Dauerhaft geschlossen


 


Als ich gestern Nachmittag vor der Ampelkreuzung Obere Hauptstraße / Bahnhofstraße stand, schwenkte mein Blick aus dem Fenster der Fahrerseite unwillkürlich in Richtung der dortigen Geschäfte. Dazu gehört auch ein Restaurant. Genauer gesagt ein griechischen Restaurant. An dessen Fassade standen Leitern. Auf denen zwei Männer irgendwelche Gegenstände hoch hievten. Beim näheren Hinsehen erkannte ich, dass der an der oberen Fassadenhälfte einst prangende Schriftzug mit dem Namen des Restaurants ein anderer war.

Ein späterer Blick in das all wissende Internet gab mir Gewissheit. Das vormals von einem Mann aus der Nachbarschaft betriebene Restaurant hatte " dauerhaft " seine Türen geschlossen.

Der inzwischen 61jährige Grieche musste aufgeben. Wegen Personalmangels, so ließ er es offiziell verlauten. Doch meine Vermutung ist eine andere. Er dürfte die Reißleine gezogen haben. 

Nach mehr als einem Jahrzehnt hat das Restaurant nun einen neuen Betreiber gefunden.

Für ehemaligen Inhaber heißt es aber: " Was nun? " 

Mit über 60 Jahren wird es selbst auf dem nahezu leer gefegten Arbeitsmarkt im Freistaat sehr schwierig noch eine adäquate Beschäftigung zu finden. In Betracht kämen allenfalls Tätigkeiten, die weder stark belastend, noch von der Qualifikation her, überfordernd sind.

Zwar ächzt das Gastronomiegewerbe unter der Last des Arbeitskräftemangels, doch hier werden eher jüngere, flexibel einsetzbare Mitarbeiter gesucht. Bundesweit sollen nach neueren Erhebungen zirka 44.000 qualifizierte Stellen unbesetzt sein. Insgesamt betrachtet dürften in den Bereichen Gastronomie - und Hotelgewerbe mehrere Hunderttausend Arbeitskräfte fehlen. Tendenz: steigend!

Eigentlich günstige Voraussetzungen für den einstigen Restaurantbetreiber. Doch die Arbeitsmarktrealität sieht anders aus. Immer noch herrscht in vielen Branchen der Jugendwahn. Was bedeutet, dass ein über 60jähriger nicht so ohne weiteres eine Anstellung erhält. Selbst in jenem - wegen der probelmatschen Arbeitszeiten, der einhergehenden körperlichen Belastungen sowie der eher mäßigen Entlohnung - Hände ringend nach Personal suchenden Gastronomiezweig.

Immerhin konnte der Nachbar einen Nachfolger finden. Das ist nicht unbedingt die Regel. Meist bleibt bei dem Abenteuer Selbständigkeit in dem rauen Gewässer dieser Branche immer ein Schuldenberg zurück, wenn der Betreiber dabei Schiffbruch erleidet.

Ob dieses auf hier der Fall ist, kann ich natürlich nicht sagen; wohl aber die von Berufs wegen erlangte Kenntnis, dass es eigentlich zu viele Restaurants oder ähnliche Betriebe gibt. So findet sich in diesen, nicht ganz einfachen Zeiten, denn immer öfter das Schild an der Tür, auf dem " Geschlossen " steht.  



ORANGE PEEL  -  Why Still Try To Change  -  1970:




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