So nicht, Herr Löw!
Hamburg scheint nicht nur für meinen heiß geliebten SV Werder Bremen kein gutes Pflaster zu sein. Die Millionen - Metropole an der Elbe, das selbst ernannte Tor zur Welt, das einst größte Freudenhaus Europas, sie ist insbesondere für unseren fußballerisch sich immer auf Augenhöhe währenden " Lieblingsfeind " an der Westgrenze, ein durchaus lohnenswertes Ziel.
Vorgestern Abend trafen ab 20.45 Uhr die beiden Auswahlteams der Niederlande und Deutschlands just in der Freien Hansestadt Hamburg aufeinander. Der von Bundestrainer Joachim Löw betreute Kader kam nur eine Halbzeit, nämlich in der ersten dieses Qualifikationsspiels ein Bein an Deck. In den weiteren mehr als 45 Minuten wurde er von den Niederländern förmlich vorgeführt.
RTL durfte diese Begegnung direkt übertragen. Wie üblich eingebettet in Form von viel Reklame, Eigenwerbung sowie einem nahezu unerträglichen, von Nonsens - Informationen getragenen Geschwafel des Albtraum - Duos Hagemann / Freund. Es ging ja gut los. Der Ex - Werderaner Serge Gnabry machte bereits nach wenigen Minuten das 1:0 für " unsere " Auswahl. Die deutschen Eichen um den FC Bazi - Verteidiger Süle standen ehern hinten drin und " de Grachten " liefen kreuz und quer drum herum. Nix zu machen. Kaum Torchancen. Und wenn, dann war die Obereiche, der Bayern - Import aus dem Pütt Neuer zur Stelle.
Das änderte sich nach der Halbzeit schlagartig.
Die Männer des Bondscoaches Ronald Koeman - trotz phonetischer Ähnlichkeit - nicht zu verwechseln mit dem Bazi - Turbolader Kingsley Coman, drehten nun wie der Millionario des FC Bayern zu besten Minuten, ordentlich auf und schenkten den schwer fällig spielenden deutschen Eichen vier Dinger ein.
Abgesehen von dem unberechtigten Elfmeter, den Toni Kroos zum zwischenzeitlichen 2:2 verwandelte sowie ein Chance des abbauenden Serge Gnabry kurz vor dem Ende der Begegnung, kam da nichts mehr von dem Gegner Duitsland. Zum Entzücken der mitgereisten 2000 Oranje - Anhänger, die dann lautstark ihre Jongs abfeiern durften.
2:4 hieß es nach Abpfiff des Spiels. Es hätte nie anders herum lauten dürfen, denn Löw´s Mannen waren einfach nur schlecht. Die zweite Halbzeit erinnerte mich dann fatal an andere Spiele gegen die Niederlande oder dem blamablen 0:1 ( der Nationalheld der DDR hieß einst Jürgen Sparwasser ) gegen den sozialistischen Namensvetter aus den östlichen Gefilden.
1974 ist nun 45 lange Jahre her. Einst pöbelte das Latrinenblatt für die Baubuden in der BRD vor der WM - Begegnung gegen die ( " DDR " ) und musste einen Tag nach der Niederlage kleinlaut titeln: " So nicht, Herr Schön! " ( gemeint war damit der gebürtige Dresdner Bundestrainer Helmut Schön ).
Nun, dass die DDR dann als Gruppensieger in die nächste WM - Runde im Lande des Klassenfeindes einziehen durfte, während die Schön - Auswahl als Zweiter hinter der DDR sich mit den Gegner aus Jugoslawien, Schweden sowie Polen begnügen durfte, war im Nachgang ( so manche ahnungsloser Schreiberling irgendeiner westdeutschen / westlichen Postille bewertete dieses als Schön´s genialen Schachzug ) sei nur am Rande erwähnt. Die wahren, die dicken Brocken, befanden sich in der Tat in der DDR - Gruppe. Dort qualifizierten sich nämlich Brasilien, Argentinien und eben die Niederlande.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fußball-Weltmeisterschaft_1974
Vielleicht mag es eine Ironie der Fußballgeschichte sein, dass eben die DDR sich mehr an dem Sieg über den mächtigen Bruder und Klassenfeind ergötze als über den Gruppensieg, der letztendlich die schwereren Gegner bescherte. Die Auswahl des zweiten deutschen Staates belegte - vor den Argentiniern - immerhin Platz 3. In das Endspiel, das bekanntlich in München ausgetragen wurde, zogen aber die Niederlande und die BRD ein. Die " BILD " - Zeitung als selbst ernanntes größtes " Fußball - WM " - Blatt frohlockte dann über den knappen und unverdienten Sieg der wahren Deutschen über die Niederlande.
Eine Feindschaft auf Jahrzehnte war damit vorprogrammiert. Diese erfuhr ihren Höhepunkt 1988 als in dem EM - Spiel die Niederländer auf die BRD trafen. Austragungsort war Hamburg. Das spielt ging 1:2 verloren. Der heutige Bonds - Coach Koeman wischte sich mit dem zuvor von Olaf Thon erhaltenen Trikot den Allerwertesten ab. Der " Springer " - Boulevard tobte.
Zwei Jahre später folgte in Mailand die Rache des Plattfußindianers. Die von " Kaiser " Franz Beckenbauer geführte deutsche Nationalmannschaft gewann im Achtelfinale 2:1 gegen die Niederlande. " Lama " Frank Rijkaard spukte den deutschen Spieler Völler an und provozierte somit auch dessen Platzverweis. Koeman schoss erneut ein Elfmetertor gegen Duitsland, der nur zur Ergebniskosmetik führte. Die bundesdeutsche Auswahl wurde bekanntlich in Italien Fußballweltmeister.
Und last but not least entpuppte sich das 3:1 über indisponierte deutsche Fußballer bei dem Gruppenspiel der EM in Schweden am 18. Juni 1992 im legendären Ullevi Stadion zu Göteborg als Pyrrhussieg, denn im späteren Halbfinale warteten auf die Niederländer die Männer um Peter Schmeichel, Flemming Povlsen und Brian Ludrup; die späteren Europameister aus Dänemark. Die dänische Auswahl gewann mit 5:4 im Elfmeterschießen. Ausgerechnet der " Superstar " Marco van Basten, der 4 Jahre zuvor gegen die UdSSR das 2:0 erzielte, verschoss seinen Elfmeter. Der aktuelle Bonds - Coach Koeman traf indes.
Nun gab es am Freitag, den 6. September 2019 wieder eine Klatsche gegen " de Grachten ". 2:4 hieß es am Ende. Aber nicht nur das Ergebnis muss einem Fußballfreund Sorgenfalten auf die Stirn des längst ergrauten Hauptes zerren. Nein, vor allem, wie diese Pleite zustande kam war doch besorgniserregend.
Folgerichtig behaupteten die Ober - Experten des Latrinenblattes:
"
DEUTSCHLAND – HOLLAND 2:4
Tatü TAH TAH!
Jetzt haben wir EM-Alarm
2:4 gegen Holland. Nach dem tollen Sieg im Hinspiel (3:2) der erste Rückschlag in der Quali. Liegt vor allem an Jonathan Tah (23). Der Verteidiger sieht beim ersten Gegentreffer nicht gut aus, das zweite macht er selbst per Eigentor. Und auch das 2:3 kann er nicht verhindern. Beim 2:4 verhindert er den Traumpass von Depay nicht.
"
- Zitatende - aus:
https://www.bild.de/sport/fussball/nationalmannschaft/em-quali-deutschland-gegen-holland-2-4-jetzt-haben-wir-em-alarm-64475898.bild.html
Nein, nicht Tah alleine hat das Spiel vergeigt. Auch Reus und Werner, die einen gebrauchten Tag hatten. Toni Kroos blieb auch eher blass. Ebenso Kimmich und Klostermann.
Das hanseatisch - sehr unterkühlte Publikum in der Hamburger Schüssel tat sein übriges.
" So nicht, Herr Löw! "
" Wishbone Ash " - " Ballade Of The Bacon " - " Wishbone Four " - 1973:
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