DDR - Briketts: Ein Luxus für Jedermann?

 


In jener Folge der " Soko Wismar " musste sich denn auch das Ermittlerteam um den rundlichen Brummbär Reuter mit jenen ostalgischen Anwandlungen abgeben, die einst ds Thema Heizen und Braunkohlbriketts abdeckten. 

 https://www.fernsehserien.de/soko-wismar/folgen/18x16-der-schoene-schein-1436444

Für Ex - DDRler und Geschundene des über 4 Dekaden real existierenden Sozialismus ein Bereich, aus dem sich Bücher schreiben ließen.

So sprang denn meine bessere Hälfte sofort darauf an und erklärte mir als den erheblich privilegierteren Deutschen aus dem Westen, der vormaligen BRD also, wie die ökonomische Systematik, die hinter jenem Anspruch auf Beheizung einer - eigentlich - kaum beheizbaren Altbauwohnung zu sehen ist.

Zunächst gab es dazu die real existierende Basis allen Übels, nämlich dass die DDR arm - noch ärmer als der jenseits des Hochsicherheitstraktes, der Staatsgrenze bestehenden BRD - an Rohstoffen bzw. fossilen Energieträgern ist ( und auch ewig bleibt ).

Von jenem Grundübel ausgehend, entwickelte sich  aus der Ursuppe der sozialistischen Planwirtschaft - Marke DDR - das Erfordernis, die dann seit 1961 eingesperrte Bevölkerung mit den nicht vorhandenen Energieträgern Öl, Gas und Steinkohle versorgen zu müssen. Dieses geschah durch die planvollen, aber die Umwelt vernichtenden sowie Bürgerrechte abschaffenden Abbau von Braunkohle.

Im Netz finden sich zu diesem Thema unzählige Seiten. Hier ein Beispiel:

https://www.zeitklicks.de/ddr/das-system/wirtschaft/braunkohle-liefert-energie-doch-zu-welchem-preis   

Was in den ersten Jahren der DDR noch einigermaßen funktionierte, nämlich die Versorgung der nicht zur systemischen Elite gehörenden Bevölkerung, wurde alsdann zu einem nahezu unlösbaren Problem. Die Versorgung mit Braunkohle musste sichergestellt bleiben, kostete es, was es wollte. Nicht etwa, weil die Bevölkerung dieses erwartete, nein, vor allem, weil die DDR - Betriebe und Kombinate die Energie benötigten. Da Braunkohle der einzige, im Land abbaubare fossile Energieträger war, mussten die damit befassten Kombinate 24 Stunden lang, 7 Tage in der Woche, das gesamte Jahr über auf Volllast fahren.

Wenn dann ein Naturereignis, wie der Schneesturm zum Ende des Jahres 1978 außerplanmäßig die Versorgung beinahe zum Erliegen brachte, brach die DDR schon damals fast zusammen. Aber auch ohne derartige, extreme Wetterereignisse war der Braunkohleabbau und die Kohleherstellung sowie deren " Verstromung " in den frühen 1980er Jahren bereits am Limit. Da von der Braunkohle die gesamte DDR - Nationalökonomie abhing, die dann bereits bei kleinen systemischen Störungen zum Zusammenbruch führen konnte, waren die dadurch entstandenen Umweltschäden kaum zu erfassen. Neben vollkommen verwüsteten Landschaften, vergifteten Flüssen, Bächen und Seen, war die Luft extrem Schadstoff belastet.

Die DDR stank.

Tja, bei all diesen, zudem auch Krebserkrankungen  auslösenden Begleitumständen rund um den Braunkohleabbau, stellt sich dann der kritische Betrachter die - wohl berechtigte Frage - was an der Braunkohlegewinnung noch nostalgisch bleiben soll, wenn - wie in der oben besagten Krimi - Folge - der hier als fiktiv verantwortliche Kriminalhauptkommissar Reuter von jener Qualität des Braunkohlebrikett mit dem dortigen Namen " Olympia " ( nicht nur zu DDR - Zeiten heißt es " Rekord " ) schwärmerisch erzählt?

Es dürfte wohl auch damit zusammenhängen, dass mit der Auflösung des zweiten deutschen Staates auch der Niedergang der Braunkohlegewinnung einherging. Damit verloren viele Menschen ihre wirtschaftliche und berufliche Existenz. Sie mussten sich auf die neuen Bedingungen ein - und umstellen. Das gelang nicht allen ehemaligen DDR - Bürgern. Zu den so genannten Wendeverlierern zählte denn auch der in jener " Soko Wismar " - Folge dargestellter, einstige Braunkohlehändler. Er wurde nach der - erforderlichen ? - Umstellungen bei von der reinen Kohleheizung, den Kohleöfen, auf andere Heizungsarten, alsdann berufs - und damit einkommenslos.

So vegetierte der vormals wohlhabende Mann in seinem Einfamilienhaus, das den Charme der hinweg gefegten DDR und den damaligen Lebensumständen versprüht. 

Für einen Wessi wie ich noch immer einer bin, warf diese Folge aus der Krimi - Serie " Soko Wismar " auch Fragen auf. Was war denn so besonders an den " Rekord " Briketts, hergestellt irgendwo in der Lausitz, zwischen Cottbus - Nord, Hoyerswerder und Spremberg oder Halle - Leipzig und Altenburg - Quedlinburg?

https://de.wikipedia.org/wiki/Braunkohlebergbau   

Aber auch: Was geschieht und ist mit den Altlasten / Umweltschäden aus jenen Jahren ?   

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/wirtschaft/braunkohle-lausitz-abbaggern-revier-bergbau-tagebau-100.html

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/wirtschaft/moelbis-braunkohle-abbau-ddr-kohleausstieg-100.html

Dazu kam auch die Klarstellung, dass jene " Rekord " - Briketts nicht überall und für alle DDR - Bürger erhältlich waren. Je länger die sozialistische Planwirtschaft existierte, desto unmöglicher wurde es für den normalen DDRler, der abseits der kollektiv beheizten Plattenbauwohnungstristesse in herunter gekommenen Wohnungen lebte, Braunkohlebrikett zu erhalten. Was geliefert wurde, war zumeist Ausschuss, der mehr Schlacke produzierte denn Wärme. 

Ab den 1980ern wurde nämlich das heiß geliebte " Rekord " - Braunkohlebrikett auch im Rahmen von so genannten Kompensationsgeschäften in die Baumärkte des Klasnfeindes im Westen geliefert. Hier konnte sich der noch verbliebene Rest von Nutzern eines Kohleofens über spottbillige Brikett erfreuen. Östlich der Mauer indes war das " Rekord " - Brikett nahezu auf Tauschbörsen - Allzeithoch geklettert. Es wurde in der real existierenden Tausch - und Beziehungsklüngelwirtschaft zu einem Zahlungsmittel.

So erzählte mir meine bessere Hälfte denn dazu ihre Erlebnisse rund um das " Rekord " - Brikett, den Braunkohlebeheizungszwang und die damit verbundenen Bemühungen, den statt seiner auf den vergammelten Gehsteig vo der Behausung abgeladenen Ausschuss in die Wohnung im vierten Stock wuchten zu müssen und stellte dazu schlankweg fest:

" Ich habe die Braunkohlebriketts der Einheitsmarke " Rekord " nie gesehen! "

Es lebe der Sozialismus made in GDR?




DEVO  -  Working In The Coal - Mine  -  New Traditionalists   -  1981:






  

   




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!