Mülheim Spezial Teil II

 



Nachdem ich mit mehr als 6 Stunden Verspätung am Mülheimer Hauptbahnhof eingetrudelt war, meine drückende Blase erleichtern konnte, trieb es mich in der Menschenmasse dem Ausgang zu. Dorthin, wo sich üblicherweise der Taxistand befinden sollte. Das ich auch am Mülheimer Bahnhof so.

Ich wurde schnell mit einem Taxifahrer mit Migrationshintergrund einig. Ihm war - wie sollte es auch anders sein ? - die Adresse des VW - Autohändlers. Okay, 19, 10 Euro für etwas mehr als 4 Kilometer ( Luftlinie ) sind nun nicht gerade billig. Doch: Auch Taxiunternehmen müssen überleben! Ich runde auf 20,00 Euro auf!

Dann war ich auf dem Gelände des Automobilhändlers Gottfried Schultz. Einer Niederlassung von mehr als einem Dutzend. PKWs, wohin meine ermüdeten Augen blickten. Wer soll diese alle kaufen?

Nun, ja, VW geht es wirtschaftlich nicht gerade so gut. Aber, das war nicht der Auslöser für unsere Entscheidung einen ID 3 zu leasen. Mit patriotischen Geschisse ist bei uns kein Blumentopf zu gewinnen. Wir verhalten uns nicht nur beim Konsumverhalten eher als Kosmopoliten. 

Nach einem Rundgang quer durch das Riesengelände und über zweifaches Nachfragen, gelangte ich dann an den Pavilion " Gebrauchtwagen ". Als ich das hörte, war es für mich schon so eine Art Herunterstufung. So, wie es viele Händler im nahen München einen Kunden spüren lassen, wenn dieser die Secondhand - Variante präferiert. 

Der Mitarbeiter, den wir bereits per Telefon - und Mailkommunikation kannten, entpuppte sich denn als äußerst höflich und zuvorkommend. So, wie ich es erwartet hatte. Nach einer kurzen Abwicklungszeit bei einer Tasse Kaffee, übergab er mir dann die Autoschlüssel, parkte den VW aus dem sehr engen Bereich vor dem Haupteingang aus und wünschte mir eine gute Fahrt. 

Das Abenteuer Rückfahrt von West nach Süd begann um 17.30 Uhr!

Dass die Autobahnen - nicht nur, aber ganz besonders - in NRW um diese Zeit einen permanenten Stau zu ertragen haben, war mir bereits vor mehr als 4 Jahrzehnten bekannt. Doch irgendwie bekam ich das ständige Gefühl in 2024 ist es wesentlich schlimmer geworden. Es war längst dunkel. Nach der Auffahrt auf die A 40 schwamm ich mit knapp 80 Km/h, 6streifig in Richtung Duisburg. Am Kreuz Kaiserberg bog ich dann auf die A 3 in Richtung Köln ab.  

Jetzt lagen noch zirka 550 Kilometer vor mir. 

Vorbei an Leverkusen, den südlichen Stadtteilen von Köln bis Bonn und von dort weiter in Richtung Frankfurt. Die Batterieanzeige hatte längst die erste Hälfte unterschritten als ich das Frankfurter Kreuz so gegen 21.00 Uhr passierte, um mich weiter auf der A 3 nach Würzburg führen zu lassen.  Auf dem Display zeigte mir die Batterieanzeige nur noch knapp 30 % an. So langsam sollte ich mir eine Ladestation aussuchen. Doch die angesteuerte Autobahntankstelle " Weibersbrunn " hinter Aschaffenburg an der A 3 konnte zwar eine Ladeeinheit vorweisen, doch die befindet sich aktuell auf der gegenüberliegenden Seite der Rastanlage. Der Weg dahin wäre eigentlich reine Routine gewesen,   

Wäre! War es aber nicht, denn den mir von einem Mitarbeiter in der Tankstelle beschriebenen Weg konnte ich auf beim dritten Versuch nicht finden. Eine Mauer von davor geparkten LKW hatte diesen versperrt. Leicht frustriert zuckelte ich an Hunderten von " Brummis " vorbei, die auf der Raststätte einen Zwischenstopp eingelegt hatten. 

Wieder auf der A3 fahrend, startete ich einen neuen Versuch. Inzwischen hatte ich die Landesgrenze zu Baden - Württemberg überfahren. Ich suchte mir von den anzeigen Lademöglichkeiten einen " Tesla Supercharger " aus, der sich am Rand der Gemeinde " Wertheim" befindet. Nach einigen zusätzlichen Kurven und gefahrenen Schleifen rund um die Station in der Nähe einer Tankstelle, erreichte ich Musk´s Ladeeinheiten.

Nach mehreren Anläufen, einigen Telefonaten mit meiner besseren Hälfte und der in Berlin verweilenden Tochter, stellten wir fest, dass " Tesla " nicht mit anderen Ladekarten kompatibel ist und sich nur für die eigenen E - Fahrzeuge eignet.

Pech gehabt! Blöder Musk!

So fuhr ich unverrichteter Dinger aus dem Ort zurück in Richtung A3 zurück. Dass auch der nördlichste Zipfel Baden - Württembergs, dort an den fränkischen Teil Bayerns angrenzend, tiefste Pampa ist, wurde mir nicht nur beim Suchen nach der nächsten Ladestation klar. Dafür weist die Kleinstadt 22 Ladepunkte mit 137 Säulen auf. Und eine dieser Ladepunkte suchte ich gegen 22.00 Uhr auf. 

An der Straße " Almosenberg 2 " befindet sich eine " EnBW " - Ladestelle. Ich parkte den ID 3 rückwärts in die Parkbucht ein, zeiget die Ladekarte vor, koppelte das Fahrzeug mit dem Kabel an und drückte auf den Autoschlüssel, um den Vorgang zu starten.

Endlich! Es war vollbracht! Ich rief meine bessere Hälfte an und meldete dort Vollzug. Dann setzte ich mich in das vorgewärmte Auto. Draußen war es ungemütlich. Ein kühler Wind pfiff die Straße herauf. Nach einem Kaffee aus der mitgebrachten Thermoskanne, aß ich die letzte Stulle und den Rest Obst auf, das ich von der DB - Irrfahrt noch übrig hatte, auf.

Ich verließ das Auto und schlenderte einige Hundert Meter auf dem gepflegten Gehsteig entlang. Gegenüber schlugen lose Leine einiger Fahnenmasten, die zu einem Autohaus gehörten, im Wind. Zu dieser Zeit war kein Mensch, kein Auto, kein Tier zu sehen oder zu hören. Der Ort meines Begehrens zeigte sich von seiner ständigen Seite; er war mucksmäuschenstill. Ich ging zum PKW zurück. Die Batterie war bereits bis knapp zur Hälfte aufgeladen.

Nach 40 Minuten ertönte das Signal. Ladevorgang beendet.

Ich koppelte das Kabel vom Auto ab, steckte es zurück in die Säule, stieg wieder ein und fuhr los in Richtung A 3. Allerdings in Richtung Frankfurt am Main, denn das unter " Zuhause " einprogrammierte Ziel hieß nicht Eching bei Freising, sondern Haltern am See in Nordrhein - Westfalen.

Nach einigen Kilometern bemerkte ich meinen Irrtum und nahm die nächst Möglichkeit, um in Richtung Würzburg zu gelangen und dort gelangte ich nach einigen Kilometern wieder auf die A 3. Die Autobahn führte mich dann in Richtung Fürth und Nürnberg bis zum Autobahnkreuz Nord zu der A9. Von dort waren es immerhin noch 146 Kilometer. Da die Batterie bei dem ersten Ladestopp nur zu 80 aufgefüllt war, entschloss mich deshalb in Ingolstadt erneut aufzuladen. Es war mittlerweile 3.00 Uhr morgens. 

Nach knapp 40 Minuten hatte ich die Batterie wieder zu 80 % gefüllt, um problemlos nach hause zu gelangen.

Dort kam ich gegen 5.00 Uhr heile an.

Ein Tag nach Mülheim an der Ruhr und zurück.   Ein kleines Abenteuer?




GROBSCHNITT  -  Mülheim Special  -  Solar Music Live  -  1978:




  

 

      


 

  

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