Baltrum ´74, man war das ungemütlich!


 

Wir schreiben das Jahr 1974. Ich hatte seit mehr als einem dreiviertel Jahr meinen Kriegsdienst in Munster / lager hinter mich gebracht und dabei keine bleibenden Schäden, wie übermäßigen Alkoholkonsum oder den Zwang ständige Lobhudelei - Orgien wegen der dort angeblich vorhandenen Kameradschaft in das private Umfeld ablassen zu müssen, davon getragen.

 Nach einiger knapp 4 1/2 monatigen Stippvisite in den Geschäftsräumen meines einstigen Ausbildungsbetriebs, startete ich ab Mitte April den steinigen Weg über die Berufsaufbau - und Fachoberschule die Studienzugangsberechtigung zu erhalten. 

In den Herbstferien, die ich damals vom 30. September bis zum 12. Oktober wieder als Schüler genießen durfte, hatte ich einen Besuch meiner damaligen Bekannten Brigitte K. geplant. Die damals in einer Filiale der Sparkasse. Sie war damals eine so genannte Job - Hopperin. Deshalb blieb sie immer nur für einen kurzen Zeitraum und zog dann weiter.

So auch in dem Jahr 1974. Brigitte hatte ihre vorherigen Aushilfsarbeit in dem Büro bei der Herm. Altenburg KG in Bückeburg geschmissen und tauschte diesen gegen einen auf der ostfriesischen Insel ein.

Über jenes, für mich einmalige Abenteuer, einen Teil der Schulferien außerhalb der elterlichen Umgebung, zu der ich zum Ende der Barras - Zeit zurückgekehrt war,  allein abzureißen, gibt es bereits einige Einträge in meinem Blog:

 https://lobster53.blogspot.com/2017/07/bad-eilsen-nemersiel-baltrum-und-zuruck.html


https://lobster53.blogspot.com/2017/11/baltrum-ohne-geld.html


https://lobster53.blogspot.com/2009/10/some-kind-of-magic-mushrooms-part-ii.html


Da ich nicht die gesamten 14 Tage der Kartoffelferien auf der ostfriesischen Insel verbrachte, waren doch tatsächlich noch zwei sonnige Herbsttage dabei. Während der acht Tage auf Baltrum hatte es nur gewindet. Mein länger werdendes, damals noch volles Haar, wurde bei den täglichen Spaziergängen ordentlich zerzaust. Wei ich dabei nur eine leichte  Cordjacke, einen Pullover und Jeans trug, wurde es dadurch ungemütlich. Die steife Brise drang locker durch meine eher ungeeignete Kleidung und ließ mich frösteln.   

Ich bewegte mich bei den Spaziergängen am Strand schneller, um das Frösteln abzumildern. Damit erreichte ich zwar immer schnellere Zeiten beim Umrunden der nur 6,5 Km²  großen Insel. Das Frösteln blieb allerdings. ich hatte eben für die herbstlichen Wetterbedingungen an der See die falsche Kleidung dabei. Keinen Friesennerz, keinen wärmenden Pullover und auch die ältere, bereits stark ausgewaschene Jeans zeigte sich als zu dünn, um dem starken Wind zu trotzen. So fröstelte ich immer wieder vor mich hin. Ich hatte allerdings keine andere Bekleidung, weil ich zu jener Zeit, in der ich erneut unter dem elterlichen Dach in einem 14 m² -Loch hockte, zum einen nur begrenzten Platz zur Verfügung stehen hatte, somit keinen größeren Kleiderschrank aufstellen konnte; zum anderen mein Geiz auch beim Klamottenkauf ständig obsiegte.

In meiner Not zog ich damals einen wärmeren Pullover der Brigitte K. an, die ich nun Mal auf einer Insel besuchte und, die zwar selbst nicht viel Klamotten in ihrem noch kleineren Souterrainzimmer unterhalb der Sparkassenfilialräume legen konnte, jedoch einen Winterpullover mitgenommen hatte. Und der rettete mich über die nächsten Tage vor dem kühlen Herbstwind an der See.

Brigitte K. schilderte mir während des Kurzaufenthalts ihre künftigen Pläne. Sie wollte  die Insel, auf die sie wegen ihrer Heroinsucht, vornehmlich aber aufgrund ihres problematischen Elternhauses, das von einem, sich autoritär gebärdenden Vater, einem pensionierten Oberstleutnant der Bundeswehr, geprägt war, aber aus nicht erwiderter Liebe zu einen ebenfalls drogensüchtigen jungen Mann aus Bückeburg, geflohen war, im Frühjahr 1975 wieder verlassen und in Zürich bei einer Schweizer Bank arbeiten.

Ich nahm ihr Vorhaben zur Kenntnis. Unsere Beziehung hätte eh keine Zukunft gehabt. Die Lebensplanungen waren zu verschieden. 

Als ich mich von ihr an dem Fähranlieger verabschiedete zerzauste dieser kühle Herbstwind unsere Haare. Ich hatte ihren geliehenen Winterpullover längst wieder ausgezogen und auf ihren Klamottenstapel zurückgelegt, der irgendwo in der Ecke des vielleicht 10 m ² großen Souterrainzimmers von Brigitte angelegt worden war. 

Der kräftige Herbstwind hatte allerdings einen wesentlich Vorteil. Er trieb die dunklen Wolken vor sich her.  Weshalb der Regen nur auf dem Festland herunter ging. So wurden wir beim Abschied nicht nass.

Ich besuchte Brigitte zusammen mit einem Bekannten während der Osterferien 1975 in Zürich. Sie war immer noch auf Droge. Wir schrieben uns noch einige Male. Sie besuchte im Sommer ´75 einige Freunde in Bückeburg, Wir trafen uns zufällig bei " Kanbach " in Münchehagen. Danach brach der Kontakt ab.

Ich sah Brigitte K. nie wieder.

 .

HANNES WADER  -  Rohr im Wind  -  7 Lieder  - 1972:



WISHBONE ASH  -  Blowin´ Free  -  Argus  -  1972:


 


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