die Haftpflichtversicherung ist - mutmaßlich - für sämtliche Unfallkosten eingetreten. Schmerzensgeld für den - zugegebenermaßen - tragischen Unfalltod des 9jährigen Kindes steht den Eltern und / oder den hinterbliebenen Geschwistern in diesem Fall nicht zu.
Das deutsche Recht lässt sich auch hier nicht mit dem in den USA vergleichen.
So muss die Öffentlichkeit für die monetären Komponenten der Unfallgeschichte herhalten? Und dieses übernimmt mit der Homestory der " SPIEGEL "?
Bei mir verursacht der Artikel ein gewaltiges Magengrummeln.
" Space Debris " - " Demons Live " - " Live At Finkenbach " - 2012:
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